„Der Beste von allen“
Michael Schumacher (41) wagt das Duell der Generationen und tritt gegen Vettel (22), Rosberg und Hamilton (beide 24) an. Häkkinen, Lauda und Mansell glauben an ihn, Stewart und Stuck nicht.
MÜNCHEN Darf man Michael Schumacher „Grauer Star“ nennen? Schließlich hat der Rekordweltmeister unlängst zugegeben, dass er sich seit Jahren die Haare färbt. „Damit muss ich wohl leben“, antwortete Schumacher auf diese freche Frage eines Reporters. Wenn Schumacher am Sonntag (13 Uhr, RTL und sky live) wieder Teil der Vollgaswelt wird, beginnt ein Generationenduell. Hier die jungen Wilden, angeführt von Sebastian Vettel (22), Nico Rosberg und Lewis Hamilton (beide 24), dort Michael Schumacher (41), der längst zu einer anderen Generation gehört. Ob Schumi mithalten kann mit den Jungen oder zum alten Eisen gehört, beantworten hier fünf Formel-1-Veteranen:
Mika Häkkinen (Weltmeister 1998 und 1999): Der Finne war Schumachers Lieblings-Rivale. Entsprechend freundlich äußert sich Häkkinen, der nach seinem Rücktritt 2001 noch einige Jahre in der DTM für Mercedes fuhr, auch jetzt über dessen Comeback. „Ich kann verstehen, warum er das gemacht hat", sagte er, „du hast ein großes Haus, die Familie, die Kinder – aber manchmal ist das einfach nicht genug. Er hat noch immer das Feuer, das ist offensichtlich.“ Den Titel traut er Schumacher zu: „Er würde nicht zurückkommen, wenn er nicht davon überzeugt wäre, dass er diese jungen Burschen schlagen kann. Er ist nur um des Sieges Willen dabei", meinte er.
Nigel Mansell (Weltmeister 1992): Als Schumacher in die Formel 1 kam, war er einer der größten Stars der Szene. Mittlerweile ist der Brite mit dem Kämpferherzen 56 – und fühlt sich vom Schumi-Comeback inspiriert. „Wenn es ein gutes Formel-1-Cockpit gibt – wer weiß? Damit würde ich sicherlich Geschichte schreiben, oder nicht?", sagte er. Ein Scherz, klar. Mansell hat sein letztes Rennen in der Formel 1 1995 bestritten. Schumacher jedoch traut er viel zu. Wenn nicht dieses Jahr, dann in den nächsten: „Im ersten Jahr ist der WM-Titel möglicherweise etwas zu weit weg, aber wenn er ein paar Saisons dabei bleibt - warum nicht?“
Niki Lauda (Weltmeister 1975, 1977, 1984): Der Österreicher, spätestens seit seinem Feuerunfall am Nürburgring 1976 eine lebende Legende, war schon immer ein großer Fan Schumachers. „Er ist der beste von allen“, sagt er auch jetzt. Lauda freut sich auf die „spannendste Saison seit langem“. Schumachers Comeback hält Lauda, der 1982 selbst ein Comeback startete, das er mit seinem dritten Titel krönte, für logisch: „Normale Menschen können das vielleicht nicht nachvollziehen, aber er ist anders als normale Menschen. Für ihn ist es normal, dass er nach drei Jahren wieder die Herausforderung sucht und schaut, ob er mithalten kann."
Jackie Stewart (Weltmeister 1969, 1971, 1973): Der Schotte ist ein großer Fan von Nico Rosberg – und traut Schumachers Teamkollegen bei Mercedes einiges zu. „Die Situation wird Nico richtig anheizen“, sagte er. Überhaupt erwartet Stewart vom Duell Alt gegen Jung besonders viel Spannung. „Nico, Sebastian Vettel, Lewis Hamilton und die anderen Jungen wollen sich natürlich nicht von einem 41-jährigen Kerl schlagen lassen, der schon weg vom Fenster war. Und Michael denkt sich, dass er immer noch ganz genau weiß, wie man die Jungs um den Finger wickelt."
Striezel Stuck (Formel-1-Fahrer von 1974 bis 1979, DTM-Meister 1990): Schumi hin, Schumi her – Stuck hält es bei der Favoritenfrage für die Saison wie Bernie Ecclestone: „Mein Favorit ist Sebastian Vettel“, sagt er. Auch, weil Schumacher die ganze Aufmerksamkeit bekäme „und Sebastian frei fahren kann“. Überhaupt scheint er Schumacher nicht allzu viel zuzutrauen. „Schumacher wird mit großen Augen schauen, wenn er gegen eine neue Fahrergeneration wie einen Vettel, einen Alonso, einen Hamilton antritt. Das ist ja kein Oktoberfest", sagt er, „die Burschen sind ein ganzes Stück jünger und risikobereiter.“
Filippo Cataldo