Das Glück läuft am See: 21 Kilometer purer Genuss

AZ-Sportchef Gunnar Jans ist beim Tegernseelauf gestartet – und schwärmt vom ersten Halbmarathon.
von  Gunnar Jans
Mit Nummer 3202 am Start, schon nach 7 km in Rottach sichtlich gezeichnet: AZ-Sportchef Gunnar Jans (r.) beim Tegernseelauf, seinem ersten Halbmarathon.
Mit Nummer 3202 am Start, schon nach 7 km in Rottach sichtlich gezeichnet: AZ-Sportchef Gunnar Jans (r.) beim Tegernseelauf, seinem ersten Halbmarathon. © Marathon-photos.com

Tegernsee - Es war mein erstes Mal. Okay, vom Wandern und Radeln kennen wir uns, der Tegernsee und ich. Und auch vom Herzoglich Bayerischen Brauhaus. Aber vom Laufen? Um den See? Den ganzen See? Bis vor einem halben Jahr unvorstellbar. Seit April jogge ich wieder, nach Jahren der Pause. Und keine sechs Monate später tatsächlich 21,1 km am Stück. Das geht, läuft gut, tut gut. Und ist alles andere als eine Qual: Ich habe jeden, wirklich jeden Kilometer genossen – beim schönsten Halbmarathon Deutschlands.

Die Vorbereitung: Schon ambitioniert. Zwei-, dreimal die Woche an der Isar, erst fünf, dann zehn Kilometer. Beim Stadtlauf den 16 Jahre jüngeren Stellvertreter abgehängt (er hat sich im Tennis revanchiert), beim Bavarian Run die 11 km unter einer Stunde geschafft. Im Korsika-Urlaub nicht nachgelassen, danach einmal von Thalkirchen zum Seehaus und zurück, ein bissl Intervall- und Techniktraining, am Tag vorm Lauf im Regen angeschwitzt, am Renntag in der BOB auf dem Boden gesessen – und mich gefragt, ob ich noch alle Sinne beisammen hab’. Alle sechs bedient.

Das Sehen: Von Ilse Aigners Startschuss habe ich so wenig mitbekommen wie von den Hahner-Twins, Anna und Lisa, die in 1:17:23 alle Männer hinter sich ließen. Aber darum geht’s nicht. Wie der See sich den Läufern öffnet, sie magisch anzieht, wenn die Sonne gegen die Wolken und um die Berge kämpft, es vorbeigeht an Brauhäusern (wo die ersten einkehren), Wahllokalen (Aufgeben ist keine Wahl) und dem Spielcasino (wo mancher beim Anstieg „Game over!” ruft), bis Gmund, Start & Ziel wieder in Sicht ist. Und wenn ich auch überholt wurde von Barfußläufern mit Gamsbart: Wer den Tegernseelauf schafft, kann die Endorphine sehen. Das Glück läuft am See.

Das Riechen und das Schmecken: 5000 Menschen am Start (ausgebucht) hinterlassen Duftmarken, Angstschweißperlen vermischen sich auf der Stirn mit Iso-Getränken, die es an den vier Verpflegungsstationen (top organsiert) gibt und deren Inhalt im Vorbeilaufen nicht immer ins Ziel findet. Das klebrige Gefühl geht vorbei. Anders als: der Duft des Sees. Der läuft immer mit.

Hören und Fühlen: Die Trachtenkapelle in Tegernsee, der Fähnchenschwenker in Rottach, die AC/DC-Freaks mit ihrer T.N.T-Dröhnung am Berg, überhaupt alle am Streckenrand, die Hinterherläufer wie mich anfeuern: Das lässt dich das Zeitgefühl verlieren und keine Schmerzen spüren. Mich hat’s schneller gemacht (12 km/h im Schnitt), ins Ziel getragen – in 1:45:22,2. Persönlicher Rekord im ersten Lauf :-)

Das Tasten: Weiter, immer weiter? Der Körper gibt am Tag danach sein Okay. 7 Kilometer langsam ausgelaufen. Und jetzt: an den München Marathon herantasten. 2014?

Mein siebter Sinn sagt: Da geht noch was. 

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