Der FC Bayern und sein Barcelona-Plan
Wie im Fußball waren auch die spanischen Basketballer Vorbild für Trainer Svetislav Pesic, der die Katalanen selbst trainierte. Und in Zukunft?
München - Pep Guardiola, Matthias Sammer, Bastian Schweinsteiger und Uli Hoeneß – die Bayern-Granden – waren alle gekommen zum ersten Auftritt des FC Bayern Basketball gegen eine europäische Spitzenmannschaft. Der Test gegen den FC Barcelona ging zwar erwartungsgemäß verloren (78:85), war aber der glanzvolle Start in die Meistersaison. „Für uns war es eine sehr wertvolle Erfahrung, gegen eine so gut harmonierende Mannschaft wie den FC Barcelona anzutreten“, sagte Bayern-Trainer Svetislav Pesic damals, im September 2013.
Ein Jahr später ist der Unterschied zwischen beiden Mannschaften immer noch groß, aber der FC Bayern hat merklich aufgeholt. Das Hinspiel in Barcelona vor einem Monat ging mit nur zwei Punkten (81:83) verloren: „Wir haben in Barcelona eines unserer besten Spiele der Saison geliefert“, blickt Svetislav Pesic zurück, fügt aber an: „Barcelona hat nach wie vor andere Ziele als unsere Mannschaft, besonders in der Euroleague.“ Barcelona will den dritten Titel, Bayern in die Zwischenrunde. „Wir haben definitiv eine Chance“, ist sich John Bryant mit Blick auf das Spiel am Donnerstag (20.15 Uhr, Sport1) sicher. „Letztes Jahr dachte keiner, dass wir eine Chance gegen Madrid haben – und wir haben hier gegen sie gewonnen. Es wird ein Kampf, ein Willenstest.“
Auf Kampfansagen verzichtet der Bayern-Center: „FC Barcelona, das ist ein Statement für sich selbst. Eines der besten Teams in Europa und das schon lange.“ Diesen Umgang pflegen auch die Fußballabteilungen der Vereine. Zwischen München und Barcelona fliegen keine Giftpfeile, man spricht in höchsten Tönen voneinander. Vor einigen Jahren dominierte der FC Barcelona den europäischen Vereinsfußball, gewann in sechs Jahren drei Champions-League-Titel – der Spielstil war Vorbild für die Bayern. Inzwischen ist der damalige Erfolgstrainer der Katalanen, Pep Guardiola, beim FC Bayern und will mit seiner neuen Mannschaft zurück auf den europäischen Thron.
Die Entwicklungen der letzten Jahre deuten auf eine ähnliche Entwicklung im Basketball hin. „Basketball ist in Spanien, speziell in Katalonien, sehr wichtig“, erklärt Pesic. „Nach dem Fußball beim FC Barcelona ist der Basketball die zweite wichtige Sache für die Katalanen.“ Auch hier findet sich die Trainerparallele zwischen Barcelona und München. Im Jahr 2002 verpflichtete Barcelona den heutigen Bayern-Trainer Pesic: „Ich weiß genau, warum sie mich geholt haben: Das Final Four war in Barcelona und sie wollten endlich gewinnen.“ Den Druck hatte Pesic nicht mitbekommen: „Mein Spanisch war nicht so gut, ich wusste nicht, was los ist – das war super.“
Er konnte in Ruhe arbeiten und führte den FC Barcelona 2003 zum ersten Titel in der Euroleague. „Beim Kaffee am Morgen nach dem Sieg habe ich erst verstanden: Wenn wir nicht gewonnen hätten, wäre es eine Katastrophe gewesen.“
Elf Jahre später hat Svetislav Pesic beim FC Bayern den Grundstein für ein europäisches Topteam gelegt. „Die Leute in Katalonien leben mehr mit Basketball als wir in Deutschland. Sie haben großen Respekt vor allem, was der FC Bayern Basketball geleistet hat. Sie freuen sich wirklich, dass ein neuer Basketballverein in Deutschland existiert, das merkt man, wenn man mit den Basketballern spricht.“
Diese Freude über den Aufstieg der Münchner Basketballer wird aber vergänglich sein, prophezeit Pesic. Auch in Deutschland hätten sich zunächst alle gefreut, bis der FC Bayern erfolgreich spielte. „Dann war nicht mehr alles super. Das wird in ein paar Jahren auch in der Euroleague so sein, wenn wir richtig angreifen.“
Am Donnerstag wird man nach dem Spiel vielleicht die ersten Anzeichen davon sehen können. Nach dem Testspiel letztes Jahr sagte Barcelonas Trainer Xavi Pascual: „Es war eine Ehre, hier in München gewesen sein zu dürfen. Wir haben heute eine sehr schöne Partie mit einer tollen Atmosphäre und perfekten Organisation gesehen.“
Eine typische Bayern-Barcelona-Aussage. Sollte Pesic recht haben, dürfte sich Pascual am Donnerstag verhaltener äußern, zumindest wenn Bayern diesmal wirklich die Sensation schafft und die Giganten aus Katalonien schlägt. Pep Gurdiola wird jedenfalls wieder an der Seitenlinie sitzen. Florian Schmidt-Sommerfeld