Das BaBa-Duell

München - Die Szene entbehrte nicht einer gewissen Ironie: Alex Renfroe, der Point Guard des FC Bayern nahm einen Wurf – und ein Spieler der Riesen Ludwigsburg schlug den Ball aus dem Korb, bevor er in diesen gefallen war. Jene Aktion, die sich auf Basketballdeutsch „Goaltending“ nennt, war in Spiel vier der Playoff-Viertelfinalserie – ebenfalls nach einem Wurf von Renfroe – noch die Ursache für große Diskussionen und einen Protest der Bayern gewesen. Ein Wiederholungsspiel schien deshalb eigentlich nahezu unausweichlich, bis die BBL schließlich anders darüber befand.
Das „Goaltending“ in Spiel fünf sorgte nun lediglich für ein Schmunzeln bei den Beobachtern. Denn dieses Mal führten die Bayern fünf Minuten vor dem Ende mit 77:59 und standen somit bereits als designierter 3:2-Sieger der Serie fest. Die Bayern gewannen die entscheidende Partie schließlich mit 87:76. „Wir wollten uns sportlich für das Halbfinale qualifizieren“, sagte Bayern-Coach Svetislav Pesic, nach dem sein Team das getan hatte. Dass der Protest der Münchner zuvor abgewiesen worden war, habe ihn ohnehin „nicht überrascht. Das wusste ich schon vorher.“ Sein Sohn Marko Pesic, Sportdirektor und Geschäftsführer des FCBB, kündigte im Gespräch mit der AZ aber an, dass der Verein unabhängig vom Erfolg in Spiel fünf nun weitere juristische Schritte prüft: „Das sind wir unseren Spielern schuldig.“
Zuhause macht es immer mehr Spaß
Es sei ohnehin schöner, „zuhause vor unseren Zuschauern“ in die nächste Runde einzuziehen, sagte Svetislav Pesic und verfügte (zumindest vorerst) das Ende der Debatte über die bayerische Protest-Bewegung: „Heute Abend sprechen wir über unser Spiel.“ Dabei hatte der 66-Jährige, obwohl er auf Deon Thompson (Wade) und Dusko Savanovic (Kapselverletzung am Finger) verzichten musste, „die beste zweite Halbzeit der gesamten Saison“ beobachtet. Dabei habe sein Team „neues Selbstbewusstsein gewonnen und allen gezeigt, wie wir spielen können und müssen“.
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„Wir haben gekämpft und hatten unsere Chance, aber sie waren heute einfach besser“, stellte Ludwigsburgs Chefcoach John Patrick fest. Bayerns Kapitän Bryce Taylor (14 Punkte) und Nihad Djedovic (18) hätten seinem Team „große Probleme bereitet“, sagte er noch, „und Anton Gavel hat uns auseinander genommen“. Der eigentliche Defensivspezialist, in Spiel vier so schmerzlich vermisst, explodierte förmlich – und zwar in der Offensive. Mit 24 Punkten erzielte er so viele Zähler wie noch nie für den FC Bayern. „Alter Schwede“, nannte Paul Zipser seinen deutsch-slowakischen Teamkollegen: „Er ist angeschlagen ins Spiel gegangen und macht dann so ein Wahnsinnsspiel. Wahnsinn, der Typ. Er ist einfach eine Granate.“
Hoeneß und Sammer gratulieren
Die Standing Ovations der Zuschauer hatte sich Gavel genauso verdient wie die Glückwünsche von Ex-Präsident Uli Hoeneß und Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer, der erstmals, nachdem Durchblutungsstörungen im Gehirn bei ihm festgestellt worden waren, wieder öffentlich in Erscheinung trat. „Gegen Bamberg wird es für uns noch eine Stufe schwieriger“, sagte Gavel und stellte vor dem Kräftemessen, bei dem sein Ex-Klub Heimrecht hat, klar: „Die Außenseiterrolle ist völliger Quatsch.“
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Das Ziel sei „dort ein Spiel zu gewinnen“. Die erste Möglichkeit dazu bietet sich Gavel und Co. schon am Sonntag (13.20 Uhr/Sport1 und telekombasketball.de) beim Auftakt der Serie zwischen Vizemeister und Champion. Gavel: „Sie machen sich genau so viele Gedanken über uns, wie wir uns über Bamberg machen.“
Das BaBa-Duell – Bayern gegen Bamberg – ist eröffnet.