Das rote Imperium schlägt zurück
Ferrari verhöhnt Williams; Ecclestone meint, Schumi werde seinen Nachfolgern „Fahrstunden erteilen“.
MÜNCHEN Richtig viel Erfolg hatte Ferrari dieses Jahr noch nicht in der Formel 1. Der aktuelle F 60 ist eine reichlich schlecht ausbalancierte Zicke, mit der Felipe Massa und Kimi Räikkönen bisher keine Chance hatten gegen Sebastian Vettels Red Bull und Jenson Buttons Brawn.
Doch kaum, dass Michael Schumacher nach dem Horror-Unfall Massas in Ungarn als Retter in der Not bereitsteht und an seinem sensationellem Comeback auf Zeit arbeitet und in weniger als einer Woche laut Eigenaussage bereits drei Kilo abgespeckt hat, scheinen sie schon wieder Oberwasser bekommen zu haben in Maranello.
Am Montag hatte Frank Williams, der Chef von Nico Rosberg, Ferraris Begehr für einen Sondertest Schumachers mit dem aktuellem Renner vor dem Rennen in Valencia (23. August) abgelehnt. Das passt den Leuten bei der Scuderia gar nicht. Dienstagnachmittag veröffentlichten die Italiener auf ihrer Website unter der Rubrik „Indiskretion“ eine harsche Spitze gegen Williams. „Ratet mal, wer gegen den Test mit dem F60 war?“, fragten sie, und lieferten die Antwort passenderweise gleich mit: „Ein Team, das seit Jahren nichts mehr gewonnen hat und einmal mehr die Gelegenheit nicht ausließ, fehlendes Fair-Play zu demonstrieren.“
Schumis Rückkehr-Ankündigung ist noch nicht einmal eine Woche alt, zudem hat der einstige Beherrscher der Umdenkreisfahrer noch nichts gewonnen – aber mit Ferrari sollte sich trotzdem keiner mehr anlegen. Sonst schlägt das Imperium zurück. Anders kann diese Veröffentlichung nicht verstanden werden.
Zumal auch die alten Koalitionen noch existieren. Nach Schumachers vorläufigem Rücktritt vor drei Jahren schien sich Oberzampano Bernie Ecclestone ein wenig entfernt zu haben von Ferrari und Lewis Hamilton und Sebastian Vettel, den neuen Stars der Szene, zugewendet haben. Doch Ecclestone war, ist und bleibt vor allem Fan jenes Mannes, der ihn so viel Geld hat verdienen lassen. Und kaum, dass er zurück ist, erhält Schumacher von Ecclestone wieder jene Zuneigung, die den mittlerweile 40-Jährigen seine gesamte Karriere in der Formel 1 begleitet hat. „Schuey war immer superpopulär. Und das, obwohl er zu viele Rennen gewonnen hat und manche sagten, er sei langweilig“, meinte Ecclestone: „Aber er war nie langweilig und er wird niemals langweilig sein.“ Vor allem freue er sich auf die direkten Duelle seines Lieblings mit Vettel und Hamilton. „Ich denke, er wird dem ein oder anderen eine Fahrstunde erteilen“, meinte Ecclestone dazu.
Filippo Cataldo