Das erste Gold? München hat es im Visier

Die Schützin Sonja Pfeilschifter soll beim Auftakt zur Heldin werden. „Des is eh nur reine Kopfsach’“, sagt ihr Trainer – und bedient sich eines ganz besonderen Tricks.
von  Abendzeitung
Sportschützin Sonja Pfeilschifter soll das erste Gold für Deutschland holen.
Sportschützin Sonja Pfeilschifter soll das erste Gold für Deutschland holen. © sampics/Augenklick

Die Schützin Sonja Pfeilschifter soll beim Auftakt zur Heldin werden. „Des is eh nur reine Kopfsach’“, sagt ihr Trainer – und bedient sich eines ganz besonderen Tricks.

PEKING In Amerika wurde sie schon gefeiert. Bei seiner traditionellen Medaillenprognose prophezeite das US-Magazin „Sports Illustrated“ Sonja Pfeilschifter den Gewinn der ersten von insgesamt 302 Goldmedaillen der Spiele. Es wäre ein Coup für die Schützin, die Münchnerin in Peking.

Gleich das erste Wochenende kann für das deutsche Olympiateam ein goldiges werden. Im Rennen um den ersten deutschen Titel von Peking kommt es vor allem zum Duell zwischen einer Schützin und drei Radlern, zwischen ruhiger Hand und schnellen Beinen.

Wer daheim mit Pfeilschifter (37) von Anfang an mitfiebern will, braucht gar nicht ins Bett zu gehen. Oder sollte früh aufstehen. Ab halb 3 deutscher Zeit steht sie in der Nacht zum Samstag erst in der Qualifikation mit ihrem Luftgewehr am Schießstand, dann vermutlich ab halb 11 im Finale. Um beim vierten Olympiastart die erste Medaille zu holen. Bisher, 1992, 2000 und 2004 scheiterte sie immer am Druck. „Olympia mog mi ned“, schimpfte sie gern, vor allem, weil es immer Ärger um ihrem Heimtrainer Hubert Bichler gab, der auch diesmal vom deutschen Verband keine Akkreditierung bekam. Dafür aber vom österreichischen, weshalb Bichler nun offiziell als Betreuer in rot-weiß-rot unterwegs ist, sich tatsächlich aber am Samstag nur um Pfeilschifter kümmert. „Sie ist jetzt viel stabiler als früher“, sagte der Coach zur AZ, „des is doch eh nur reine Kopfsach'. Vom Können her hat keiner einen Zweifel." München hat das erste Gold im Visier.

Falls es doch nicht klappt, gibt es am Samstag noch als Reserve den Schumi. Nicht Ralf Schumann, den Schützen-Schumi, den dreimaligen Olympiasieger. Er schießt nicht mehr mit der Luftpistole, dem Wettbewerb am Samstagnachmittag, er muss erst in einer Woche mit der Schnellfeuerpistole ran, weswegen er Zeit gehabt hätte, bei der Eröffnung die deutsche Fahne zu tragen. Aber die schnappte ihm nun Dirk Nowitzki weg.

Dafür hat der Radl-Schumi gute Aussichten, am Samstag beim Straßenradrennen über 245,4 Kilometer, wobei die Chancen im Einzelzeitfahren sicher größer sind. Start ist um 5 in der Früh deutscher Zeit, das Finale können Sie sich gemütlich beim späten Frühstück daheim anschauen.

Am Sonntag folgen dann noch die Frauen, sie radeln 126,4 Kilometer, fangen aber auch erst um 8 Uhr Münchner Zeit an. Als Mitfavoriten startet Hanka Kupfernagel, die hier nur über einen platten Hinterreifen im Training klagte und über die stickige Luft: „Wie eine türkische Dampfsauna“. Ansonsten aber fühlt sie sich in Bestform.

Goldkandidatin ist auch Judith Arndt, die vor vier Jahren in Athen für Ärger sorgte, als sie beim Gewinn der Silbermedaille mit Stinkefinger durchs Ziel fuhr. Weil der Verband ihre Lebensgefährtin Petra Rossner nicht für Olympia nominiert hatte.

Jetzt ist Rossner als Trainerin dabei. Auch bei Kupfernagel ist der Trainer gleichzeitig der Partner: Mike Kluge, einst Weltmeister im Querfeldeinradeln. Ob die Liebe zum Trainer auch im Wettkampf was bringt, dafür gibt es keine Gewähr. Gewehr hat nur Pfeilschifter.

Florian Kinast

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