Das Grosser-Drama

Neuer Schicksalsschlag für Löwen-Legende Peter Grosser. Sohn Thomas (42) stirbt beim Fußball-Training in den Armen seiner Frau.
Sie kniete neben ihm. Am Mittelkreis der Unterhachinger Sporthalle. Fassungslos. Die Tränen standen ihr in den Augen. Dort lag ihr Ehemann – und kämpfte um sein Leben. „Thomas, wir haben noch so viel vor, so viel zu besprechen“, sagte Doris Grosser schluchzend – und flehte ihren Mann an: „Du darfst noch nicht gehen.“ Doch das Unfassbare geschah: Thomas Grosser, Sohn der Münchner Fußball-Legende Peter Grosser, verstarb am Dienstagabend. Im Alter von nur 42 Jahren. Beim Fußball-Training. Mit der Senioren-B-Mannschaft der SpVgg Unterhaching.
So wie jeden Dienstagabend im Winter hatte sich Kapitän Grosser mit seinen Freunden in der Halle am Utzweg getroffen. Geplant war ein harmloser Kick der Alten Herren, um sich für ein Turnier des MTV München am Wochenende fit zu machen. Die lockere Einheit endete mit dem tödlichen Drama. Wie aus dem Nichts brach Grosser, einst selbst Zweitliga-Profi bei der SpVgg und Aufstiegsheld 1989, auf dem Spielfeld zusammen und verlor das Bewusstsein. Die Kollegen riefen sofort den Notarzt – und Grossers Frau Doris an. Der Arzt konnte Grosser zwar noch reanimieren, doch wenig später verstarb der dreifache Familienvater – in den Armen seiner Doris.
Erschreckend, brutal, völlig irreal
„Ich war schon auf dem Weg ins Bett, als mich der Anruf erreichte“, erzählte Hachings Seniorenleiter Hans Fleischmann gestern unter Tränen der AZ, „ich kam in die Halle, als die Sanitäter schon da waren. Wir hatten noch einen Funken Hoffnung... Das ist so erschreckend, das ist brutal. Er war der Mittelpunkt unserer Mannschaft, nun starb er im Mittelkreis. Das ist völlig irreal, wie in einem schlechten Film.“
Warum musste Thomas Grosser so früh sterben? Die Todesursache ist ungeklärt. Womöglich könnte es sich um eine Embolie, den Verschluss einer Ader, handeln, die durch einen Bluterguss in der Wade – eine Allerweltsverletzung – ausgelöst worden sein könnte. Eine Obduktion in den nächsten Tagen soll Klarheit schaffen.
Ein ganzer Verein steht unter Schock
Sein Freund und AH-Spezl Wolfgang Betzendörfer – die beiden kannten sich seit dem sechsten Lebensjahr – ist total geschockt. „Thomas war völlig fit. Er lebte für den Sport. Wir sind letztes Jahr mit Haching noch Bayerischer Meister geworden“, sagt sein früherer Profi-Kollege, „ich bin völlig fassungslos. Das ist eine unglaubliche Tragödie. Ich kann das gar nicht glauben.“
Ein ganzer Verein steht unter Schock. Präsident Engelbert Kupka, CSU-Landtagsabgeordneter, trauert mit der Familie. „Wir sind paralysiert. Er war ein Garant für die Erfolge der SpVgg Unterhaching“, sagte Kupka zur AZ, „unser ganzes Mitgefühl gehört seiner Frau Doris, den Kindern und meinem Freund Peter Grosser, der nun auch sein zweites Kind auf tragische Weise verloren hat.“ Peter Grosser jr., der ältere Bruder von Thomas, war in den 80er Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.
Ex-Nationalspieler Peter Grosser, Kapitän der Meister-Löwen von 1966, erreichte die furchtbare Nachricht auf Ibiza. In der Villa von Haching-Mäzen Anton Schrobenhauser. Dort wollten sie über die Zukunft des Klubs reden. Nun der zweite Schicksalsschlag für Hachings Vize Grosser. Der 69-Jährige buchte sofort den ersten Flug zurück.
Oliver Griss, Jochen Schlosser