Dem Gatten sei Dank
Hier erklärt Kim Clijsters, dass ihr Ehemann Brian ihretwegen seine Karriere als Basketballer beendet hat – und wie es ist, mit einer kleinen Tochter im Tennis-Zirkus unterwegs zu sein.
AZ: Frau Clijsters, Sie sind auch 2010 wieder im Spiel um den US-Open-Titel, treffen am Freitag im Halbfinale auf Venus Williams. Sind Sie erstaunt?
KIM CLIJSTERS: Jedenfalls nicht so verblüfft wie im letzten Jahr. Da wusste ich überhaupt nicht, was mich hier erwartet. Und die anderen wussten nicht, was sie mit mir anfangen sollten. Ich war das große Überraschungspaket.
Sie kannten viele Ihrer Gegnerinnen überhaupt nicht?
Wenn man ein paar Jahre aus dem Geschäft ist, dann ändert sich in so einer Zeit die ganze Tenniswelt.
Und doch haben Sie sich zum Sieg durchgeschlagen…
Es war eine verrückte Geschichte. Es gelang mir zum Glück, diesen ganzen Clijsters-Hype auszublenden. Ich hab’ die Schlagzeilen und das ganze Drumherum ignoriert und stattdessen viel Zeit mit meiner Tochter verbracht. Die brauchte nämlich ihre Mutter auch.
Die Bilder gemeinsam mit Jada Ellie nach dem Triumph, auf dem Centre Court, haben sich vielen ins Gedächtnis eingebrannt.
Na ja, das war eben auch eine ungewöhnliche Sache. Eine Mutter und Wild-Card-Spielerin, die auf Anhieb bei ihrem ersten großen Turnier gewinnt - und die dann mit der Tochter ausgelassen feiert. Das sieht man nicht alle Tage im Tennis.
Wie schaffen Sie den Spagat zwischen ihrer Mutterrolle und dem Profigeschäft?
Ich spiele nicht so viele Turniere. Mein Mann hilft mir sehr, weil er mich ja auf die Turniere begleitet. Außerdem ist eine Nanny im Einsatz, die sich um Jada kümmert. Und trotzdem will ich es mit dem Herumreisen nicht übertreiben, das kostet schon Kraft und Substanz. Aber Jada hat auch ihren Spaß unterwegs, und viele Spielerinnen haben Freude daran, mit ihr ein bisschen herumzutollen.
Eigentlich war der Plan nach der Geburt Ihrer Tochter ja ein ganz anderer: Ihr Mann, der Basketballer Brian Lynch, sollte seine Karriere fortsetzen. Und Sie würden sich um Jada kümmern.
Ich wollte eigentlich nur ein paar Schaukämpfe, dann kam aber der Hunger aufs Tennis zurück. Ich trainierte härter und sah: Ich bin noch wettbewerbsfähig. In Wimbledon, bei einem Einladungsmatch, machte mir auch Steffi Graf Mut zum Comeback. Als mein Mann merkte, wie wichtig Tennis wieder für mich wurde, sagte er: Okay, ich bin auch lange genug herumgereist, also beende ich meine Laufbahn und begleite dich zu den Turnieren.
Wie lange wollen Sie jetzt noch spielen?
Es gibt da keinen Masterplan. Wenn ich merke, ich hatte genug Spaß und Erfolg, dann kann ich von heute auf morgen sagen: Das war’s. Aber die Duelle auf den großen Tennisbühnen, die sind noch immer faszinierend für mich. Im Tennis ist man da ganz alleine. Am Ende hilft dir keiner. Außer du dir selbst. Doch diesen Druck habe ich schon immer als Privileg empfunden.
Wollen Sie noch bei den Olympischen Spielen 2012 in London starten?
Das ist sicher ein Fixdatum. Das wäre ein wunderbarer Schlusspunkt. Olympische Spiele in Wimbledon – einmalig. Ich glaube, das ist für viele im Tennis etwas Besonderes.
Interview: Jörg Allmeroth
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