Der EHC steht noch blank da

Der Eishockey-Zweitligist hat trotz eines großen Zuschauerbooms im Moment noch keinen Brustsponsor für die neue Saison: „Das ist schon traurig.“
MÜNCHEN Anfang August startet der EHC München in eine neue Eiszeit. Doch trotz der vergangenen Wahnsinnssaison, die in der Vizemeisterschaft gipfelte, steht das Team von Trainer Pat Cortina aller Wahrscheinlichkeit oben ohne da, das heißt mit blanker Brust. Wie die AZ exklusiv erfuhr, sind die Verhandlungen mit allen potenziellen Hauptsponsoren für die neue Saison gescheitert. „Das stimmt leider. Wir stehen im Moment ohne Brustsponsor da und es ist auch nicht so, dass neue Anwärter gerade Schlange stehen“, bestätigt Präsident Jürgen Bochanski.
Doch die kommende Saison ist trotzdem gesichert, die Gesellschafter um Bochanski sichern die Finanzierung ab. „Jede Saison, die wir beginnen, spielen wir auch zu Ende, keine Frage", sagt Bochanski, doch seine Enttäuschung kann er nicht verbergen. „Klar ist das schon traurig, da ist man manchmal frustriert. Wenn man überlegt, was wir in der letzten Saison erreicht haben – und am Ende hat man dann doch noch keinen Brustsponsor. Es kann nicht sein, dass immer nur Bochanski und Co. für eine Zukunft von Eishockey in München Signale setzen. Irgendwann muss auch mal die Münchner Wirtschaft ein Zeichen setzen.“
EHC: Der Zuschauerschnitt stieg um fast 800
Denn bei Zweitligisten, die noch nicht einmal Einnahmen aus Fernsehgeldern erhalten, werden etwa zwei Drittel des Etats über Sponsoren abgedeckt. Der Rest über Eintrittsgelder. Und da hat der EHC vergangene Saison eine echte Erfolgsgeschichte hingelegt. Der Zuschauerschnitt (Playoffs eingerechnet) wurde um fast 800 auf 2314 gesteigert. Trotzdem ist der EHC der einzige Eishockeyverein in den ersten drei Ligen, der keinen Trikotsponsor hat. Deswegen zieht man beim EHC erste Konsequenzen. Der Agentur actori, die für die Sponsorenakquise zuständig war, wurde die Exklusivität entzogen. „Das stimmt. Das haben wir uns sicher anders vorgestellt“, sagt Bochanski, „es geht um etwa 300000 Euro. Dafür kriegt man beim Fußball nicht einmal eine Bande.“
Beim EHC laufen nun vor der neuen Eiszeit die Telefone heiß, es wurden neue Agenturen kontaktiert. Weltweite Finanzmisere hin, Sponsoren-Ignoranz her, den von Trainer Cortina stets eingeforderten Kampfgeist haben sie beim EHC weiterhin. „Wir haben immer gesagt, es gibt drei Komponenten, um das Projekt EHC hier erfolgreich zu gestalten: Wir müssen sportlich erfolgreich sein, die Zuschauer müssen kommen und den Verein im Herzen tragen, und die lokale Wirtschaft muss dahinterstehen. Zwei der drei Komponenten haben wir geschafft und nur, weil die Entwicklung der Wirtschaft noch hinterherhinkt, verlieren wir nicht den Glauben“, sagt Bochanski, „wir kriegen das hin. Die brauchen halt noch ein bisschen, um zu erkennen, wie angesagt Eishockey in München jetzt ist.“ Jedenfalls heißt es nun: Sponsor dringend gesucht.
Matthias Kerber