Dann eben Weltmeister!
WIEN - Aller Kampf war vergebens – und das so kurz vor dem Ziel: Deutschland ist im Finale der Europameisterschaft an Spanien mit 0:1 gescheitert. Kapitän Michael Ballack verletzte sich während des Spiels bei einem Zusammenprall – und holte auch diesmal keinen Titel.
Eviva Espana – und Deutschland im finalen Euro- Frust! Gegen die spielstarken Spanier hat’s nicht gereicht zum EM-Titel, 0:1 gingen Jogi Löws selbsternannte Gipfelstürmer baden in Wien. Und dennoch: Im Vergleich zum Sommermärchen 2006 war’s sogar ein Schritt nach vorne. Dritter bei der WM 2006, Zweiter bei der EM 2008 – dann pack mas halt in zwei Jahren, mit dem WM-Titel in Südafrika.
Am Sonntagabend überwog die Trauer, doch am Montag werden Käpt’n Michael Ballack und seine Kumpels sicher schon wieder gefeiert. Bei der Mega- Party mit hunderttausenden Fans vor dem Brandenburger Tor in Berlin (14 Uhr, ARD und ZDF live).
„Da wollen wir den Pokal zeigen“, hatte Torsten Frings gesagt. Hat leider nicht geklappt. Sie kommen mit leeren Händen zur Party. ARD-Experte Günter Netzer, zur Feier des Tages mit rot-goldenem Einstecktuch zum schwarzen Anzug („ein Zeichen der totalen Identifikation“), lobte die Spanier: „Das sind großartige Fußballer mit unglaublicher Lauffreude.“
Richtig, die beste Mannschaft hat gewonnen. Das war eine bittere, aber faire Erkenntnis dieses Abends.
Begonnen hatte er mit einer guten Nachricht, 75 Minuten vor dem Anpfiff: Michael Ballack konnte spielen, obwohl die rechte Wade zwickte. Auch Torsten Frings stand – mit angebrochener Rippe – in der Anfangsformation. Der Kapitän umarmte Bundestrainer Jogi Löw nochmal in der Kabine, bevor es raus ging auf den Platz. Sommermärchen- Trainer Jürgen Klinsmann, der neue Bayern- Coach, wünschte von der Tribüne aus Glück: Daumen nach oben, die Botschaft hieß: Ihr packt das! Aber sie kam nicht an.
Mit Glück vermied das DFB-Team zwar einen frühen Rückstand. Lehmann konnte mit einer Blitzreaktion ein Eigentor von Metzelder (nach Xavi-Schuss) verhindern (15.). ein Kopfball von Torres klatschte an den Pfosten (22.). Dann passierte es doch: Fernando Torres, Torjäger vom FC Liverpool, setzte sich gegen Lahm durch, lupfte den Ball über Lehmann zum 1:0 ins Netz (33.). Da lachte Spaniens König Juan Carlos nebst Gattin Sofia auf der Ehrentribüne.
Lahm blieb nach der Pause wegen einer Risswunde am linken Fuß in der Kabine, wurde durch Jansen ersetzt. Hitzlsperger musste nach einer Stunde Kuranyi Platz machen, um mehr Offensiv-Power zu erzeugen. Gomez ersetzte Klose (80.). Doch außer einem Außennetz-Treffer von Ballack (61.) brachten die DFB-Stars nichts mehr zustande.
Glück für die Spanier, dass Schiedsrichter Rosetti (Italien) einen Kopfstoß von Silva an Podolski übersah und nicht mit Rot ahndete (65.). Die Spanier waren schließlich nicht mehr zu bändigen, feierten ihre Fiesta. Doch Jogis Kicker konnten sich trösten: Sie haben gegen starke Gegner verloren. Und in zwei Jahren eine neue Chance.
Patrick Strasser