Der erste Eklat: Fotografen lassen Klinsmann abblitzen
Eklat bei der ersten Pressekonferenz des neuen Bayern-Trainers: Weil Klinsmann nicht von Blitzlichtgewitter und Kamerageräuschen gestört werden wollte, verließen die Bildreporter geschlossen den Raum.
MÜNCHEN Verständnis sollten sie doch haben, so die Bitte von Mediendirektor Markus Hörwick. Denn der neue Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann habe es nicht so gerne, wenn bei einer Pressekonferenz wie am Mittwoch in der Allianz Arena auf dem Podium sitze und dann das Fotografieren losgehe. Er sei allergisch gegen Blitzlicht, und das Geräusch der Kameras störe ihn. Also äußerte er auf Wunsch von Klinsmann vorab die Bitte, den neuen Coach nur in den ersten drei Minuten zu knipsen – und dann Schluss zu machen.
Gemurmel unter den etwa 25 anwesenden Fotografen aller großen Agenturen. Als Klinsmann mit Bayern-Manager Uli Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge die Bühne betrat, blieb es still. Keine Kamerageräusche. Kein Blitzlicht. Stattdessen Bewegung. Geschlossen standen die Fotografen auf, packten zusammen und kehrten dem Podium den Rücken. Somit gab es gestern kein Bild von der ersten Pressekonferenz Klinsmanns seit Amtsantritt am Montag. Der erste Eklat.
„Ich finde es gut, dass es bei den Fotografen Einigkeit gab. Drei Minuten halte ich für zu kurz, man muss mit dem Verein sprechen“, sagte Markus Gilliar, Fotografensprecher des Verbandes deutscher Sportjournalisten. Hans Rauchensteiner, der seit 36 Jahren die Bayern begleitet und fotografiert, erklärte der AZ den geschlossenen Rückzug: „Es sollte ein Zeichen an den FC Bayern sein. Wir lassen uns nicht alles gefallen. Das kann’s doch nicht sein. Wir sehen darin unsere Arbeitsmöglichkeiten beschränkt.“
Nur drei Minuten und dann raus: Klinsmann wünscht sich ähnliche Verhältnisse wie zahlreiche Popstars, die bei Konzerten über die Veranstalter verfügen lassen, dass nur zu Beginn eines Konzerts, in den ersten Minuten, fotografiert werde, weil die Blitzlichter stören. Bei einem Künstler noch zu verstehen – aber welche Show muss ein Trainer auf einer Pressekonferenz darbieten? Klinsmann empfinde das Geklicke wie Geballer aus Maschinengewehren, heißt es aus seinem Umfeld.
Die Fotografen können das nicht verstehen. Rauchensteiner: „Vielleicht wissen das die Herren nicht: Auch ein Portrait-Foto ist eine Heidenarbeit. Du musst dir verschiedene Positionen suchen, brauchst mal das Logo im Hintergrund. Am Anfang schaut er professionell drein, wird aber später plötzlich durch eine witzige Frage zum Leben erweckt und lacht – das sind die Motive, die wir brauchen.“
Während Klinsmann nur milde lächelte über den Rückzug der Fotografen, schaute Hoeneß mürrisch. „Er wird sich sicher nicht gefreut haben über unsere Aktion“, bemerkte Rauchensteiner, „aber in drei Minuten kannst du nichts machen. Wenn wir das wissen, gehen wir künftig gar nicht mehr hin.“ Gilliar regt an: „Ich fände es grundsätzlich gut, die ganze Zeit fotografieren zu lassen." Ob Klinsmann das zulässt? ps/fk