Das intime Geheimnis

Das Geschlecht von Weltmeisterin Semenya ist nun offiziell geklärt. Doch der Weltverband weigert sich, Details der Untersuchungen zu veröffentlichen.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Ist nun offiziell eine Frau: Caster Semenya.
dpa Ist nun offiziell eine Frau: Caster Semenya.

Das Geschlecht von Weltmeisterin Semenya ist nun offiziell geklärt. Doch der Weltverband weigert sich, Details der Untersuchungen zu veröffentlichen.

MONTE CARLO Fast ein Jahr wurde öffentlich über eine Sache gerätselt, die doch so überaus intim ist.

Ist Caster Semenya, Weltmeisterin über die 800 Meter der Frauen im Jahre 2009, nun wirklich eine Frau – oder doch – was die extrem maskuline Erscheinung vermuten lässt – ein Mann? Jetzt hat der Leichtathletik-Verband IAAF entschieden, dass die 19-Jährige wirklich das ist, als das sie ihre Eltern aufgezogen haben, was für sie selber all die Jahre immer selbstverständlich war. Caster ist eine Frau. Damit beendete die IAAF die Spekulationen über das Geschlecht der Südafrikanerin. Was letztlich den Ausschlag dafür gegeben hat, dass Semenya nun offiziell als Frau auf die Laufbahn darf, wollte die IAAF nicht verraten. „Die medizinischen Einzelheiten dieses Falles sind streng vertraulich, und das bleiben sie auch“, teilte der Weltverband mit. Darüber hinaus werde es keine weiteren Auskünfte zu diesem Fall geben.

Das intime Geheimnis. „Warum sollte man das Resultat bekanntmachen? Würden Sie wollen, dass man einen Bericht über Ihr Geschlecht öffentlich macht?“, sagte Semenyas Rechtsanwalt Greg Nott.

„Ich bin unglaublich erleichtert und begeistert, dass ich jetzt wieder laufen darf, denn ich wurde geboren, um zu rennen“, sagte Semenya. Vor allem freue sie sich darauf, dass ihr künftig nach Wettkämpfen niemand mehr Fragen nach ihrem Geschlecht stelle.

Grundlage für die Entscheidung des Weltverbandes waren mehrere medizinische Gutachten, die seit 2009 in Auftrag gegeben wurden: „Wir akzeptieren das abschließende Urteil verschiedener medizinischer Experten, die jetzt zu dem Schluss gekommen sind, dass sie mit sofortiger Wirkung als Frau starten darf“, erklärte die IAAF.

Auch Thomas Bach ist froh, dass der spektakuläre Fall Semenya abgeschlossen ist. „Es ist gut, dass die lange Zeit der Ungewissheit für Caster Semenya ein Ende hat und sie nun ihre sportliche Zukunft planen kann“, sagt der IOC-Vizepräsident und Boss des Deutschen Olympischen Sportbundes. Das Problem der Transsexualität sei ein hochsensibles und werde den Sport sicher weiter beschäftigen. Bach: „Dazu müssen an vorderster Stelle Regularien geschaffen werden, damit die Privatsphäre und Persönlichkeitsrechte von Betroffenen künftig besser geschützt werden, als dies bei Caster Semenya der Fall war.“

Für Semenya, die sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale besitzen soll, standen die Startampeln bis zur endgültigen Klärung auf Rot. Es galt ein internationales Startverbot für die Läuferin. „Wir sind glücklich, dass Caster nun endlich die Erlaubnis erhalten hat, mit anderen Frauen gemeinsam zu starten. Das ist ihr legales und natürliches Recht“, sagte Jeffrey Kessler, einer von Semenyas Anwälten. Er erwarte, dass das Urteil zum Präzedenzfall werde: „Ich hoffe, dass andere Athletinnen künftig nicht mehr ähnliche Erfahrungen machen und all das hinnehmen müssen, was unserer Mandantin widerfahren ist.“

Denn die Art, wie mit Semenya umgegangen wurde, gibt viel Anlass zum Ärger. „Der Fall ist auf dem Rücken einesMenschen ausgetragen worden, zum Schaden einer Athletin“, sagte Helmut Digel, Mitglied des Councils des Leichtathletik-Weltverbandes. „Sie muss behandelt werden wie jede andere. Niemand hat das Recht, sie zu diskreditieren.“

Die Freude in der südafrikanischen Heimat war enorm. „Das sind großartige Nachrichten für Caster und uns alle“, hieß es in einer Mitteilung des Sportministers Makhenkesi Stofile. Die Zeitung „Sowetan“ schrieb: Caster kann rennen!“ Und „Citizien“ titelte: „Sie ist ein Mädchen! Casters athletisches Leben ist wieder in der Spur.“

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.