Der FC Bayern auf Eis

Seit 2011 gewinnt der ESC Planegg ein Spiel nach dem anderen – die Frauen sind die erfolgreichste Eishockey-Mannschaft Deutschlands. Dennoch bleibt der Spielbetrieb ein Verlustgeschäft
AZ: Herr Lehmann, seit November 2011 haben Sie mit Ihrer Eishockey-Frauenmannschaft vom ESC Planegg nicht ein Spiel verloren. In der Bundesliga stehen Sie vor dem dritten Meistertitel in Serie. Sind Sie unbezwingbar?
MICHAEL LEHMANN: Nein. Wir befinden uns einfach auf einem sehr guten Weg. 2010 haben meine Mädels sogar das Triple geholt – sie waren Deutscher Meister, Pokalsieger und haben die Europaliga gewonnen. Das dürfte vielleicht sogar den FC Bayern etwas neidisch machen.
Sind Sie der FC Bayern auf Eis?
Wir werden aufgrund unserer Erfolge schon öfter mit dem FC Bayern verglichen. Aber das sind natürlich völlig verschiedene Welten – nicht nur, was den Untergrund betrifft. Im Fußball wird mit Millionen jongliert. Frauen-Eishockey ist hingegen ein reiner Amateursport. Und so verdienen unsere Spielerinnen auch kein Geld, sondern zahlen drauf.
Daran haben auch die Titel nichts geändert?
Leider nicht. Auch wenn wir mit gut 70000 Euro einen der höchsten Saisonetats der Bundesliga haben. Der ESC kommt zwar für die Fahrtkosten zu den einzelnen Spielen und die Übernachtungen auf, gerade wenn es in der Europaliga nach Wien, Zürich oder Bratislava geht. Den Rest - wie Ausrüstung, Material und Trainingsfahrten – zahlt jede Spielerin aus der eigenen Tasche.
Was meinen Sie mit Trainingsfahrten?
Wir haben keine eigene Eishalle. Und so findet das Training entweder in Bad Tölz oder Grafing statt. Das ist mit sehr viel Aufwand und Kosten verbunden. Aber daran wird sich so schnell nichts ändern. Zumal ja nicht nur wir mit schweren Bedingungen zu kämpfen haben. Dem EHC Red Bull München geht es ja auch nicht viel besser. Die müssen sich das Eis mit anderen Vereinen und Eisläufern teilen - und die spielen in der DEL. Das ist schon eine absolute Katastrophe hier in München. Die Olympia-Eishalle ist die einzige überdachte Eishockeyfläche der Großstadt.
Das bringt die Planegg Penguins allerdings nicht von der Erfolgsspur ab.
Nein. Unser Glück ist dabei die gute Zusammenarbeit mit den Vereinen aus dem Umland – wie Bad Tölz, Grafing, Rosenheim oder Landshut. Die kümmern sich um die Jugendarbeit und stellen uns dann ihre Talente zur Verfügung. Auch in München gibt es mit dem Münchner EK oder dem MEKJ gute Anlaufstellen für Anfänger.
Der ESC Planegg hat kein eigenes Jugendteam?
Dafür fehlt uns die Breite. Wir haben nur ein Team. Frauen-Eishockey ist nun mal kein Sport wie Fußball oder Basketball – da kann man viel einfacher eine Mädchenmannschaft aufstellen und aufbauen. Unsere Mädels kommen aus dem Umland, spielen in den Jungenteams mit, bis die physischen Unterschiede einfach zu groß werden. Und so trainieren Spielerinnen mit 13, 14 Jahren schon bei uns mit. Ab 15 können sie dann schon an Punktspielen teilnehmen.