Das Box-Universum wird 25
HAMBURG - 32 Weltmeister brachte der Boxstall hervor. Dabei machte Besitzer Kohl bei der ersten Veranstaltung 150.000 Mark Verlust.
Er ist wie Oliver Kahn, immer weiter, immer weiter. Ich habe noch nie ein Jubiläum gefeiert“, sagt Klaus-Peter Kohl, „ich blicke lieber vor als zurück.“ Am kommenden Dienstag aber ist das anders. Da feiert er mit zahlreichen Weggefährten, Geschäftspartnern, Freunden und vielen starken Jungs dann doch: 25 Jahre Universum Box-Promotion. Rund 400 Gäste werden im Gym in Hamburg erwartet, wenn Ex-Weltmeister Artur Grigorian zu einem Showkampf wieder in den Ring steigt, flankiert von den berühmten „Nummerngirls“ Regina Halmich, Ina Menzer, Alesia Graf und Susi Kentikian.
„Ich wurde richtig zu dierser Feier gedrängt“, sagt Selfmade-Millionär Kohl, der sein Geld mit Restaurants und Imbissbuden verdiente, bevor er sich entschloss, erstmals am 24. Februar 1984 einen Profiboxabend in seiner Heimatstadt zu veranstalten. „Die Veranstaltung war finanziell ein Flop, ich habe 150.000 Mark verloren“, erzählt der 64-Jährige, „aber mir war klar, dass man investieren muss und dass ich einen eigenen Stall eröffnen muss, um Geld zu verdienen.“ Seine Träume hat sich der ausgebildete Speditionskaufmann bislang immer erfüllt. Markus Bott hieß 1993 sein erster Weltmeister. 23 männliche und neun weibliche Champions hat der Stall mittlerweile hervorgebracht. Dariusz Michalczewski, Witali und Wladimir Klitschko, Regina Halmich sowie Graciano Rocchigiani und Felix Sturm prägten unter anderem das Boxunternehmen. Der Fall der Mauer 1989 läutete für das Profiboxen in Deutschland eine neue Ära ein. „Die Grenzöffnung war ein erster Schritt Richtung Europa“, meint der Hamburger, „entscheidend ist die Qualität der Boxer und nicht die Nationalität.“ Auch im Fußball gebe es keine echten deutschen Weltstars mehr, glaubt Kohl: „Und trotzdem brummt die Bundesliga, weil das Produkt stimmt.“
Die Ostdeutschen Henry Maske und Axel Schulz brachten beim Kontrahenten Wilfried Sauerland und durch RTL den Sport in eine neue Dimension. Kohl hatte in dem eingebürgerten Polen Dariusz Michalczewski seinen herausragenden Kämpfer und das Glück, dass Premiere dessen Fights übertragen wollte: „Dadurch konnte ich den Boxstall richtig aufbauen und zwölf Veranstaltungen im Jahr durchführen.“ Der Boxstall ist auch ein bisschen wie eine Familie, aber die echte Familie steht über allem. Mit Ehefrau Ute ist Kohl seit 40 Jahren glücklich verheiratet, Tochter Gabi hat ihn inzwischen zum Großvater gemacht. Schwiegersohn Dietmar Poszwa ist in den Familienbetrieb eingestiegen und wird als Nachfolger ausgebildet. Er leitet die 2003 gegründete Spotlight Box-Promotion. `Natürlich fragt er mich manchmal um Rat, aber entscheiden tut er ganz alleine, sagt Kohl, „das ist auch ganz wichtig, damit es nicht so ist wie bei Don King. Der hat seinem Sohn Carl bis heute keine Verantwortung übertragen. ich halte das für einen Fehler.“
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