Das Weltmeister-Sterben

Blamables Aus in der Vorrunde für die deutschen Handballer nach dem 21:27 gegen Europameister Dänemark. Bundestrainer Heiner Brand plant nun schon den Umbruch.
von  Abendzeitung
Die Tränen mussten raus: Torwart Johannes Bitter (l.) und Dominik Klein.
Die Tränen mussten raus: Torwart Johannes Bitter (l.) und Dominik Klein. © az

PEKING - Blamables Aus in der Vorrunde für die deutschen Handballer nach dem 21:27 gegen Europameister Dänemark. Bundestrainer Heiner Brand plant nun schon den Umbruch.

Dem Bravo-Boy war das Lachen vergangen. Michael Kraus hatte sich im Olympic Sport Center Gymnasium ein Handtuch über den Kopf gezogen. Darunter weinte er. „Mit Tränen in den Augen ist es schwer, ein Fazit zu ziehen“, sagte er, als er wieder auftauchte, „wir sind an uns selber gescheitert. Das tut wahnsinnig weh.“ Und Kollege Florian Kehrmann meinte nur: „Das ist einfach sch...“

Deutschland, Handball-Weltmeister und Gold-Kandidat in Peking, ist gescheitert. Kläglich. In der Vorrunde. Gestern mit 21:27 an Europameister Dänemark. Im Spiel zuvor, beim 24:24 gegen Russland an den Nerven. Nach Silber 2004 in Athen, Rang fünf 2000 in Sydney sowie Platz sieben 1996 in Atlanta ist es das schwächste Abschneiden für den DHB bei Olympia seit Rang zehn 1992 in Barcelona.

Doch das Desaster von Peking ist mehr als nur das frühe Aus in einem olympischen Turnier, es ist das Ende einer Ära, das Ende eines Erfolgsteams.

So hat Christian Schwarzer, genau wie 2007 beim Wintermärchen nochmals reaktivierter Kreisläufer, gestern sein 311. und letztes Spiel für Deutschland absolviert. „Es hat leider nicht gereicht“, meinte der 38-Jährige und hatte eine Erklärung parat: „Man muss das auch ein bisschen der Jugend zuschreiben. Viele waren das erste Mal bei Olympia.“ Was jedoch nur die halbe Wahrheit war.

Denn auch Torhüter Henning Fritz, ein weiterer WM-Held, hat offenbar seine großen Zeiten hinter sich. Bundestrainer Heiner Brand hatte gestern zunächst auf den 33-Jährigen gesetzt. Ein Fehler. Denn Fritz (Brand: „Das Spiel war nicht sein Durchbruch“) patzte mehrfach. Johannes Bitter, der ihn im zweiten Abschnitt ersetzte, hielt, was zu halten war. Es half nichts. Ob Fritz seine DHB–Karriere fortsetzt, ist offen. Vor der Partie hatte er erklärt: „Ich habe nie einen Zeitpunkt genannt, wann ich aufhören möchte.“

Sogar Michael Vesper, Deutschlands Chef de Mission, war geschockt vom Aus, vom Weltmeister-Sterben. „Wenn Weltmeister ausscheiden, ist das besonders bitter“, sagte er. Nur Bundestrainer Brand nahm das Aus gelassen. Schließlich hatte er Stars wie Oleg Velyky, Pascal Hens und Lars Kaufmann ersetzen müssen. „Ein bitterer Tag“, sagte er, fügte aber sofort hinzu: „Es ist das passiert, was wir befürchtet hatten.“ Er plant nun bereits den Umbruch. „Wir müssen in Ruhe überlegen, welche neuen Leute in Zukunft in Frage kommen. Ich habe schon ein paar Namen im Kopf.“ Der Name Brand freilich ist unantastbar. oh

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