Das XXL-Spektakel in München: So wird die Allianz Arena für die NFL umgebaut

München - Der Moderator von NFL Network hampelt in Lederhose und Seppl-Hut vor der TV-Kamera, ein Mann trinkt unter Anfeuerung eine Maß auf Ex. Ja mei, drin am Marienplatz bajuwarisiert sich die National Football League (NFL) - zumindest so weit, wie das ein Wiesn-Besucher aus overseas tut.
Draußen in Fröttmaning läuft die Chose umgekehrt. Da amerikanisiert die NFL seit dem Abpfiff des Bayern-Spiels gegen Bremen die Allianz Arena. Zumindest so weit, dass es den Bedürfnissen der Wochenend-Gäste ausreicht. Am Sonntag tragen ja die Seattle Seahawks und die Tampa Bay Buccaneers das erste NFL-Punktspiel auf deutschem Boden aus.
Große Anpassungen auf dem Spielfeld
Die größten Anpassungen erfahren das Spielfeld und der Innenraum. Ins Auge sticht das neue Branding: Tampa Bay statt FC Bayern auf Höhe des Rasens, auf der Rangbegrenzungen weiter oben sind neben NFL-Werbung in allen Himmelsrichtungen LED-Bildschirme angebracht. Für Statistik-Infos, wichtig in den US-Sportarten. Und: Die Fußballtore sind runter vom Rasen.
Stattdessen schrauben drei Männer, dem Akzent nach Briten, unter Zuhilfenahme einer Anleitung den Grundpfosten für das XXL-große, stimmgabelartige Football-Tor in ein vorbereitetes Loch. Es ist hinter dem regulären Fußballfeld angebracht, denn ein American-Football-Rasen ist mit rund 109 Metern Länge und 48 Metern Breite etwas länger und etwas schmäler als der Kicker-Platz.

Naturrasen war der NFL, die seit Oktober 2021 mit der Allianz Arena in Gesprächen war, wichtig. Und damit die Footballer beim Auslauf gut geschützt sind, montieren die Handwerker noch Prallwände an. Es solle ja kein Spieler am Zaun hängen bleiben, meint Jürgen Muth, Geschäftsführer der Allianz Arena, bei einem Rundgang.
Dafür fallen ein paar Zuschauerplätze weg, 67.000 Besucher haben aber Platz. Drei Millionen Tickets hätten verkauft werden können, selbst für FCB-Dimensionen eine unerreichte Zahl. XXL eben!
Wenig Platz, harte Aktionen
Das Spiel reißt mit: Wenig Platz, harte Aktionen - das trifft auch den Rasen: Die schweren Kerls werden bei Tackles und Sprüngen Löcher ins Grün schürfen. Und die Linierung des Greenkeepers haftet. Muth geht darum "davon aus, dass der Rasen gewechselt wird. "Nur wegen des NFL-Spiels. Wer die Kosten für den Rasen & Co. trägt? Muth äußerst sich nicht zu den Ausgaben für den Umbau.
Vor dem Zuliefereingang stapelt sich ein kleines Möbelhaus: Stühle, Kühlschränke für die Trainerkabine, Pipapo. Es herrscht gut Betrieb, rund 400 Arbeiter werkeln im und am Stadion. Teils hat die NFL Dienstleister beauftragt, teils die Arena - sie allein rund 60.
Auch die Kabinen werden im Stil des jeweiligen Teams gebrandet. Ins Allerheiligste des FC Bayern ziehen die Seahawks ein. Ein Glück: Wie auf der anderen Seite bei den Buccaneers liegen zwei Kabinen quasi zusammen. So bringen die mit rund 50 Mann deutlich größeren NFL-Teams auch alle Mann unter.
Passende Spinde sind schon da
Und der Ex-Bayern-Boss Uli Hoeneß, erzählt Muth, hatte das richtige Näschen: Vor Jahren hat er auf einer Chicago-Reise Spinde für die Arena entdeckt und einbauen lassen - NFL-Maße. Kein Gedränge.
Baumaßnahmen gab es für das NFL-Spiel auch: Wände wurden durchgebrochen und mit (fürs Football passenden) XXL-Türen versehen. Sie bleiben, anders als die zusätzlichen Duschen, auch nach dem Wochenende stehen. Souvenirs an ein bajuwarisch-amerikanisches Wochenende, das auch gastronomisch stimmig wird: Burger und hiesiges Bier. Und die Stadionhülle soll in unterschiedlichen Designs erleuchten. Auch in den US-Farben.