Der Absturz geht weiter

Beim Neujahrsspringen in Garmisch enttäuschen die deutschen Adler erneut. Bodmer landet auf Platz 16, Schmitt nur auf 25. Und schon wieder ein Ösi-Triumph: Schlierenzauer gewinnt vor Loitzl.
von  Abendzeitung
Als bester Deutscher auf Platz 16 helandet: Pascal Bodmer.
Als bester Deutscher auf Platz 16 helandet: Pascal Bodmer. © Bongarts/Getty Images

GARMISCH-PARTENKIRCHEN - Beim Neujahrsspringen in Garmisch enttäuschen die deutschen Adler erneut. Bodmer landet auf Platz 16, Schmitt nur auf 25. Und schon wieder ein Ösi-Triumph: Schlierenzauer gewinnt vor Loitzl.

Martin Schmitt war der Erste. Natürlich nicht beim Skispringen von Partenkirchen, nein, am Donnerstagabend im Mannschaftshotel. Als die deutschen Springer noch nach dem Silvester-Essen beieinander saßen, brach Schmitt am frühesten von allen auf und verzog sich aufs Einzelzimmer Richtung Bett.

„Er müsste eigentlich gut ausgeschlafen sein“, scherzte Bundestrainer Werner Schuster am Freitag kurz vor dem Wettbewerb. Und doch gab es beim Neujahrsspringen wieder ein böses Erwachen. Und auch nüchtern erlebten die deutschen Skispringer an Neujahr einen heftigen Kater.

Die Hoffnung, 2010 beginne mit frischem Schwung, war dahin, für die Springer des DSV fing das neue Jahr so an wie das alte endete – schlichtweg miserabel.

Beim Sieg von Gregor Schlierenzauer vor Wolfgang Loitzl (beide Österreich) und Simon Ammann (Schweiz) schaffte es wieder keiner unter die besten Zehn. Die Plätze 16 für Pascal Bodmer, 17 für Michael Neumayer, 20 für Andreas Wank und 25 für Martin Schmitt waren ernüchternd– die anderen kamen erst gar nicht ins Finale. Vom nach zwei der vier Springen Gesamtführenden Andreas Kofler (Österreich) sind sie meilenweit weg.

Dabei konnten sie diesmal gar nicht über die widrigen Bedingungen klagen. Umso ernüchternder zu sehen, dass die deutschen Skispringer von der Weltspitze weiter entfernt sind als der Sommeranfang vom Neujahrstag.

Gerade Martin Schmitt erlebte wieder einen bitteren Absturz. Ratlos wirkte er, mutlos und frustriert. „Mir gelingt es nicht, kompakt zum Flug zu kommen“, klagte er nach seinen 124,5 und 128,5 Metern, „ich bin viel zu flach raus. Das war einfach zu dürftig. Ich muss einfach weiter daran arbeiten.“ Aber das sind die Sätze, die der Sieger von 28 Weltcup-Springen seit vielen Jahren sagt. Immer wieder spricht er vom Arbeiten, vom Minimieren der Fehler. Gelungen ist ihm das nie mehr. Die vergangene Saison, als er Vierter der Tournee-Wertung wurde, schien nicht wie der Anfang eines tollen Comebacks, sondern wie ein einmaliger Ausreißer nach oben.

Zwei Jahre will er eigentlich noch springen, doch es ist in dieser Form fraglich, ob das überhaupt noch viel Sinn macht. Auch Werner Schuster spricht seit Saisonbeginn, dass er bei Schmitt die technischen Mängel abstellen will. Erfolgreich war er bisher damit nicht.

Und auch die Arbeit mit den übrigen Springern fruchtete bei dieser Tournee noch überhaupt nicht. Pascal Bodmer etwa, Anfang der Saison schon einmal Zweiter, reiht sich im Mittelmaß ein. Oder Michael Uhrmann, der schaffte es wieder einmal nicht ins Finale.

Deswegen war auch das Fazit von Co-Trainer Christian Winkler trostlos: „Wir wollten es besser machen, aber es sind einfach individuelle Schwächen da, an denen wir weiter arbeiten müssen." Höchste Zeit, die Tournee können sie eh schon vergessen, aber in fünf Wochen beginnt Olympia in Vancouver.

Vielleicht sollten sie einfach auch nicht mehr so früh ins Bett und so lange schlafen. Im Moment erleben sie eh einen einzigen Albtraum.

Florian Kinast

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