Der Buddha-Jogi

Bierhoff und Ballack streiten sich, die jungen Stars begehren auf, Stürmer Klose trifft das Tor nicht – doch der gelassene Bundestrainer Löw sitzt die aktuellen Probleme seines Nationalteams aus.
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Er lässt sich derzeit durch nichts aus der Ruhe bringen: Bundes-Buddha Jogi Löw.
Montage AZ Er lässt sich derzeit durch nichts aus der Ruhe bringen: Bundes-Buddha Jogi Löw.

Bierhoff und Ballack streiten sich, die jungen Stars begehren auf, Stürmer Klose trifft das Tor nicht – doch der gelassene Bundestrainer Löw sitzt die aktuellen Probleme seines Nationalteams aus.

ST.GALLEN Joachim Löw war bester Dinge. Ein paar Mal den Ball hochhalten, zwei, drei Übersteiger – ein netter Zeitvertreib in der Vormittags-Sonne von St. Gallen. Die Nationalspieler lagen im Schatten der Tribüne der AFG-Arena und dehnten sich. Löw freute sich. Blauer Himmel, gut gefrühstückt, 6:0 gewonnen. Das Leben eines Bundestrainers ist schön.

Könnte man meinen. Völlig wolkenlos ist es jedenfalls derzeit nicht rund um die Nationalelf. Da ist der fernmündlich ausgetragene Zoff zwischen Kapitän Michael Ballack und Teammanager Oliver Bierhoff. Zweitens ist da der Problemfall Miroslav Klose, als Ersatzkapitän völlig von der Rolle. Dazu kommt das schwelende Aufbegehren der jungen Garde um Schweinsteiger, Hitzlsperger und Lahm gegen die arrivierten Altstars. Doch Löw ficht das alles nicht wirklich an, er macht den Coolen. Freundlich, verbindlich, lässig. Probleme? Was? Wo denn? Nicht doch.

Und mit den Finnen treffen sie am Mittwoch (19.35 Uhr, ZDF live) auf einen Gegner, der vom Trainer nicht unnötig stark geredet werden muss. In der Qualifikation zur EM 2008 scheiterte Finnland nur knapp an Portugal und Polen. „Das wird ein ganz anderes Kaliber", sagte Löw vor dem gestrigen Abflug von Zürich nach Helsinki, „die Finnen sind gespickt mit Spielern von der Insel, aus der englischen Premier League. Da herrscht eine hitzige Atmosphäre. Da werden wir sehen, wie wir bestehen können." Angst habe er keine. Warum auch? Nicht doch. Löw lebt das Lässige vor, ließ seine Kicker ein wenig Basketball im Training spielen. Alles locker, alles easy, so soll es sein. Löw schweigt dazu. Er spielt auf Zeit. Der Jogi-Buddha sitzt die Probleme aus.

DER KAPITÄNS-ZOFF

Schon letzte Woche betonte der Bundestrainer, alles sei ausgeräumt. Dem ist nicht so. Kaum abgereist, legte der verletzte Kapitän Ballack nach, stichelte: „Die Nationalmannschaft hat schon gewonnen, als Oliver Bierhoff noch nicht ihr Manager war. Und auch zukünftig wird es für den Erfolg nicht entscheidend sein, ob Bierhoff Manager ist oder nicht.“ Bierhoffs ironische Antwort folgte gestern via „Bild“: „Da hat Michael nicht ganz Unrecht." Da Löw sich heraushält, sah sich nun DFB-Präsident Theo Zwanziger gezwungen, zu intervenieren. „Es gibt immer mal Meinungsverschiedenheiten, auch bei uns im Präsidium. Aber so etwas muss intern geklärt werden und darf nicht über die Medien immer am Laufen gehalten werden“, sagte Zwanziger und erklärte: „Nach der Berichterstattung der vergangenen Tage müssen wir aber aufpassen, dass sich das Thema in den Medien nicht verselbstständigt. Das ist unser gemeinsames Anliegen und daran werden wir arbeiten." Ein klarer Auftrag auch an Löw.

DER AUFSTAND DER JUNGEN

Löw gefällt es, wenn Hitzlsperger und Rolfes offen kundtun, dass sie die Positionen von Ballack und Frings streitig machen wollen. Auch das Abwehrduo Westermann/Tasci sieht sich als echte Alternative zur wackligen WM-Innenverteidigung Mertesacker/Metzelder. Löw beobachtet. Doch mit dem Kampf um die Plätze geht auch eine Neuordnung der Hierarchie einher.

DIE KLOSE–KRISE

Löw hält an seinem Sorgenstürmer fest, obwohl er im Kalenderjahr 2008 erst zwei Bundesliga-Tore für den FC Bayern erzielt hat und beim 6:0 gegen Liechtenstein der schwächste DFB-Akteur war. „Miro ist schon noch sehr wichtig für die Mannschaft“, betonte Löw, der ihn mit einer Verbannung auf die Bank nicht zusätzlich verunsichern will – obwohl Stuttgarts Mario Gomez wohl die bessere Ergänzung zu Lukas Podolski wäre. Klose selbst wehrte sich gestern, meinte: „Ich habe weder ein Kopfproblem, noch glaube ich nicht an mich.“ Dann ist ja alles gut. Oder nicht?

Patrick Strasser

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