Der Brands-Coup am Aumeister: Ein niederbayerisches Familienfest
Daniel Brands (21) zieht bei den BMW Open sensationell ins Halbfinale ein - und seine Eltern und Brüder sind live dabei.
MÜNCHEN Daniel Brands (21) charakterisiert sich gern als „eher ruhigen Typ“. Deshalb fiel die „riesige Freude“ über seinen Sensations-Coup bei den BMW Open am Freitag auch eher zurückhaltend aus. „Nur Glücksgefühle“, empfand der 1,96-m-Schlacks aus den niederbayerischen Kleinstadt Bogen (10000 Einwohner) bei Straubing, nachdem er sein erstes Halbfinale auf der ATP-Tour erreicht hatte. Richtig rauslassen kann er sie nicht. Noch nicht.
Dass sein Gegner, der Italiener Potito Starace, nach 38 Minuten beim Stand von 6:4, 1:1, 15:0 für Brands wegen einer Oberschenkelzerrung aufgeben musste, fand Daniel sogar „schade“. Denn: „Ich hätte gern länger gespielt – und den Matchball verwandelt.“
Brands darf ja noch länger spielen in München, seiner Wahlheimat (er trainiert in der TennisBase in Oberhaching). Am Samstag (ab 13 Uhr) im Halbfinale gegen den Russen Mihail Juschni, der vor zwei Jahren Philipp Kohlschreiber im Endspiel unterlegen war. Die beiden kennen sich flüchtig. „Ich habe letztes Jahr in Paris einmal mit Juschni trainiert, das Trainingsmatch war ausgeglichen“, erzählte Brands. Auch am Samstag rechnet er sich „eine Chance aus“. Obwohl Juschni als 64. der Weltrangliste um 77 Plätze besser notiert ist. „Mein Selbstvertrauen steigt immer mehr“, sagt Brands.
"Mit jedem Sieg wächst der Repekt der Gegner"
Zu verlieren hat er in München ohnehin nichts mehr. Er hat schon viel gewonnen: 20 000 Euro Preisgeld und 90 Weltranglisten-Punkte. Und die Sympathien des Publikums ohnehin. „Außerdem wächst der Respekt der Gegner mit jedem Sieg“, sagt sein Manager Ralf Scheitenberger. Der hat Wimbledon-Sieger Michael Stich in seiner Hoch-Zeit betreut. Und hofft nun auch für seinen aktuellen Schützling, dass die Kasse mal klingelt. „Als Nr. 141 der Welt ist es nicht so einfach, individuelle Partner zu finden“, sagt Scheitenberger. Adidas, Wilson und die TennisBase unterstützen Brands derzeit. „Doch allein für einen Coach muss man im Jahr zwischen 50 000 und 100 000 Euro berappen“, rechnet der Manager vor.
Trainer Markus Wislsperger, der es als Profi „um Position 400 rum“ gebracht hat, bevor ihn Verletzungen gestoppt haben, tourt mit Brands und dessen Base-Kumpels Florian Mayer und Dieter Kindlmann von Turnier zu Turnier. Er hat Kohlschreiber gecoacht, als der 2007 die BMW Open gewonnen hat. „Ich könnte jetzt sagen, ich weiß, wie’s geht“, sagt Wislsperger lachend. „Und es ist sehr viel Potenzial bei Daniel.“
Mit fünf hatte Brands erstmals einen Tennisschläger in der Hand – animiert von „meinen Eltern, die auch spielen“. Ehrensache, dass Mama Ingrid und Papa Karl-Bernd auf der Tribüne im Iphitos-Stadion live mitfieberten. Samt Daniels Brüdern Philipp, Julian und Simon. Ein Familienfest am Aumeister.
Die Unterstützung der Familie machte Daniels Profikarriere erst möglich. „Sie haben alles zum großen Teil mitfinanziert“, so Brands, der sich „nur auf meinen Job als Tennisprofi konzentriert“. Um Geld oder Ranglistenpunkte mache er sich keine Gedanken: „Wenn ich weiter gut spiele, kommt beides von alleine.“
Am Anfang der Iphitos-Woche haben sich Brands und Wislsperger mal das Siegerauto, den Z4-Sportwagen, den der Hauptsponsor zum Preisgeld von 71700 Euro spendiert, angeschaut. „Das Auto kommt näher“, sagte Brands gestern. Zwei Siege noch – und er sitzt drin. Aber er hat ja schon eins. „Einen KIA.“ Fährt auch.
Franz Meier