Debakel in Bamberg für Bayern-Basketballer: geschrumpfte Giganten

Bamberg - Mit zusammengepressten Lippen saß Uli Hoeneß da und schaute ins Leere. Seine Gesichtsfarbe hatte längst einen rötlichen Teint angenommen. Der Anblick des ehemaligen – und wohl auch künftigen – Präsidenten spiegelte die Gefühlslage der Basketballer des FC Bayern treffend wider.
Enttäuscht, ernüchtert und frustriert waren die Bayern nach dem Debakel, das sie in Bamberg erlebt hatten. Nach dem 59:90 verließen die Spieler das Parkett mit hängenden Köpfen, und auch Geschäftsführer Marko Pesic stand der Schrecken ins Gesicht geschrieben. „Ich bin stinksauer. Stinksauer“, schimpfte Bayern-Trainer Sasa Djordjevic, der sich anschließend minutenlang in Rage redete. Dabei blickte er durch seine knallgelbe Lesebrille ungläubig auf das Statistikblatt: „Ich hoffe, meine Spieler ärgern sich noch mehr als ich, sonst haben wir ein Problem.“
Vor allem die Art und Weise der deutlichen Niederlage dürfte Spielern und Verantwortlichen des FCBB zu denken geben. Eigentlich sollte die Partie beim amtierenden Champion ja das erste Gigantentreffen der laufenden Spielzeit werden. „Nach dem Spiel wissen wir ziemlich genau, wo wir derzeit stehen“, hatte Hoeneß zuvor im AZ-Interview gesagt und eingeräumt, dass da „schon eine gewisse Spannung da“ sei. Nun, die Bayern sind in Bamberg zwar auf einen Giganten getroffen, dabei selber aber auf Normalgröße zurückgeschrumpft. Bei dem Kräftemessen waren sie in allen Belangen unterlegen – noch immer.
Der Klassenunterschied bleibt bestehen
Ein Klassenunterschied war bereits beim 0:3 im Playoff-Halbfinale der vergangenen Saison und vor allem beim 65:96 in Bamberg deutlich geworden. An diesem Bild änderte sich auch am Sonntagabend nichts, Bamberg demütigte seinen großen bayerischen Rivalen erneut mit 31 Punkten Vorsprung. Dabei hatten die zuvor in der Liga – genau wie Bamberg – noch ungeschlagenen Münchner durchaus die Hoffnung, ihrem Rivalen dieses Mal auf Augenhöhe begegnen zu können. Bamberg hatte im Sommer in Brad Wanamaker schließlich seinen besten Spieler abgeben müssen und der FCBB sein Team mit sieben Zugängen verstärkt.
„Um hier bestehen zu können, hätten wir mit dem Messer zwischen den Zähnen auf das Parkett gehen müssen. Das habe ich heute nicht gesehen“, stellte Djordjevic, der ebenfalls im Sommer kam, nun fest. „Wir haben mit mehr Herz und Leidenschaft gespielt“, sagte Bambergs Patrick Heckmann. Und Danilo Barthel meinte: „Bamberg hat uns komplett den Schneid abgekauft.“ Dabei mussten die Bamberger sogar noch auf ihren Kapitän Elias Harris (Einriss im Meniskus) verzichten. Und von Müdigkeit war bei den Gastgebern auch im fünften Spiel innerhalb der letzten zwölf Tage nichts zu spüren – im Gegenteil. „Sie spielen intensiver, physischer, athletischer, präziser. Sie haben verdient gewonnen, auch in dieser Höhe“, befand Djordjevic über den Gegner.
Djordjevic: "Es tut wirklich weh"
Nachdem Nihad Djedovic noch die ersten Punkte der Partie für Bayern gelungen waren, übernahm Bamberg die Führung und baute sie kontinuierlich aus. Nach dem ersten Viertel auf 20:11. Und nachdem die Bayern zwischenzeitlich auf vier Zähler (16:20) herangekommen waren, zeichnete sich bereits zur Halbzeit (27:43) ein Debakel ab. Unter dem Korb wurden die Münchner gleich mehrfach per Block abgeräumt. „Die Bamberger spielen überragend, unserer Mannschaft fehlt etwas das Selbstvertrauen“, sagte Hoeneß in der Halbzeit bei „telekombasketball.de“. Vor allem die beiden Bamberger Neuzugänge Fabien Causeur (mit 17 Punkten Topscorer) und Maodo Lo (16) überzeugten. Auf Seiten der Bayern hielt einzig Devin Booker (15) ein wenig dagegen. Dem neuen FCBB-Point-Guard Nick Johnson gelangen bei seinem Debüt immerhin acht Zähler.
„Wir wollten alles individuell lösen. Das ist gegen eine solche Mannschaft unmöglich“, sagte Djordjevic und kündigte an: „Wir müssen über das Spiel nachdenken, es tut wirklich weh. Das Spiel motiviert uns, morgen noch härter an uns zu arbeiten.“ Damit spätestens das Wiedersehen in den Playoffs dann vielleicht doch zu einem Duell zweier echter Giganten werden kann.