Das große Favoritensterben bei den Australian Open

Großes Favoritensterben in Down Under: Bei den Australian Open scheitern in der zweiten Runde Titelverteidigerin Sofia Kenin, Stan Wawrinka und - auf besonders dramatische Weise - Venus Williams.
von  Thomas Becker
"Ich kann viel Positives aus dem Match ziehen", sagt Mona Barthel nach ihrem Zweitrunden-Aus in Melbourne.
"Ich kann viel Positives aus dem Match ziehen", sagt Mona Barthel nach ihrem Zweitrunden-Aus in Melbourne. © picture alliance/dpa/AP

Als Venus Williams zum ersten Mal bei den Australian Open spielte, hieß der deutsche Bundeskanzler noch Helmut Kohl, der US-Präsident Bill Clinton, seine Praktikantin Monica Lewinsky, und deutscher Fußball-Meister wurde der 1. FC Kaiserslautern. Gefühlte Lichtjahre ist das her. 21 Mal ist die mittlerweile 40-jährige Schwester von Serena Williams in Melbourne an den Start gegangen, doch die Bilder ihres jüngsten Auftritts werden wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Es waren Bilder des Jammers. Oder der Unverwüstlichkeit, je nach Perspektive.

Venus Williams: Ehemalige Nummer eins der Welt scheidet aus

Die blanken Fakten: Beim Stand von 1:5 gegen die Italienerin Sara Errani knickte Venus Williams um, stieß einen Schmerzensschrei aus - und konnte fortan kaum noch Gegenwehr leisten. Dicker Verband am rechten Knöchel, dicker Verband am linken Knie, aber Aufgeben war keine Option für die ehemalige Nummer eins der Welt, die derzeit an Position 81 gelistet ist. Bis zum bitteren Ende (1:6, 0:6) hielt sie irgendwie durch, wehrte sogar noch zwei Matchbälle ab. Bleibt zu hoffen, dass das nicht ihr letzter Auftritt in Melbourne war, wo sie nie gewinnen konnte: In zwei Finals unterlag sie jeweils ihrer jüngeren Schwester.

Auch für Venus Williams (r.) ist bereits Schluss.
Auch für Venus Williams (r.) ist bereits Schluss. © picture alliance/dpa/AP

Auch für die 20 Jahre alte Ex-US-Open-Siegerin Bianca Andreescu, die sich nach über einem Jahr Verletzungspause zurückmeldete, ist schon Schluss in Down Under. Die Kanadierin unterlag Hsieh Su-Wei aus Taiwan mit 3:6, 2:6. Wenig später schied auch Petra Kvitova und damit eine weitere Top-Ten-Spielerin aus. Die Tschechin, Nummer neun der Setzliste, unterlag Sorana Cirstea aus Rumänien 4:6, 6:1, 1:6. Und auch die Titelverteidigerin Sofia Kenin ist schon draußen. Die an Position vier gesetzte US-Amerikanerin verlor ihr Zweitrundenmatch gegen die Estin Kaia Kanepi in nur 64 Minuten überraschend deutlich mit 3:6, 2:6.

Keine Vertreterin des Deutschen Tennis Bundes in der dritten Runde

Da wollte die letzte deutsche Spielerin im Feld offenbar nicht nachstehen: Das Zweitrunden-Aus von Mona Barthel hat das schlechteste Abschneiden der deutschen Tennisspielerinnen bei einem Grand-Slam-Turnier seit fast elf Jahren besiegelt. Die 30-Jährige aus Neumünster verlor gegen die an 25 gesetzte Tschechin Karolina Muchova klar mit 4:6, 1:6. Damit findet erstmals seit den French Open 2010 die dritte Runde eines Majors ohne Vertreterin des Deutschen Tennis Bundes statt.

Auch für Angelique Kerber war das Tunier schnell vorbei

Die dreimalige Grand-Slam-Siegerin Angelique Kerber, Andrea Petkovic und Laura Siegemund waren schon an ihren Auftakthürden gescheitert. "Es ist schade, dass ich in den wichtigen Situationen im ersten Satz vielleicht nicht mein bestes Tennis gespielt habe", sagte Barthel: "Aber es ist lange her, dass ich ein Match auf diesem Niveau gegen eine so gute Spielerin gespielt habe. Deswegen kann ich stolz auf mich sein und viel Positives aus dem Match ziehen." In den vergangenen Jahren war Barthel immer wieder von Verletzungen und Krankheiten zurückgeworfen worden. Eine Fußblessur hatte sie ab Juli 2019 geplagt, erst Anfang dieses Jahres kehrte sie auf die Tour zurück. "Ich denke, es war ein gutes Turnier für mich", sagte Barthel.

Dieser Satz wird Stan Wawrinka sicher nicht über die Lippen kommen. Der dreimalige Grand-Slam-Sieger ist in Runde zwei gescheitert. Der 35 Jahre alte Schweizer musste sich nach einem Krimi dem Ungarn Marton Fucsovics mit 5:7, 1:6, 6:4, 6:2, 6:7 (9:11) geschlagen geben. Wawrinka, der das Turnier in Melbourne 2014 gewonnen hat, kämpfte sich nach schlechtem Start bei heißem Wetter zurück in die Partie und erarbeitete sich im fünften Satz drei Matchbälle. Doch Fucsovics konnte alle abwehren und durfte nach 3:59 Stunden jubeln. "Ich bin wirklich müde, es war ein langes Match", sagte Fucsovics: "Ich wusste, dass er zurückkommt, er ist ein physisch starker Spieler." Wawrinka war im vergangenen Jahr erst im Viertelfinale an Alexander Zverev gescheitert.

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