Das Egal-wie-Endspiel

Bei der Heim-WM geht es für Deutschland gegen Angstgegner Dänemark schon gegen den Abstieg: „Dann war alles für die Katz!“
von  Abendzeitung
Jubeltraube in schwarz-rot-gold: Deutschland feiert den Halbfinaleinzug.
Jubeltraube in schwarz-rot-gold: Deutschland feiert den Halbfinaleinzug. © dpa

Bei der Heim-WM geht es für Deutschland gegen Angstgegner Dänemark schon gegen den Abstieg: „Dann war alles für die Katz!“

KÖLN So schnell geht’s: Aus Eishockey-Euphorie wird Abstiegsangst. Dem Höhenflug der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft nach dem grandiosen Auftakt-Sieg über die USA (2:1 nach Verlängerung) bei der Heim-WM folgte am Montag die harte Landung auf dem (Eis-)Boden der Realität. Das Team von Bundestrainer Uwe Krupp verlor gegen Finnland 0:1 und muss nun am Mittwoch (16.15 Uhr, Sport 1 live) gegen Dänemark noch den Absturz in die Abstiegsränge verhindern (siehe Kasten). „Das ist jetzt unser Endspiel“, sagte Krupp. „Nur weil wir hier in Deutschland sind, legt sich keiner auf den Rücken. Wir müssen dieses Spiel gewinnen, egal wie.“

Und das gegen den deutschen Angstgegner. Drei Mal trafen die Teams bisher bei Weltmeisterschaften aufeinander, drei Mal hieß der Sieger Dänemark. Bei der B-WM 1999 verhinderten die Skandinavier mit einem 6:1-Triumph gegen den großen Nachbarn dessen sofortigen Wiederaufstieg, 2005 besiegelten sie mit einem 3:2 den Abstieg der DEB-Auswahl, und im vergangenen Jahr machten sie mit einem 3:1 in der Relegation das deutsche WM-Debakel perfekt.

„Diese Bilanz müssen wir dringend ändern“, sagte Kapitän Marcel Goc. Keine leichte Aufgabe, denn die Dänen sind das Überraschungsteam dieser WM. Erst putzten sie die Finnen mit 4:1, dann die USA mit 2:1 nach Verlängerung. Und sie schlagen schon kecke Töne an: „Die Deutschen haben meiner Meinung nach nicht das Niveau von Finnland oder den USA“, sagte Dänen-Trainer Per Bäckman.

Auch Deutschlands Eishockey-Rekordnationaltorwart Joseph Heiß, jetzt Co-Trainer des EHC München, warnt vor den Dänen: „Die sind läuferisch extrem hochklassig. Wir Deutschen dürfen uns auf keinen Fall verstecken, wie wir es zu lange gegen die Finnen getan haben.“

Für das deutsche Eishockey geht es eben nicht nur um einen Sieg über den Angstgegner, sondern zugleich um die Zukunft. „Wenn wir jetzt in die Abstiegsrunde müssten, wäre diese ganze Heim-WM eigentlich für die Katz“, sagt Heiß der AZ, „klar, die Weltrekord-Kulisse auf Schalke war toll, aber das nützt dem Eishockey an sich auf Dauer nichts. Von der Handball-WM in Deutschland, dem so genannten Wintermärchen, redet man auch nur noch, weil der sportliche Erfolg so enorm war. Wenn dieser Erfolg hier ausbleiben sollte, wäre die Mission, etwas für unseren Sport zu tun, missglückt.“

Deswegen ist die Krupp-Truppe bei dieser Heim-WM nun zum Siegen verdammt. Egal wie.

Matthias Kerber

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