Das "perfekte Projekt" des Spiritus Rector

Jürgen Klinsmann hat bei seinem ersten Pressetermin seine Ideen vorgestellt. Bayern-Boss Rummenigge hält den neuen Weg der Bayern für "das perfekte Projekt". Doch wie sieht das Projekt FC Bayern nun genau aus? Eine Übersicht.
von  Abendzeitung
Training kann so viel Spaß machen, Jürgen Klinsmann freut sich: „Was wir hier haben, hat kein Klub der Welt.“
Training kann so viel Spaß machen, Jürgen Klinsmann freut sich: „Was wir hier haben, hat kein Klub der Welt.“ © Bongarts/Getty Images

MÜNCHEN - Jürgen Klinsmann hat bei seinem ersten Pressetermin seine Ideen vorgestellt. Bayern-Boss Rummenigge hält den neuen Weg der Bayern für "das perfekte Projekt". Doch wie sieht das Projekt FC Bayern nun genau aus? Eine Übersicht.

Der Revolutionär kam im Trainingsanzug. Dunkelblau. Am Montag hat Jürgen Klinsmann, seit Montag neuer Cheftrainer des FC Bayern, erstmals gesprochen. In der Allianz Arena erläuterte er, was er denn so vorhat. Zwei, die seine Pläne schon kennen, sind begeistert: Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß. Der Manager beeindruckt: „Wir haben nun perfekte Möglichkeiten an der Säbener Straße. Ich muss zugeben: Ich bin überwältigt.“ Er warnte aber auch: „Das alles schießt keine Tore. Jetzt liegt es an der Mannschaft.“ Und Rummenigge fasste zusammen: „Das ist das perfekte Projekt.“ Wie das perfekte Projekt aussieht, führte Klinsmann, „der Spiritus Rector des Ganzen“ (Hoeneß), nun aus:

SEINE LEITSÄTZE

„Meine Philosophie ist es, jeden Spieler jeden Tag besser zu machen. Denn jeder Einzelne besser wird, muss auch die Mannschaft besser werden“, erklärte er – und klang ganz wie der Sommermärchen-Motivator. Er sei „enthusiastisch“, er arbeite nun bei einem der „Top Ten-Klubs weltweit“ – und er wolle mit „kleinen anderen Ideen“ etwas bewegen. Auch wenn diese „auf Missfallen stoßen“.

SEIN LEISTUNGSZENTRUM

Was einst ein Trainingsgelände war, ist nun ein Leistungszentrum. Hierbei handele es sich um „das Herzstück“ des Vereins – und somit des Projekts. Denn Klinsmann begreift Bayern als Projekt. „Als ich gehört habe, dass umgebaut wird, ging bei mir eine kleine Birne hoch: Stop! Das können wir anders machen.“ Jürgen Meißner, jener Innenarchitekt, der bei der WM 2006 das vormals kitschige Berliner Schlosshotel umgestaltet hat, durfte auch an der Säbener Straße wirken. Sogar Buddha-Figuren wurden nahe der Ruheräume aufgestellt. „Sie sorgen für einen guten Energiefluss“, so Klinsmann. „Der Weg ist das Ziel“.

SEINE ZIELE

Den in sich ruhenden Buddhisten hätte ihm eh keiner abgenommen. Klinsmann: „Innen drin, da bin ich enorm ehrgeizig. Ich will schon was bewegen.“ Konkret? „Beide Titel national und international in der Champions League möglichst lange dabei zu sein.“

SEIN FUNKTIONSTEAM

Viele hatten sich mokiert über die vier Fitnesstrainer, den Assistenztrainer, den Teammanager, den Psychologen. Das sei „Empowerment“, erklärte Klinsmann, „das bedeutet, das Verantwortung übertragen und abgegeben wird.“

SEIN 8-STUNDEN-TAG

Davon seien die Spieler restlos begeistert. Dadurch, dass die Akteure von 9.30 Uhr bis 17.30 Uhr vor Ort seien, käme man nicht in die Verlegenheit, ein nervendes Trainingslager abzuhalten. „Abends können die Spieler hingehen, wo sie wollen“, sagte Klinsmann und äußerte die Hoffnung, dass sie „heim zu Frau und Kindern gehen“. Mittags zwischen den Trainingseinheiten wolle er „individualisieren“. Heißt, jeder Spieler könne ein Angebot – mehr oder weniger nach Wahl – wahrnehmen: „Das heißt, wer Yoga machen will, kann Yoga machen“, so Klinsmann. Allerdings würde auch Medienschulung angeboten, Mentaltraining – und Sprachkurse. Klinsmann: „Die junge Generation wartet darauf, stimuliert und motiviert zu werden.“

Jochen Schlosser

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