Das letzte Servus von der Formel 1
BMW nimmt Abschied.Viele im Team wissen noch nicht, was aus ihnen werden soll.
ABU DHABI Im Hintergrund funkeln und leuchten die lilafarbenen Leuchtdioden des Yas Circuit Hotels in den Nachthimmel von Abu Dhabi. BMW hat am Hafenkai zur Abschiedsparty geladen. Es ist der Abend vor dem letzten Formel-1-Rennen für das weißblaue Autowerk. Zehn Jahre hat man in der Rennserie verbracht. Erst sechs in einer erfolgreichen, aber unglücklichen Ehe mit Williams, dann vier als eigenständiges Team.
Immer wieder fällt an diesem Abend der der Satz: „Irgendwie wird's schon.“
Wie und vor allem wann, das weiß im Moment aber keiner so richtig. Mehr als 400 Arbeitsplätze im schweizerischen Sauber-Standort Hinwil sind gefährdet, wenn die Übernahme des Formel-1-Teams BMW-Sauber nicht klappt. Die Motoren soll Ferrari liefern, doch alles hängt vom Startplatz für 2010 ab.
Wehmut liegt in der immer noch knapp 30 Grad warmen Luft. An einem Tisch plaudert Rekordweltmeister Michael Schumacher mit BMW-Vorstand Klaus Draeger und Motorsportchef Mario Theissen. Auch er war Ende Juli überrascht worden von der Vorstandsentscheidung, sich aus unternehmensstrategischen Gründen aus der Formel 1 zurückzuziehen. Theissen war enttäuscht, klar. Aber er trägt den Ausstieg mit. „Ich kann ihn nachvollziehen“, sagte er zur „SZ“, „wenn sich die Ausrichtung des Unternehmens ändert, werden auch die Ressourcen neu verteilt. Die Formel 1 hat davon einfach enorm viele verschlungen.“
Viele aus dem Fahrerlager sind gekommen, um BMW Servus zu sagen. Tags zuvor hatte sich die komplette Mannschaft noch bedankt. Beim Abschiedsfoto vor der Box von Nick Heidfeld und Robert Kubica hielt Theissen eine Tafel mit der Aufschrift: „Auf Wiedersehen und danke“. Auf den Autos von Nick Heidfeld und Robert Kubica stand beim Rennen „Servus“ auf den Seitenkästen. Ob und mit wem es ein Wiedersehen geben wird, ist offen. Theissen selbst, sonst planender Stratege, will sich erst jetzt mit seiner zukünftigen Rolle beschäftigen.
Es ist aber wahrscheinlich, dass er bei BMW bleibt und das neue, deutlich kleinere Motorsportprogramm der Münchner verantwortet. Pilot Heidfeld machte schon deutlich, dass sich die ganze Sache länger hinziehe, als er sich erhofft habe.
Kollege Kubica hat schon bei Renault angeheuert. „Wir haben keine klare Frist“, erklärt Theissen, es sei jedoch klar, „dass die Zeit rennt und es schwieriger und schwieriger für das Team wird“.
Fahrer und Sponsoren unterschreiben nur, wenn sie auch wissen, dass das neue Team im nächsten Jahr fahren darf. BMW wird es aber nicht mehr heißen.