De Raafs Rückkehr: "Immer sehr speziell"

Der 53-Jährige spielte als Torwart unter anderem für die Düsseldorfer EG und die Kölner Haie. Seit 2013 ist er Assistenztrainer beim EHC Red Bull München.
AZ: Herr de Raaf, am Freitag geht es für den EHC Red Bull München zu der Düsseldorfer EG. Was sagt der Münchner Co-Trainer: Für wen war die Deutschland-Cup-Pause hilfreicher? Den EHC oder die DEG?
HELMUT DE RAAF: Grundsätzlich ist es so, dass es für die Mannschaft, die vor so einer Pause schwächelt, besser ist als für die, die gerade einen Lauf hat. Das größte Problem dabei ist ja, dass man, wenn man mehrere Nationalspieler hat, einfach nicht die volle Mannschaft beisammen hat, um Dinge zu trainieren, einzustudieren. Bei uns ist es dann doch ein Drittel der Mannschaft, die wir nicht zur Verfügung hatten, während Düsseldorf eben fast komplett war. Von dem her ist es ein kleiner Vorteil für die DEG. Ich erwarte auf jeden Fall ein hartes, enges Spiel. Mit Düsseldorf geht es nach den schweren vergangenen Jahren aufwärts, man hat eine Mannschaft, mit der man jedes Team schlagen kann. Das freut mich. Aber bei aller Sympathie: Wenn es um Punkte geht, endet diese, dann wollen wir die Zähler mitnehmen.
Sie sprachen die Sympathie an. Sie waren lange Jahre der Kultkeeper der DEG, gewannen dort mehrere Meisterschaften. Spiele dort sind für Sie sicher immer noch etwas Besonderes.
Ein ganz klares Ja. Wenn man in eine Halle kommt, wo der eigene Name über dem Eingang steht, ist das immer speziell. Und das Witzige ist: Obwohl ich schon so viele Jahre dort weg bin, hat sich in gewissen Bereichen gar nicht viel geändert. Die Zeitnehmer, viele Angestellte, die kenne ich noch von früher. Es geht ganz schnell, dass ich mich dort wieder sehr zu Hause fühle.
Was sind Ihre schönsten Erinnerungen?
Natürlich bleiben einem die Meisterschaften besonders in Erinnerung. Und da das Finale ja zwangsläufig auch der Saisonabschluss ist, sind diese Spielzeiten mit so einem Ende natürlich extrem positiv besetzt. Das sind Erinnerungen, die nimmt man sein Leben lang mit. Und dann gab es noch eine Situation aus dem Jahre 2001, die mich sehr bewegt hat.
Wir sind ganz Ohr.
Ich war damals bei den Mannheimer Adlern und wir spielten in Düsseldorf. Unser Stammkeeper hatte sich verletzt. Robert Müller und ich waren daher das Towart-Duo. Ab dem zweiten Drittel skandierten die Düsseldorfer Fans meinen Namen, forderten so meinen Einsatz. Und ich kam dann auch die letzten 15 Minuten, wurde als Mannheims Torwart von den Düsseldorfern gefeiert. Dass einem das als Gästemannschaft in einem gegnerischen Stadion widerfährt, ist mehr als ungewöhnlich und war Gänsehaut pur.
Sie sprachen Robert Müller an, den ehemaligen deutschen Nationakeeper, der 2009 mit nur 28 Jahren an einem Gehirntumor verstorben ist.
Das war ein unschreiblicher Schock. Ich kannte ihn ja, seit er 13, 14 war, als er in meine Torwart-Schule kam. Er war ein toller Bursche, immer gut drauf, immer locker, immer einen flotten Spruch parat. Es ist herzzerreißend, wenn ein so junger Mensch von einem gehen muss. Irgendwie hat das keiner glauben wollen, wir alle in der Eishockeygemeinde und seine Freunde haben immer gedacht, das wird schon wieder, der Robert schafft das. Selbst als man hörte, dass es wirklich ernst wird, hat man es nicht wahrhaben wollen. Er ist ja dann im Mai 2009 gestorben, ich habe ihn zuletzt im Januar oder Februar gesehen. Ich war im Urlaub, als dann die Nachricht von seinem Tod kam, ich war sprachlos, schockiert, paralysiert. Vergessen werde ich ihn nie. Er ist ein Teil der Erinnerungen, die ich mit Eishockey verbinde. Einige wenige traurige, viele tolle.
Welche Erinnerungen verbinden Sie denn mit München aus Ihrer DEG-Zeit?
Natürlich in erster Linie das Finale 1994, als wir gegen München verloren. Es war ja das erste Finale, in dem ich unterlegen war. Dazu noch, dass zuvor die Münchner mit Didi Hegen und Gerd Truntschka zwei meiner besten Freunde, mit denen ich jetzt noch regelmäßigen Kontakt habe, geholt hatten. Plötzlich gegen die zu spielen, das fühlte sich sehr komisch an.
Die Düsseldorfer EG hat vielleicht auch die berühmtesten Unterstützer Eishockey-Deutschlands – die „Toten Hosen“. Ja, wir kennen uns sehr gut und wenn die irgendwo in der Nähe ein Konzert geben, dann schaue ich, dass ich hinfahre. Das sind ganz tolle, bodenständige Kerle, die immer Düsseldorfer mit Herz und Seele geblieben sind. Die wohnen auch heute noch nicht in irgendwelchen Nobelstadtvierteln, sondern dort, wo Düsseldorf eben richtig Düsseldorf ist, in der Altstadt. Es gibt ja Promis, die kommen nur, um selber gesehen zu werden, die wollen nur möglichst viele Hände schütteln, aber die Hosen, das sind wirklich echte Fans, die mitfiebern. Ich glaube auch nicht, dass die DEG ohne das Konzert der Toten Hosen im vergangenen Jahr zu Gunsten des Vereins überlebt hätte und heute noch existieren würde. Wenn in Düsseldorf Not am Mann ist, dann sind sie die ersten, die helfen. Man muss sie auch nicht anbetteln, die kommen von sich aus, bieten Hilfe an.
Ihr Lieblingslied? Das sind zu viele, da kann ich mich nicht entscheiden. Meine Tochter ist wahrscheinlich der größte Tote-Hosen-Fan der Welt. Sie kann alle Texte auswendig, fährt zu möglichst jedem Konzert. Ich musste ihr natürlich die Band auch vorstellen. Das war schon ein besonderes Erlebnis für sie, als sie die Jungs kennenlernen durfte. Und zwar als ganz normale Menschen ohne Allüren.