DEB: Hegen fordert großen Umbruch

Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft scheidet in der WM-Vorrunde aus – und entgeht nur knapp der Blamage. Legende Hegen fordert in der AZ „grundsätzliche Änderungen“.
Matthias Kerber |
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Hart umkämpft: Deutschland besiegte Frankreich im letzten WM-Spiel mit 3:2 nach Verlängerung.
dpa Hart umkämpft: Deutschland besiegte Frankreich im letzten WM-Spiel mit 3:2 nach Verlängerung.

Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft scheidet in der WM-Vorrunde aus – und entgeht nur knapp der Blamage. Legende Hegen fordert in der AZ „grundsätzliche Änderungen“

Helsinki -  Die WM, sie war für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft eigentlich schon vor dem abschließenden Spiel, dem 3:2-Sieg nach Verlängerung über Frankreich vorbei. Durch den 4:1-Sieg der Slowaken zuvor über die Amerikaner verpasste das Team von Bundestrainer Pat Cortina das selbst ausgegebene Ziel, den Einzug ins Viertelfinale.

Immerhin das Minimalziel ist erreicht. Die Deutschen, die sich im Februar noch in einer blamablen Vorstellung erstmals nicht für Olympia qualifizieren konnten, haben durch die Erfolge gegen Österreich (2:0), Lettland (2:0) und den Punktgewinn gegen Finnland (3:4 nach Verlängerung) den Klassenerhalt geschafft. „Nach der erbärmlichen Vorstellung bei der vergangenen WM war das ein großer Schritt nach vorne“, sagte Eishockey-Legende Didi Hegen der AZ, „wir haben zwar gegen Finnland, Russland und die Slowakei knapp verloren, aber wir waren stets auf Augenhöhe.“

Ein Teilerfolg, nicht mehr.  „Was wir brauchen, ist eine grundsätzliche, strukturelle Änderung. Es kann nicht sein, dass wir jedes Jahr nur zwei, drei Spiele davon entfernt sind, dass wir absteigen müssen. Hätten einen Ehrhoff, ein Hördler, ein Goc gefehlt, wäre es wieder brenzlig geworden“, sagt Hegen. Der 290-malige Nationalspieler unterstützt das Konzept von Cortina, der ein Umdenken in der Nachwuchsarbeit einfordert. „Die Schweiz, die bei dieser WM durchmarschiert, hat es vorgemacht. Die haben zehn Jahre voll in den Nachwuchs reingebuttert und jetzt erntet man die Früchte“, sagt Hegen, der seit 2010 in der Eishockey-Ruhmeshalle ist. „Was machen wir? Wir sind die einzige Nation in Europa, die die Junioren-Bundesliga abgeschafft hat. In Deutschland sagt man, wenn du 18, 19 bist und es nicht zu den Profis geschafft hast, lass’ es mit dem Eishockey. Die anderen Länder fördern dich auch, wenn man schon über 20 ist.“

Es muss sich was ändern: Hegen fordert, dass in Zukunft die DEL-Klubs mit der Deutschen Nachwuchs-Liga (DNL) verzahnt werden. Dort spielen die 16- bis 19-Jährigen zusammen in einer einzigen Liga. „Solange es da nicht verpflichtend ist, dass jeder DEL-Verein ein DNL-Team stellt oder zumindest einen DNL-Verein mit Geld fördert, wird nichts passieren. In der DNL kommt man auf maximal 36 Spiele im Jahr. Wie soll man da lernen, Eishockey zu spielen? In Kanada und sonst wo spielen die alle 60, 70 Mal“, sagt Hegen, „unter den heutigen Bedingungen hätten ein Kühnhackl, ein Schloder, ein Truntschka es nie geschafft, sich international durchzusetzen.“

Ich würde heute scheitern“, sagt Hegen. Damit das nicht das alltägliche Schicksal beim Nachwuchs ist, fordert Hegen eine Art Matthias Sammer des Eishockeys. „Im Fußball ist man konsequent den Weg der Nachwuchsförderung gegangen, und plötzlich weiß man kaum, wen man spielen lassen soll, weil so viele so gut sind“, sagt Hegen, „aber bisher schaffen wir es im deutschen Eishockey nicht, dass alle an einem Strang ziehen.“

Stattdessen sorgte man wieder für interne Querelen. Dauerkopfschütteln hat bei Hegen die Aussage von Präsident Uwe Harnos, der zu WM-Beginn die Doppelfunktion von Cortina als Bundestrainer und Sportdirektor in Frage gestellt hat, ausgelöst. „Ich verstehe solche Sätze nicht, aber ich muss ja nicht alles verstehen“, sagt Hegen, „wichtig ist nur, dass man sich nicht wieder von dieser WM blenden lässt und nichts macht. Wenn wir nun nicht agieren, stürzen wir international total ab. Dann landen wir hinter Österreich, die gerade ein Nachwuchsprogramm installieren.“
Dann würde ein Eishockey-Cordoba wie im Februar, als das Austria-Team Deutschland die Olympiateilnahme kostete, zur traurigen Realität werden.

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