"Das wird ein telegenes Feuerwerk"

VARAZDIN - Fernsehsender RTL überträgt die Handball-WM in Kroatien mit 26 Kameras. „Big Brother wird’s aber nicht geben.“
Boxen, Skispringen, Formel 1 – und nun Handball. Der Fernsehsender RTL hat den Baller-Baller-Sport für sich entdeckt und wird auch die Handball-WM in Kroatien (ab Freitag) übertragen.
Der ganz große Wurf – so das Motto – für Handball? Auf jeden Fall wird der Sender groß auftrumpfen. 25 Mitarbeiter werden mit insgesamt 26 Kameras vor Ort sein. Bei der Mission Titelverteidigung der Weltmeister um Bundestrainer Heiner Brand wird es Bilder aus der Kabine und eine fliegende Spidercam über dem Feld geben. Außerdem wird eine ferngesteuerte Kamera, die Bilder aus der Torhütersicht beisteuert und noch eine Highspeed-Superzeitlupen-Kamera (250 Bilder pro Sekunde) eingesetzt. „Wir werden inhaltliche und ästhetische Innovationen einführen. Aber ’Big Brother’ wird es nicht geben. Bilder aus der Kabine gibt es nur nach Absprache mit Brand“, sagt RTL-Sportchef Manfred Loppe.
„Das wird ein telegenes Feuerwerk“, ist sich Marketing-Experte Ulrich Clef sicher, „weder Henry Maske, noch Michael Schumacher, noch Sven Hannawald oder die Klitschko-Brüder hätte es in dieser Form gegeben, wenn sich RTL ihrer Inszenierung nicht angenommen hätte.“ So sieht es auch Box-Weltmeister Vitali Klitschko: „Ich bin selber immer wieder überrascht, wenn ich sehe, was man sich alles einfallen lässt, um dem Sport neue Impulse zu geben.“
So wird es bei der Handball-WM sicher auch einen Personenkult um Brand und die anderen Weltmeister geben. „Der Handball hat ja Typen zu bieten, ein Brand und Handball-Punk Pascal Hens sind ja nur zwei davon. Aber diese extreme Reizkonzentration auf eine Person birgt auch Probleme. Wenn die Deutschen keinen Erfolg haben sollte, dann wird keiner mehr die WM schauen. Egal, ob RTL das inszeniert oder nicht. Aber so hat dieser Sport eine Chance, die er ohne diese Art der Vermarktung nicht hätte, sagt Wirtschaftspsychologe Clef.
Brand sagt: „Das ist eine tolle Plattform, das kann den Sport nur weiter bringen.“ Dorthin, wo Boxen, Formel 1 und Skispringen schon sind – oder waren.
Matthias Kerber