Das Duell der Giganten
Hockenheim - Schöne Routine bei Mercedes, einmaliges Auf-dem-Tisch-Tanzen bei BMW: Was ein Sieg beim Grand Prix am Wochenende in Hockenheim für die deutschen Hersteller bedeutet.
Die zwei deutschen Automobil-Giganten, die ewigen Rivalen im Luxusauto-Segment, haben sich angenähert. Zum ersten Mal in der Geschichte der modernen Formel 1 sind BMW und Mercedes beinahe gleich schnell. Der AZ-Vergleich.
DIE BOSSE:
Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug – unter seine Ägide fallen die WM-Titel von Häkkinen 1998 und 1999 – akzeptiert seinen BMW-Kollegen Mario Theissen als Gesprächspartner auf Augenhöhe. Hier Haug, der stämmige, bisweilen etwas bärbeißige Schwabe, dort der elegante Schnauzbartträger mit den guten Manieren aus Monschau. Hier der Ex-Journalist, dort der passionierte Ingenieur. Haug traut dem Konkurrenten aus München sogar die Weltmeisterschaft zu. „Ich würde BMW nicht unterschätzen", sagte Haug am Freitag, „die sind meistens da, wenn es irgendetwas aufzuschnappen gibt.“ Für Haugs Verhältnisse ist das ein richtiges Kompliment.
DIE RIVALITÄT:
„Mercedes ist für uns kein Wettbewerber wie jeder andere", sagt Theissen, „es herrscht eine gesunde Rivalität zwischen uns." Auf dem Automobilmarkt sowieso, jetzt auch in der Formel 1. „BMW oder Mercedes, das ist jetzt wieder eine Frage der eigenen Philosophie", sagt der Münchner Marketing-Experte Peter Ehm. Ein Formel-1-Fan, der ein Auto eines erfolgreichen Formel-1-Herstellers fahren will, kann nun auch zu BMW greifen. Auch, wenn Theissen noch glaubt, dass der McLaren-Mercedes grundsätzlich noch etwas „besser ist als unser Auto." Weil BMW-Cheftechniker Willy Rampf aber das zuverlässigere Auto gebaut zu haben scheint, hat BMW Chancen auf die WM – und auf den Sieg am Hockenheimring. „Für die Formel 1 wäre das der absolute Knaller, wenn BMW in Deutschland das Rennen gewinnen würde", sagt Ehm, „dann würden sie in München auf den Tischen tanzen."
MARKETING-KAMPF:
Wenn Heidfeld oder Kubica gewinnen sollten, würde der Triumph im Mercedes-Land stattfinden. Hockenheim liegt nur rund eine Autostunde vom Mercedes-Werk entfernt, seit dem Strecken-Umbau 2002 beherbergt Mercedes während des Rennens etliche Fans auf der Mercedes-Tribüne. „Ein Sieg hier wäre extrem wichtig", sagt auch Lewis Hamilton. „Für mich und die WM, vor allem aber auch für Mercedes."
Mehr Autos würden die Stuttgarter aber wohl nicht verkaufen nach einem Heimsieg. „McLaren-Mercedes hat sich eindeutig als internationales Team positioniert", sagt Ehm, „ein Sieg in Deutschland wäre für Mercedes eher wie eine schöne Routine." Das sehen sie bei BMW noch anders.
Filippo Cataldo
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