"Das gibt's sonst nirgends"

Die deutschen Männer schwächeln – ansonsten sorgt die Biathlon-WM in Ruhpolding für allgemeine Begeisterung. Sogar Prominente wie Franz Beckenbauer und Prinz Albert II. fiebern mit.
von  Thomas Becker
Quo vadis, deutsches Biathlon?
Quo vadis, deutsches Biathlon? © dpa

Die deutschen Männer schwächeln – ansonsten sorgt die Biathlon-WM in Ruhpolding für allgemeine Begeisterung. Sogar Prominente wie
Franz Beckenbauer und Prinz Albert II. fiebern mit

Ruhpolding - Gold-Lena überall! Kein Wunder, dass da die DSV-Männer ein wenig zu kurz kamen. Aber schließlich gab es ja in zwölf WM-Tagen auch nur eineinhalb Mal Grund zum Jubeln: bei Bronze für die Mixed- und für die Männer-Staffel. Die AZ-Bilanz der Titelkämpfe:


Die DSV-Männer: Der letzte Männer-Wettbewerb in der Chiemgau-Arena, der Massenstart, war symptomatisch für das Abschneiden der deutschen Skijäger. Andreas Birnbacher, Weltcup-Führender in dieser Wertung, schoss und lief wie der Teufel, machte in Führung liegend alles richtig – bis zum letzten Schießen, mal wieder. Nach einer Strafrunde und einem verstolperten Schlussspurt fand er sich auf Platz vier wieder: Blech statt Edelmetall. Arnd Peiffer landete mit zwei Strafrunden auf Platz sieben, Michael Greis abgeschlagen auf Rang 22, noch vier Plätze vor Simon Schempp, der fünf Mal in die Strafrunde musste. So lief es für die Männer: vorn dabei, gut in Form, aber nicht gut genug für Top-Platzierungen.

Überraschungen: Vor einem Jahr musste Jakov Fak seine WM-Teilnahme noch absagen: Nach Erfrierungen am Abzugsfinger (so nennen Biathleten ihren Zeigefinger) drohte eine Amputation und somit das Karriereende. Doch in Ruhpolding gewann er zunächst Silber mit der Mixed-Staffel, danach Gold über die 20 Kilometer und versetzte sein slowenisches Team in einen tagelangen Freudentaumel. Den Finger muss er immer noch gut verpacken. Fak sagt: „Wäre es schiefgegangen, hätte ich eben gelernt, mit dem Mittelfinger zu schießen.”
Enttäuschungen: Elf Wettkämpfe, null Medaillen: So lautet die Bilanz von Team Austria. Im Massenstart landeten die erfolgsverwöhnten Österreicher auf den Rängen 14 (Daniel Mesotitsch) und 24 (Dominik Landertinger) – mehr ÖSV-Athleten waren erst gar nicht dabei.

Stimmung:
Eine Eins mit Stern für die Fans der Biathlon-WM. Besser und fairer geht’s nicht. Auch außerhalb des Stadions: keine Beschwerden über trunkene Ausraster oder dergleichen. Stattdessen: fröhliche, aber umsatzstarke „We are one family”-Stimmung.

Promis: Franz Beckenbauer, der Ehrenpräsident des FC Bayern, brachte es bei seinem Besuch am Sonntag auf den Punkt: „Bei diesem Sauwetter singen und tanzen die hier, das gibt’s sonst nirgends! Da sieht man erst mal, wie verwöhnt das Fußball-Publikum ist.” Auch sein Nachfolger im Präsidentenamt des FC Bayern schaute am Freitag mal vorbei: Uli Hoeneß. Die einst von ihm umworbene Magdalena Neuner hatte aber schon bekannt: „Ich bin gar kein Fußball-Fan.” Neben den Alt-Internationalen der Biathlon-Szene fieberten auch Fachfremde in der Chiemgau Arena mit: Ministerpräsident Horst Seehofer, Prinz Albert II. von Monaco, Eisprinzessin Kati Witt, Rosi Mittermaier und Christian Neureuther, ZDF-Boss Markus Schächter und DOSB-Chef Thomas Bach.

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