Das große Tennis-Theater

Nachdem Kühnen seinen streitbaren Starspieler Kohlschreiber aus dem Davis-Cup-Team geworfen hat, bietet dessen Manager ein klärendes Gespräch an – erst nach den US Open: „Die Tür ist nicht zu”
T. Becker |
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NEW YORK/HAMBURG Boris Becker ist wieder in New York und freut sich via Twitter: „What can I say: Ivan, Mats and BB in at the US Open!!!” Hach, die guten, alten Zeiten. Am Tag zuvor hatte Bundes-Boris gezwitschert: „Habe gerade gelesen, dass Kohlschreiber nicht Daviscup gegen Australien spielt. Warum, weshalb, wieso?” Barbara Rittner, Kapitän des Fed-Cup-Teams der deutschen Tennisfrauen, antwortete süffisant: „Strange questions...” – komische Frage...

Allein diese paar Worte zeigen, wie es ums deutsche Tennis bestellt ist. Symptomatisch ist da der Fall Kohlschreiber. Der angeschlagene Davis-Cup-Kapitän Patrik Kühnen wusste keinen anderen Rat, als vor dem wichtigsten Davis-Cup-Spiel des Jahres seinen besten, aber auch renitentesten Spieler aus dem Aufgebot zu streichen – ausgerechnet an jenem Tag, als dieser eins seiner größten Matches bestreiten sollte: das Achtelfinale der US Open. Und auch sonst brodelt es. Es gibt Probleme im Umgang miteinander, angefangen beim DTB-Präsidenten Karl Georg Altenburg, der einige befremdliche Auftritte hingelegt hat, über seinen Vize Charly Steeb, der nebenbei Jan Ullrich managt und künftig auch als Veranstalter der BMW Open in München fungiert. Dabei steht der DTB in der Weltranliste so gut da wie schon Jahre nicht.

Jetzt also Ärger um Kohlschreiber. Er, heuer Turniersieger in München, Viertelfinalist in Wimbledon, Nummer 18 der Welt, wird in zehn Tagen nicht dabei sein beim Relegationsspiel gegen Australien in Hamburg, ebenso wenig wie Deutschlands Nummer zwei, Tommy Haas, der aus persönlichen Gründen absagte. Stattdessen sollen Florian Mayer, Philipp Petzschner, Benjamin Becker und Cedrik-Marcel Stebe gegen mit Lleyton Hewitt und Bernard Tomic den ersten Abstieg aus der Weltgruppe seit 2003 verhindern. In New York sagte Kohlschreiber derweil: „Das war nicht der schönste Tennis-Tag heute”, und meinte damit die ewige Warterei auf das wegen Regens verschobene Match gegen Janko Tipsarevic: Zehn Stunden vor Matchbeginn war er auf der Anlage, bis es losgehen konnte. Bei 2:5 musste erneut unterbrochen und vertagt werden (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet).

Vor Beginn der US Open schienen nach einem Gespräch zwischen Kohlschreiber und Kühnen, an dem auch Steeb teilnahm, die Wogen geglättet. Doch Kühnen sah den Inhalt der Unterredung „konterkariert”, als Kohlschreiber zu Turnierbeginn vor der Presse die Vorfälle von der Davis-Cup-Niederlage im Februar in Bamberg noch mal kritisierte. Das DTB-Quartett sei kein Team, das durch Freundschaft glänze, so Kohlschreiber. Außerdem habe er „Rückendeckung” von Kühnen vermisst. Der wollte sich solche Sätze nicht bieten lassen und strich Kohlschreiber aus dem Kader. Die Tür sei aber „weiterhin offen”, so Kühnen.

Für Kohlschreiber äußerte sich sein Manager Stefan Fehske: „Philipp akzeptiert die Entscheidung. Es wird von uns keine Vorwürfe geben. Wir wollen kein Öl ins Feuer gießen. Philipp spielt gerne für Deutschland. Das Thema Davis Cup ist nicht abgehakt. Die Tür ist nicht zu.” Fehske bestätigte, dass Kühnen in New York das Gespräch gesucht habe. „Während des Turniers wollten wir das nicht. Allerdings sind wir nach dem Turnier natürlich gesprächsbereit”, sagte Fehske.
Es dürfte ein interessantes Gespräch werden. 

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