Das Wettrennen der Verhinderten

In Valencia lässt Ferrari Testfahrer Badoer ran.Doch im Hintergrund liefern sich die Verletzten, Schumacher und Massa, ein Fernduell um das freie Cockpit. Die Frage: Wer wird schneller fit?
von  Abendzeitung
In Valencia wird Luca Badoer im Ferrari sitzen.
In Valencia wird Luca Badoer im Ferrari sitzen. © dpa

In Valencia lässt Ferrari Testfahrer Badoer ran.Doch im Hintergrund liefern sich die Verletzten, Schumacher und Massa, ein Fernduell um das freie Cockpit. Die Frage: Wer wird schneller fit?

VALENCIA Gestern durfte der Babysitter noch zu Hause bleiben. Gestern wurde in Valencia ja auch noch nicht gefahren, da brauchte Luca Badoer Michael Schumacher noch nicht. Also durfte Ferrari-Ersatzmann Badoer drei Tage vor dem nächsten Formel-1-Rennen in Spanien (14 Uhr, Sky und RTL live) die Aufmerksamkeit der Weltpresse genießen. Am Sonntag wird er schließlich den verunglückten Felipe Massa ersetzen.

Der Italiener ist die absolute Notlösung, Badoer ist der erfolgloseste Formel-1-Fahrer aller Zeiten, sein letzter Renneinsatz liegt zehn Jahre zurück. „Ich fahre diese Saison jetzt zu Ende“, tönt Badoer zwar, aber Ferrari schweigt. Aus gutem Grund, denn bei der Scuderia wartet man nun, wer zuerst fit wird: Der in Ungarn von einer springenden Feder verletzte Massa oder eben Schumi, dem die Spätfolgen seines Motorradunfalls im Februar das umjubelte Comeback verhagelten. Vorerst.

„Michael wird auf jeden Fall an dem Thema weiterarbeiten“, sagte gestern Williams-Pilot Nico Rosberg. „Schade, ein Duell mit dem siebenmaligen Weltmeister wäre ein Highlight gewesen, zumal unsere Autos in etwa gleich schnell sind. Es wäre ein echter Vergleich geworden.“

Auch Rosbergs Physiotherapeut Oli Fengler vom Klinikum Bad Nauheim, das auch Schumacher betreut, glaubt an eine Rückkehr des Rekordweltmeisters auf die Rennpiste. „Ich denke schon, dass er weiter am Comeback arbeitet“, sagte Fengler. Und Balbir Singh, Schumachers einstiger Masseur, der mittlerweile Giancarlo Fisichella durchknetet, meint: „Michael hat jetzt wieder Blut geleckt, fühlt sich stark. Ich wette, dass er am Comeback arbeitet, denn er hat die Reaktionen seiner Fans gesehen, die sich erst wahnsinnig Freude haben und jetzt tief enttäuscht sind. Ihre Emotionen werden ihn nun im Traum verfolgen.“ Und zu einem baldigen Comeback, womöglich schon in drei Wochen in Monza, antreiben?

Denn Schumi, der in Valencia ab heute Badoer und Ferrari am Kommandostand Tipps geben soll, muss sich wohl beeilen. Denn auch Massa drängt auf eine baldige Rückkehr. Er will am liebsten zum 18. Oktober in Brasilien, bei seinem Heimrennen, wieder in den Ferrari steigen. So hat er es unter der Woche aus Brasilien vermelden lassen. Massa weiß: Wenn er diese Saison nicht mehr fährt, ist sein Platz in Gefahr, denn Ferrari möchte mindestens einen Fahrer los werden. Massa und Schumacher liefern sich derzeit also ein Wettrennen. In Sachen Genesung.

Peter Hesseler

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