Das schnellere Monaco

Erstmals braust die Formel 1 in Valencia über einen Stadtkurs. Es ist der neben dem legendären Monaco-Rennen der zweite City-Course. Die AZ erklärt ihn.
von  Abendzeitung
Valencia ist die bezaubernde Kulisse des nächsten Formel-1-Rennens am Sonntag.
Valencia ist die bezaubernde Kulisse des nächsten Formel-1-Rennens am Sonntag. © xpb.cc

Erstmals braust die Formel 1 in Valencia über einen Stadtkurs. Es ist der neben dem legendären Monaco-Rennen der zweite City-Course. Die AZ erklärt ihn.

VALENCIA Mit 250 Sachen am Hafen vorbei, dann eine Schikane, das Schwimmbad – und dann mit Höchstgeschwindigkeit – nein, nicht in den Tunnel, sondern über die Brücke.

Die Formel-1-Fahrer müssen sich dieses Wochenende an etwas Neues gewöhnen. Die Formel 1 hat ein neues Stadtrennen. Am Sonntag schickt sich Valencia an, dem ruhmreichen Grand Prix von Monte Carlo Konkurrenz zu machen. Rund um den vor zwei Jahren neu erbauten America’s-Cup-Hafen werden am Sonntag die Piloten um den Sieg kämpfen. Und wie in Monaco können die Schönen und Reichen sich das Geschehen von ihren Yachten aus ansehen.

Kein Wunder, dass die Fahrer dieser Tage allesamt Freude erregt wirken. „Ich Freude mich sehr auf Valencia“, sagt etwa der Gräfelfinger Force-India-Pilot Adrian Sutil, „ich mag Stadtkurse, Valencia kann sicher zu einer meiner Lieblingsstrecken werden.“

Wieso das so ist, erklärt Ex-Formel-1-Pilot und Premiere-Kommentator Marc Surer. „Was mich am neuen Kurs beeindruckt, ist, dass es dort viele Überholmöglichkeiten gibt“, sagt er, „wir fahren um das Hafenbecken und haben sehr schnelle Passagen im Kurs.“ Und genau darum hält Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug auch wenig von den Vergleichen zwischen Monte Carlo und Valencia. „Die einzige Gemeinsamkeit ist, dass beide Strecken am Mittelmeer liegen und an wunderschönen Häfen entlangführen“, sagt er.

Haug meint das positiver, als es klingt. „Valencia ist eine echte Rennstrecke“, sagt er, „vergleichbar mit Silverstone oder Monza in der Stadt.“ Wieso Valencia nicht Monaco ist:

Der Kurs: In Monte Carlo zuckeln die Piloten mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 150 km/h durch die engen Gassen des Fürstentums. „In Valencia werden die Fahrer an fünf Stellen 300 km/h erreichen“, sagt Surer. Dem Aachener Streckenarchitekten Hermann Tilke scheint ein sehr schneller Stadtkurs gelungen zu sein. Die spektakulärste Stelle des Kurses ist wohl die Stahlbrücke, über die die Fahrer mit Höchstgeschwindigkeit brausen werden.

Die Stadt: Valencia galt lange Zeit als die etwas vergessene Schönheit Spaniens. Nach Madrid und Barcelona fällt sie, was die Popularität anbelangt, etwas ab. Erst durch die Prachtbauten des Star-Architekten Alberto Calatrava und durch den America’s Cup erlangte Valencia wieder eine gewisse internationale Bedeutung. In den letzten Jahren haben auch Touristen aus Deutschland die traumhaften Strände um die Stadt herum zu schätzen gelernt. Monte Carlo dagegen ist immer noch vor allem eins: Teuer – und hässlich.

„Valencia ist traumhaft“, sagt BMW-Pilot Nick Heidfeld, „die Stadt bietet kulturell sehr, sehr viel.“ BMW testet traditionell gerne auf der permanenten Rennstrecke Ricardo Tomo vor den Toren der Stadt. Heidfeld nimmt dann manchmal sogar seine Familie mit. Schließlich sei die Stadt „sehr kinderfreundlich“, meint er: „Es gibt mitten in der Stadt ein trocken gelegtes Flussbett, da gibt es wunderbare Spielplätze.“ Heidfeld ist vor einigen Jahren enttäuscht aus Monte Carlo weggezogen. „Dort war es mir einfach zu stressig“, betont er oft. Seitdem wohnen die Heidfelds am Zürichsee.

Probleme mit Anwohnern: Der Stadtkurs in Valencia hat nicht nur Freunde. Umweltgruppen in der Stadt kritisieren die massive Lärmbelastung durch die Formel 1. Außerdem fordern sie die Verlegung des Rennens an die permanente Rennstrecke vor den Toren der Stadt. Ebenso haben viele Anwohner gegen die Durchführung des Rennens geklagt. Sie stören sich ebenfalls am Lärm. Und sind genervt davon, dass sie während des Formel-1-Wochenendes teilweise nur sehr schwer in ihre Wohnungen kommen.

In Monte Carlo hat sich in den letzten 48 Jahren niemand vom Lärm gestört gefühlt. Zumindest sind keine Klagen bekannt. Legendär: die Bilder der sich sonnenden Schönheiten auf den Dachterassen, während unten die Formel-1-Flitzer vorbeirasen.

Die Gratulanten: „Ich Freude mich, dass Sie es sind“, sagt der monegassische Regent, derzeit Fürst Albert, jedes Jahr zu dem jeweiligen Sieger von Monte Carlo. In Valencia wird die Siegerehrung nicht weniger vornehm ausfallen, Spaniens Kronprinz Felipe samt Gattin Letizia haben sich angesagt. Möglicherweise gibt sich sogar König Juan Carlos die Ehre.

Filippo Cataldo

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