Der Circus Colossus Maximus

Am Samstag treffen die Box-Hünen Tyson Fury und Wladimir Klitschko aufeinander. „Es werden dort zwei Gladiatoren gegeneinander antreten!“
Düsseldorf - Eines steht jetzt schon fest: Der WM-Kampf zwischen Weltmeister Wladimir Klitschko und seinem britischen Herausforderer Tyson Fury am Samstag (22.10 Uhr, RTL) in der Düsseldorfer Esprit-Arena vor rund 55 000 Zuschauern ist eine der monumentalsten Box-Schlachten aller Zeiten. Mit Klitschko (1,98 Meter/112 Kilo) und Fury (2,07 Meter, 118 Kilo) treffen zwei der größten Schwergewichtler der Geschichte aufeinander. „Das ist episch“, sagt Klitschko-Trainer Johnathon Banks, „es werden zwei Kolosse, zwei Gladiatoren gegeneinander antreten.“
Der Circus Colossus Maximus. Nicht oft in seiner Karriere musste der ukrainische Hüne in seiner Karriere seine Stahlhammer-Fäuste aufwärts fliegen lassen, doch Fury überragt Klitschko, hat zudem deutlich längere Arme. „Fury boxt aber nicht unbedingt wie ein großer Mann, er beugt sich vornüber“, sagt Klitschko über seinen in 24 Profikämpfen unbesiegten Herausforderer, „und lange Arme sind nicht immer ein Vorteil. Ja, du kannst den Gegner auf Distanz halten. Gleichzeitig brauchst du länger, um deine Hände nach einem Schlag wieder zu deinem Schutz zur Deckung zurückzubringen. Wir werden sehen, ob Tyson für die große Bühne bereit ist.“
Die große Bühne, die Klitschko-Show, an der schon viele Boxer vor dem Fight mental zerbrochen sind. Diese minutenlange Inszenierung, diese Gewitter aus (Licht-)Blitz und (Sound-)Donner zehrt an den Nerven. „Wladimir so zu sehen und Wladimir im Ring zu sehen, das sind zwei vollkommen unterschiedliche Welten. Wenn plötzlich dieser Muskelberg vor dir steht, wenn er dir seinen Stahlhammer-Blick gibt und sein Bruder Vitali hinter dir steht und dich mit seinem mahlenden Kiefern und den eisenharten Augen fixiert, dann realisierst du plötzlich, dass die Zeit für Mätzchen vorbei ist“, sagt Klitschkos Co-Trainer James Ali Bashir, der jahrzehntelang die rechte Hand der amerikanischen Trainerlegende Emanuel Steward war, der 2012 verstorben ist.
Zeit für Mätzchen. Die hat Fury immer, er versteht sich als Zirkus-Artist, der die Menschen unterhält, der den Kampf mit Ballyhoo, mit großer Show promoten will. Bei der Pressekonferenz Ende September erschien der 27-Jährige im Batman-Kostüm und lieferte sich eine wüste inszenierte Schlägerei mit seinem ewigen Nemesis, dem Joker. Dabei feuerte er die Weltmeister-Gürtel Klitschkos auf den Boden. „Es ist meine persönliche Mission, den Boxsport von so einer langweiligen Person wie Klitschko zu befreien“, pöbelte Fury, „wenn ich dir zuhöre, schlafe ich ein. Du hast das Charisma einer Unterhose.“
Gut gebrüllt, Löwe. Und Fury legt immer wieder nach. Er inszeniert sich als Bibelkämpfer, bezeichnete Klitschko als „Teufelsanbeter“, der der „schwarzen Magie“ anheimgefallen sei. „Ich liebe den Zirkus. Als ich klein war, wollte ich sogar Artist werden“, sagte Klitschko, der in seiner Freizeit gerne mal kleine Zauberstücke vorführt, etwa Geldscheine vor deinen Augen schweben lässt, der AZ: „Es ist eine große Kunst, Leuten, die wissen, dass ihnen nur Illusionen verkauft werden, diese so zu präsentieren, dass sie trotzdem an den Trick glauben und ihn für real halten Aber Tyson ist kein Artist, er ist nur ein Clown.“
Und Klitschko? „Wladimir hat magische Hände, er täuscht an, fintiert, führt dich vor“, sagt sein Coach Banks, „und dann schlägt sein Stahlhammer plötzlich aus dem Nichts ein, ohne, dass du ihn je gesehen hast. Das ist echte Kunst, echte Magie.“
Der Circus Colossus Maximus.