Der edle Ersatzmann

Martin Kaymer ist beim traditionsreichen Ryder Cup nur als Reservist dabei. Seine Schläger ließ er deswegen gleich mal daheim.

LOUISVILLE Die erste Lehrstunde gab es für Nick Faldo schon am Mittwoch, zwei Tage vor dem heutigen Auftakt des Ryder Cups. Der englische Kapitän des europäischen Teams wurde von einer TV-Kamera gefilmt, wie er auf einem Zettel die streng geheimen Zweier-Pärchen für die Doppel-Paarungen gegen die USA notierte. Vermerkt mit Initialen. S.G. etwa für Sergio Garcia, L.W. für Lee Westwood, P.H. für Padraig Harrington.

Bevor Faldo den Lapsus zugab, bemühte er noch die peinliche Ausrede, das sei nur die Bestell-Liste der Spieler fürs Mittagessen gewesen: „Da stand nur drauf, wer Thunfisch will, Salami oder Schinken.“ Das sorgte schließlich für große Heiterkeit bei den Reportern.

Wenig Grund zur Freude gab es freilich zuletzt für Martin Kaymer. Deutschlands bester Golfer schien lange gesetzt, als einer der zwölf Europäer zum Kontinentalduell nach Louisville in Kentucky zu fahren. Nach seinem Triumph bei den BMW International Open Ende Juni in Eichenried lag er zwischendrin sogar auf dem fünften Platz der europäischen Rangliste.

Doch dann starb Anfang Juli Kaymers Mutter an Krebs, und auch wenn der 23-Jährige nach außen hin weiter gefasst wirkte, er schaffte es nicht mehr, Siege und Spitzenergebnisse zu wiederholen. Als er beim Turnier in Gleneagles Ende August schon am Cut scheiterte, war der Traum vom Ryder Cup geplatzt. Immerhin nominierte ihn Nick Faldo jetzt als Ersatzmann, weshalb Kaymer an den drei Tagen wenigstens als Zuschauer auf der Tribüne sitzt. Ohne Hoffnung auf einen Einsatz, denn seine Schlägertasche ließ er gleich einmal zuhause im Rheinland. „Ich bin nur als Gast hier“, sagte er, „ich hoffe, dass alle, die sich qualifiziert haben, auch spielen. Sie haben es verdient.“ Edler klang ein Reservespieler selten.

Vielleicht schafft er es ja beim nächsten Ryder Cup 2010, im walisischen Newport. Dann gibt es auf Nick Faldos Zettel neue Initialen. M.K.

fk