Das fliehende Pferd

Ferrari könnte die Formel 1 platzen lassen. Nun wäre sogar eine Piratenserie möglich. Ansonsten aber scheint sich Italien in einer Art Schockstarre zu befinden, seit Ferrari angekündigt hat, sich aus der Formel 1 zu verabschieden.
MARANELLO Nein, Silvio Berlusconi meldete sich dann doch noch nicht zu Wort, auch der Papst nahm, zumindest in der Öffentlichkeit, Ferrari noch nicht in seine Gebete auf.
Ansonsten aber scheint sich Italien in einer Art Schockstarre zu befinden, seit Ferrari angekündigt hat, sich aus der Formel 1 zu verabschieden, sollten Max Mosley und sein Automobil-Weltverband nicht doch noch das Regelwerk für das nächste Jahr ändern und das Parallelregelwerk für Rennställe, die sich einer freiwilligen Budget-Obergrenze unterziehen und dafür aber weitreichende technische Freiheiten bekommen, wieder zurückziehen.
Der italienische Olympiaverband Coni schickte eine Unterstützungsdepesche, Renault-Teamchef Flavio Briatore schloss sich der Ausstiegsankündigung an. Auch Mercedes-Motorsportchef Nobert Haug zeigte Verständnis. „Ich bin mir sicher – und das weiß ich aus Gesprächen mit Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo und Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali – dass Ferrari nicht erstmals in 60 Jahren eine solche Ansage macht, ohne dass diese den entsprechenden Hintergrund hätte", sagte er. Für Mercedes sei ein Ausstieg derzeit zwar keine Option, aber „wir jedenfalls wollen Ferrari als sportlichen Rivalen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Team etwas anderes sagt“, sagte Haug. Überhaupt seien sich alle Teams „ einig, dass es eine Formel 1 mit zweierlei Reglements nicht geben kann“, ergänzte er.
Tatsächlich könnte das fliehende Pferd – das Ferrari-Logo zeigt ein springendes Pferd – nun die gesamte Formel 1 platzen lassen. Die großen Hersteller würden es der Scuderia nachmachen, Formel-1-Impressario Ecclestone bliebe eine Art Nachwuchsformel. Sogar über die Gründung einer „Piratenformel“, in der Ferrari, Renault, BMW, Toyota und andere künftig fahren sollen, wird spekuliert. „Eine Trennung wäre für Ecclestone verheerend. Der Wert seines Fonds würde einbrechen“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“. Und zu allem Überfluss droht ein Rechtsstreit. Ferrari ließ sich vor Jahren ein Vetorecht bei Regeländerungen in die Verträge mit Ecclestone schreiben. „Sollte Ferrari auf die Formel1 verzichten, wird der Rennstall Scharen von Rechtsanwälten gegen die FIA und ihren Boss einsetzen. Ferrari ist bereit, auf Schadenersatz zu klagen“, so der „Corriere della Sera“.
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