Das ist Münchens Gold

Die Zeller-Brüder Christopher und Philipp schwärmen nach dem Gold-Triumph des deutschen Hockey-Teams bei Olympia von ihrer Zeit in der bayerischen Landeshauptstadt, von der „guten alten MSC-Schule“ und erklären, warum es ohne Münchner nicht geht..
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Überglücklich: Christopher Zeller (li) und Philipp Zeller.
sampics/Augenklick Überglücklich: Christopher Zeller (li) und Philipp Zeller.

Die Zeller-Brüder Christopher und Philipp schwärmen nach dem Gold-Triumph des deutschen Hockey-Teams bei Olympia von ihrer Zeit in der bayerischen Landeshauptstadt, von der „guten alten MSC-Schule“ und erklären, warum es ohne Münchner nicht geht..

AZ: Bei all dem Feiertrubel hier mitten im Goldrausch haben die Gebrüder Zeller noch Zeit für ein Gespräch mit der Abendzeitung?

PHILIPP ZELLER: Für die Heimat immer.

Ohne die Münchner wäre es ja wohl nichts geworden mit Ihrem Olympiasieg.

CHRISTOPHER ZELLER: Man kann sagen, die Münchner haben ganz gut mitgemacht, ja. Mein Bruder im Halbfinale mit seinem Ausgleichstor zwei Minuten vor Schluss.

PHILIPP: Und mein Bruder mit seinem Goldtor im Finale. Und vor allem der Max Weinhold im Tor. Das war fantastisch, wie er das ganze Turnier gehalten hat, die Krönung war freilich das Siebenmeterschießen im Halbfinale. Wenn man so einen wie den Max hinten drin hat, dann macht das alles sehr viel leichter. Da hast du das Gefühl, da kann gar nichts mehr schiefgehen. Und da kriegst du auch wirklich das Gefühl: Ohne Münchner geht es nicht.

CHRISTOPHER: Im Herzen sind wir eh immer Münchner.

Sie und Weinhold sind ja alle beim Münchner SC groß geworden.

PHILIPP: Ja, die gute alte MSC-Schule hat sich ausbezahlt. Das ist schon unglaublich, wobei wir das natürlich nicht alleine zu dritt geschafft haben. Das hat die ganze Mannschaft erreicht. Und trotzdem ist das einfach auch ein Münchner Olympiasieg, eine Goldmedaille für München.

CHRISTOPHER: Du sagst es, aber natürlich auch eine für die ganze Mannschaft. Wir haben einen großartigen Kampf gezeigt. Das waren richtig deutsche Tugenden. Das war wahrlich kein Finale für Feinschmecker, eher ein Arbeitssieg, ein Kampf bis zum Schluss. Und gegen die Spanier wie schon im Vorrundenspiel kein Tor zu kassieren, das musst du auch erstmal schaffen.

PHILIPP: Nicht zu vergessen unseren Trainer. Markus Weise hat uns auf den richtigen Weg gebracht. Als er angefangen hat, waren wir erst zu erfolgsverwöhnt, wir waren ja schließlich Weltmeister, bis er uns klargemacht hat, dass das alles kein Selbstläufer ist. Das war ein toller Weg, den er mit uns eingeschlagen hat. Nach einiger Zeit der Gewöhnung ist er mit seinen Ideen bei uns auch auf fruchtbaren Boden gestoßen, jetzt erntet er die Früchte.

Vor allem auch, weil Sie, Christopher, mal wieder das entscheidende Siegtor geschossen haben. Wie schon im WM-Finale 2006.

CHRISTOPHER: Ja, dabei habe ich hier vorher gar kein gutes Turnier gespielt, umso schöner ist es, dass ich jetzt getroffen habe. Olympische Spiele sind einfach 100 000 Mal höher zu bewerten als eine WM, das ist viel härter von der Belastung, und außerdem ist Olympia ein so globales Event, da schaut jeder viel mehr drauf als auf eine singuläre Hockey-WM. Deswegen hoffe ich auch auf die positiven Auswirkungen, dass sich jetzt noch mehr tut im deutschen Hockey.

Nämlich?

PHILIPP: Dass eine Welle der Begeisterung durchs Land geht, dass die Menschen sehen, was das für ein toller Sport ist, dass die Jugendabteilungen wieder Zulauf bekommen. Auch beim MSC.

Dem täten junge gute Spieler wieder ganz gut, angesichts der tristen Zweitklassigkeit.

CHRISTOPHER: Dass es sportlich da nicht so gut läuft, tut uns selbst weh. Bei Rot-Weiß Köln haben wir einfach optimale Voraussetzungen, Studium und Sport zu vereinbaren, neben dem Hockey auch noch so langsam in den Beruf und in das Leben nach dem Sport einzusteigen.

PHILIPP: Ja, das kommt ja jetzt alles wieder auf uns zu. Ich muss mich daheim jetzt langsam wieder ums Examen kümmern. Ich schätze mal, dass ich jetzt noch so ein, zwei Wochen Pause mache und ich mich dann wieder an die Bücher setze. Aber mit einer Goldmedaille lernt es sich schon gleich ganz anders, viel leichter.

CHRISTOPHER: Studium und Beruf sind ja auch das Allerwichtigste, das steht an vorderster Front. Als Hockeyspieler werden wir nie so viel Geld kriegen, dass wir sagen können, wir haben ausgesorgt. Eigentlich hast du nie im Hinterkopf, oh, cool, da könnte vielleicht ein Sponsorenvertrag rausspringen. Olympiasieger willst du für die Mannschaft werden und für dich selbst.

Und wann kommen die Olympiasieger wieder nach München, in die Heimat?

CHRISTOPHER: Wir fliegen erst einmal nach Frankfurt, da gibt es einen Empfang, dann fahren wir noch nach Köln zu unserem Klub, da wird auch nochmal kräftig gefeiert und da kommen dann auch vielleicht die Eltern hin. Wann ich nach München fahre, weiß ich noch nicht.

PHILIPP: Ich schon.

Aha. Und wann?

PHILIPP: Spätestens zur Wiesn. Ich freue mich schon sehr, die Familie wiederzusehen. Und irgendwann werden wir uns eh alle beim MSC wiedersehen. Dass wir später einmal unsere Karriere in der alten Heimat beenden, kann ich mir gut vorstellen.

Interview: Florian Kinast

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