Der deutsche Abfahrer? Ein Exot

Stephan Keppler, der einzige DSV-Starter, kommt als 28. ins Ziel. Und im Slalom fliegt Felix Neureuther raus. Streif-Chef fürchtet Auswirkungen auf Tourismus.
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Zu langsam für Spitzenplätze auf der Streif: Stephan Keppler.
Minkoff/Augenklick Zu langsam für Spitzenplätze auf der Streif: Stephan Keppler.

KITZBÜHEL - Stephan Keppler, der einzige DSV-Starter, kommt als 28. ins Ziel. Und im Slalom fliegt Felix Neureuther raus. Streif-Chef fürchtet Auswirkungen auf Tourismus.

Natürlich gab es auch Pfiffe. Ein Schweizer Sieg auf der Streif, das gefiel den wenigsten österreichischen Fans bei der Siegerehrung.

Die Läufer selbst nahmen es lockerer. Didier Defago, Michael Walchhofer, Klaus Kröll, die am Abend brav beieinander saßen. Und als es um die Atmosphäre ging, sagte ein Reporter: „Eine Rivalität, eine Stimmung wie bei einem Ländermatch gegen Deutschland." Worauf der Salzburger Walchhofer dem Walliser Defago auf die Schulter patschte und meinte: „Didier, da bist du ja unser Deutscher.“ Und alle drei lachten. Es lässt sich auch leicht frozzeln, für Österreicher und Schweizer.

Denn wie sich nun zeigte, haben sie zur Zeit keinen Deutschen. Keinen, den sie als Konkurrenten fürchten müssten.

Stephan Keppler war der einzige DSV-Abfahrer. Er ging mit Nr. 35 ins Rennen. Die Tribünen waren da schon halb leer, und als er über den letzten Sprung kam, meinte der Zielsprecher: „Auch er hat einen Applaus verdient.“ Das sagen sie normalerweise bei Läufern aus Jordanien, Honduras oder Burkina Faso. Der deutsche Abfahrer, ein Exot. Die Nachfolger von Sepp Ferstl, Markus Wasmeier & Co. versagen. Keppler kam auf Platz 28, das waren drei Pünktchen für den Weltcup und die einzigen deutschen am Wochenende. Denn tags darauf im Slalom schied Felix Neureuther nach Platz neun im ersten Lauf im zweiten Durchgang aus, Stefan Kogler und Fritz Dopfer kamen erst gar nicht ins Finale.

„Ich könnte mich selber in den Hintern beißen“, klagte Neureuther, „gerade wenn ich mir das Podium anschaue." Denn bei der Zwischenzeit vor dem Ausrutscher lag er noch vor dem Südtiroler Patrick Thaler, der beim französischen Doppelsieg (Lizeroux vor Grange) Dritter wurde.

Nichts wurde es damit, den Triumph seines Vaters zu wiederholen. Den Erfolg von Christian Neureuther, der vor 30 Jahren hier gewann, 1979, als tags zuvor Sepp Ferstl bei der Abfahrt triumphierte.

Zeiten, an die selbst manche Österreicher wehmütig zurückdenken. Wie Peter Obernauer, Streckenchef der Hahnenkamm-Rennen. „Für uns wäre es wahnsinnig wichtig, wenn Ihr Deutsche wieder einen Siegläufer hättet's“, sagte der 63-Jährige der AZ, „dann hätten wir viel mehr Zuschauer aus Deutschland.“

Mehr als die zehn Unentwegten vom Felix-Neureuther-Fanklub, die gestern kamen. Ein tausendfaches Mehr, wie Obernauer schätzt. „Seit Ihr nimmer so gut fahrt, kommen aus Deutschland etwa 10000 Zuschauer weniger nach Kitzbühel als früher und auch viel weniger Touristen im Rest des Winters. Wir hatten zwar am Samstag 43000 Besucher bei der Streif, aber es fehlt die Rivalität so wie bei der Vierschanzentournee. Ich hoffe, dass ihr so in fünf Jahren in Kitz wieder einen Siegfahrer habt."

Das beste Zeichen für den alpinen deutschen Skisport wäre dann, wenn sie die Deutschen nicht mehr auslachen. Sondern auspfeifen. Wie jetzt die Schweizer.

Florian Kinast

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