Der Absturz des Fernando Alonso

Der einstige Weltmeister fährt im Renault hinterher, kokettiert mit Topteams –und handelt sich Absagen ein. Heim-Grand-Prix am Sonntag in Barcelona mault der Dauernörgler aus Oviedo in bewährter Manier.
von  Abendzeitung
Fernando Alonso muss sich mit einem Cockpit bei Renault begnügen.
Fernando Alonso muss sich mit einem Cockpit bei Renault begnügen. © ap

Der einstige Weltmeister fährt im Renault hinterher, kokettiert mit Topteams –und handelt sich Absagen ein. Heim-Grand-Prix am Sonntag in Barcelona mault der Dauernörgler aus Oviedo in bewährter Manier.

BARCELONA Der Job scheint nicht sonderlich begehrt zu sein. Mit ganzseitigen Zeitungsanzeigen muss Fernando Alonso in Spanien nach einem Fan-Beauftragten suchen. Der zweimalige Formel-1-Weltmeister bietet 3000 Euro Gehalt monatlich plus Spesen an. Doch es handelt sich eher um Schmerzensgeld, denn lustig ist die Arbeit mit dem Dauernörgler aus Oviedo nicht. Auch vor seinem Heim-Grand-Prix am Sonntag in Barcelona mault der 26-jährige Renault-Pilot in bewährter Manier: „Unser Auto hat sich verbessert, aber das heißt nichts. Denn die Konkurrenz hat genauso zugelegt."

Alonso ist frustriert. Bislang stehen die Ränge vier, acht und zehn zu Buche, die Rückstände auf die Spitze lagen zuletzt zweimal bei über einer Minute. Die Schande durch Überrundungen liegt näher als WM-Punkte. Es ist der Absturz eines ehemaligen Topstars. Kein Wunder, dass der 26-Jährige klagt: „Ich wache jeden Morgen mit dem Gefühl auf, nicht siegen oder aufs Podest fahren zu können. Das ist keine besonders gute Motivation." Und so richtet Alonso seine Motivation bereits jetzt darauf, ein besseres Cockpit für 2009 zu suchen – mit mäßigem Erfolg.

Zuletzt hat er ein Auge auf BMW-Sauber geworfen und lobgehudelt: „Deren Entwicklung ist beeindruckend." Doch sein Werben wird nicht erwidert: „Alonso ist für uns momentan kein Thema", erklärt BMW­Sportchef Dr. Mario Theissen. Auch sieht man den Spanier schon seit Saisonstart häufig mit Ferrari flirten, vornehmlich mit dem neuen Teamchef Stefano Domenicali. Mit Domenicali frühstückte er während des Malaysia-Grand-Prix Ende März an vier Tagen. Doch auch dieses Anbiedern ist nicht von Erfolg gekrönt. Gestern dementierte Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo das Interesse an einer Verpflichtung. Eine Fahrerpaarung Kimi Räikkönen und Alonso würde bedeuten, sich selbst schaden zu wollen. „Ich will zwei gleichwertige Piloten, die zusammenarbeiten“, so di Montezemolo in der „Gazzetta dello Sport“.

Es läuft nicht mehr für Alonso, seit er im Winter kleinlaut von McLaren-Mercedes – nach einer einjährigen, hässlichen Farce samt Attacken gegen den letztjährigen Teamchef Ron Dennis („Lügner“) und mehreren Niederlagen gegen Neuling Lewis Hamilton – zu seinem französischen Ex-Team Renault zurückkehren musste. Die Trennung von McLaren-Mercedes, eine der hässlichsten der Formel-1-Historie, hat das ohnehin schlechte Image Alonsos endgültig ruiniert. 2007 verdiente er beim britisch-deutschen Topteam noch 27 Millionen Dollar im Jahr, nun fährt Alonso, der im Auto um ein vielfaches besser agiert als außerhalb, eben noch mal für Renault-Teamchef Flavio Briatore.

Und dies, obwohl er den silberhaarigen Party-Löwen bereits 2006 schlimm brüskiert hatte: Alonso hatte seinen Wechsel zu McLaren-Mercedes hinter dem Rücken seines Manager Briatore selbst eingefädelt. Nun liebt man sich offiziell wieder. Doch kürzlich zwang Briatore Alonso sogar, sein Geschwafel von einer Ausstiegsklausel zum Jahresende zu widerrufen. Und so fährt der Spanier hinterher. Derzeit sind sogar Toyota, Red Bull und Williams schneller. Mal schauen, mit wem Alonso demnächst frühstücken geht.

Peter Hesseler

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