Das Traumfinale steigt!

MELBOURNE - Der Weltranglisten-Erste Rafael Nadal und sein Vorgänger Roger Federer bestreiten das Endspiel bei den Australien Open. "Das wird sehr hart!"
Rafael Nadal gegen Roger Federer: Erst nach dem längsten Match in der Turnier-Geschichte durfte sich der völlig erschöpfte Branchenführer aus Mallorca erstmals auch bei den Australian Open auf das finale Rendezvous mit seinem Schweizer Dauerrivalen freuen. Am Sonntag (09.30 Uhr MEZ/Eurosport) duellieren sich die weltbesten beiden Tennisprofis in der Rod Laver Arena in Melbourne zum siebten Mal im Finale eines Grand-Slam-Turniers, bereits zum 19. Mal insgesamt – und das, nachdem Nadal am Freitag im Halbfinale erst nach fünf Stunden und 14 Minuten beim 6:7 (4:7), 6:4, 7:6 (7:2), 6:7 (1:7), 6:4 über Fernando Verdasco von einem Doppelfehler seines spanischen Landsmannes erlöst wurde.
„Das wird ein aufregendes Match, allein schon wegen unserer gemeinsamen Geschichte“, meinte der Weltranglisten-Zweite Federer nach seinem wesentlich müheloseren 6:2, 7:5, 7:5 im Halbfinale gegen Andy Roddick (USA). „Das wird sehr hart gegen Roger. Für ihn geht es um den 14. Grand-Slam-Sieg und den Rekord von Sampras. Ich hoffe, dass ich noch einmal solch eine Leistung zeigen kann. Das war eines der besten Spiele in meiner Karriere“, sagte unterdessen die Nummer eins nach dem nächtlichen Kraftakt gegen seinen Freund Verdasco. „Im Moment bin ich mehr glücklich als müde“, sagte Nadal, als er um halb drei am Morgen zur Pressekonferenz erschien. „Ich werde versuchen, mich zu erholen und dann auch gegen Federer mein Bestes zu geben.“
Drei Minuten länger als Boris Becker und Omar Camporese, die sich 1991 über 5 Stunden und 11 Minuten bekämpt hatten, standen die beiden Spanier auf dem blauen Hartplatz. Erst um 1.10 Uhr Ortszeit hatte der French-Open-, Wimbledon- und Olympiasieger seine knochenharte Nachtschicht beendet. Federer wollte sich nach seinem Sieg gegen Roddick tags zuvor das Match eigentlich gemütlich in seinem Hotel im Fernsehen anschauen. Weil am Abend jedoch ein Stromausfall weite Teile der Stadt lahmlegte und 300 000 Menschen ohne Strom waren, schlich sich der Schweizer zur Gegner-Beobachtung ins Stadion.
Er wurde mit 15 000 Zuschauern Zeuge einer Auseinandersetzung, die ihren Eingang in die Tennis-Geschichtsbücher bereits gefunden hat. Jeder Ballwechsel der beiden Linkshänder war an diesem Tag sein Eintrittsgeld wert. Verdasco, bis vor kurzem eher als Davis-Cup-Held und Ex-Freund der serbischen Schönheit Ana Ivanovic bekannt, verweigerte seinem Kumpel jede Art von Freundschaftsdienst. Im ersten Tiebreak nahm er Nadal zum ersten Mal im Turnier einen Satz ab.
Bemerkenswert allerdings die Reaktion Nadals im zweiten Spiel des zweiten Satzes. Einen Aufschlag Verdascos sah der Linienrichter im Aus; Verdasco wollte das Hawk-Eye zurate ziehen, doch Nadal gab fair zu, dass der Ball auf der Linie gelandet war. Wenig später lagen jedoch auch bei ihm die Nerven blank. Während des Seitenwechsels fing er eine Diskussion mit dem Schiedsrichter an und entging nur knapp einer Verwarnung. Die Fans sorgten nach manch umkämpftem Punkt teilweise für ein Spektakel wie in einer spanischen Stierkampf-Arena.
Verdasco hatte sich schon wegen Krämpfen behandeln lassen müssen, mobilisierte aber im Tiebreak des vierten Satzes all seine Kräfte. Noch keinem Gegner zuvor hatte Nadal jemals in einem Tiebreak nur einen Punkt gestattet. Am Ende aber, als der 25-Jährige aus Madrid mit einem Doppelfehler das Match beendet hatte, kletterte Nadal über das Netz und nahm seinen Freund in den Arm – kein Zuschauer blieb sitzen. „Ich bin stolz auf das, was ich geleistet habe“, sagte Verdasco, als er mit dicker Eispackung an der linken Wade zur Fragerunde kam.