Das Olympiastadion als Carrera-Bahn

Beim DTM-Event im Juli 2011 ist Action unterm Zeltdach garantiert: „Die Strecke wird so eng, da zählt jeder Zentimeter.“ Und BMW freut sich schon aufs Heimrennen 2012 direkt beim Vierzylinder.
von  Abendzeitung
Hier fährt der Schotte Paul di Resta mit seinem Mercedes-DTM-Wagen auf dem Hockenheimring. Im Juli wird die DTM dann im Olympiastadion rasen.
Hier fährt der Schotte Paul di Resta mit seinem Mercedes-DTM-Wagen auf dem Hockenheimring. Im Juli wird die DTM dann im Olympiastadion rasen. © dpa

Beim DTM-Event im Juli 2011 ist Action unterm Zeltdach garantiert: „Die Strecke wird so eng, da zählt jeder Zentimeter.“ Und BMW freut sich schon aufs Heimrennen 2012 direkt beim Vierzylinder.

MÜNCHEN Es braucht wohl nicht zu viel Phantasie, um sich ungefähr vorstellen zu können, wie die rot-grüne Stadtspitze reagiert haben muss, als die Olympiapark-Bosse mit der Idee um die Ecke kamen, im Olympiastadion, mitten in einer der grünen Lungen der Stadt, ein Autorennen stattfinden zu lassen.

Die Idee ist ja auch ziemlich verwegen, eine typische Jungs-Phantasie, die nun Realität wird: Am 16. und 17. Juli 2011 ist die DTM zum ersten Mal zu Gast in München. Das Olympiastadion wird – mindestens bis 2013 – jeweils ein Wochenende lang zu einer riesigen Carrera-Bahn, auf der Ralf Schumacher, David Coulthard, Timo Scheider und Co. den besten Stadionracer untereinander ausfahren dürfen. Gefahren wird – kaum zu glauben – nur im Innenraum des Olympiastadions. Auf den Rasen und die Laufbahn wird ab Mai Asphalt gebaut, auf diesen eine schmale Bahn gezogen. Ein gewagtes unterfangen angesichts der beengten Verhältnisse, aber am Ende wird sich das Asphaltband auf fast 1,2 Kilometern Länge unterm Zeltdach schlängeln.

Jeweils zwei der über 580 PS starken DTM-Flitzer werden dann auf diesem engsten aller Rennnkurse auf Zeitjagd gehen. Gefahren wird in K.o.-Runden, jeweils Fahrer gegen Fahrer, jeweils ein Mercedes- gegen einen Audi-Boliden. Nach drei Runden folgt ein Pflichtboxenstopp, danach wieder drei Runden. Wer dann am schnellsten im Ziel ist, kommt eine Runde weiter. Ein Modus, den es zumindest in Deutschland auf diesem Niveau noch nicht gegeben hat.

Bei der gestrigen Präsentation im Olympiapark schwärmte Timo Scheider, der die letzten zwei Jahre die DTM gewann, vom besonderen Charakter des Rennens. „Die Vorfreude auf dieses Event ist gewaltig. Da wird Gänsehaut vorprogrammiert sein“, sagte der Audi-Pilot, der seinen Mechanikern gleich mal empfahl, die Spiegel an seinem Wagen abzubauen. „Die Strecke wird so eng sein, da wird jeder Zentimeter zählen“, sagte er. Sein Mercedes-Kollege Maro Engel, gebürtiger Münchner und Bayern-Fan, behauptete gar, dass für ihn ein Kindheitstraum in Erfüllung gehen würde. „Wobei ich als Kind eher davon geträumt habe, irgendwann einmal mit einem Fußball am Fuß im Olympiastadion zu spielen“, meinte er. Jetzt wird er eben im Auto spielen dürfen, das kann er sowieso besser. Die Fahrer werden ihren Spaß haben in München, auch oder sogar weil das Olympiastadion-Rennen nicht für die DTM-Meisterschaft zählen wird. Und auch die Zuschauer dürfen sich wohl auf ein ziemlich actionreiches Spektakel einstellen.

Die Veranstalter hoffen auf 60000 Zuschauer am Tag. Sehr interessiert wird das Spektakel dann sicher auch von schräg gegenüber, vom BMW-Hochhaus beobachtet werden. Im Frühjahr 2012 werden schließlich auch die Münchner wieder einsteigen in die – nach der Formel 1 – populärste Rennserie Europas. Aus der Formel 1 hatte sich BMW Ende letzter Saison vor allem aus Kosten- und Imagegründen zurückgezogen. Die Firma wollte sich einen grüneren, nachhaltigeren Anstrich geben. Nun wollen die Mannen um Motorsportboss Mario Theissen in der freilich auch nicht weniger umweltschonenderen DTM neu durchstarten. „Auch eine nachhaltige Firma braucht Emotionen und Motorsport ist Emotion“, meint Theissen. Und welcher Autohersteller kann schon behaupten, ein Heimrennen direkt vor der Haustür zu haben? Und das mitten im Grünen.

Filippo Cataldo

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