Daniela Maier: Erst Tränen, dann Bronze
Peking - Wer kriegt schon immer das, was er verdient? Dass Daniela Maier sich diese Medaille nach all den Verletzungen, aber auch nach den irren Aufholjagden in Viertel- und Halbfinale verdient hatte: kein Zweifel. Aber dass der Weg da hin so lang sein würde, damit hatte keiner gerechnet. Als Vierte war Deutschlands beste Skicrosserin ins Ziel gerauscht - Minuten später war sie Dritte.
Unfaire Aktion von Fanny Smith: Ein Videobeweis sorgte für Verzögerung
Auf der Videowand wurden zunächst nur Gold für die Schwedin Sandra Näslund und Silber für Marielle Thompson (Kanada) bestätigt. Der Rest war "Under review", die Jury zog wegen einer unfairen Aktion von Fanny Smith (Schweiz) den Videobeweis heran.
Minutenlang zitterte Maier bei minus 20 Grad, blickte gebannt auf die Anzeigetafel. Dann die Erlösung: Während Smith den Kopf schüttelte, wusste Maier gar nicht, wie sie reagieren sollte.
Gelbe Karte auf der Zielgeraden
"Fanny hat durch ihr Manöver auf der Zielgeraden die Gelbe Karte bekommen. Es gibt ein relativ klares Regelheft. Wenn einer Fahrerin Absicht unterstellt werden kann und die Fahrt einer anderen deutlich verlangsamt wird, dann ist das eine Gelbe Karte", sagte der sportliche Leiter Heli Herdt, "es ist die Medaille. Da fragt morgen kein Mensch danach, wie die zustande gekommen ist."
Daniela Maier: "Das ist Skicross pur"
Verantwortlich für den Videobeweis war zwar der Deutsche Peter Krogoll, die Entscheidung traf jedoch eine fünfköpfige Jury. Anfechtbar ist Maiers Medaille nicht mehr. Sie selbst meinte: "Sie hat mir schon ein bisschen den Speed genommen. Dafür haben wir eine Rennjury. Das ist Skicross pur."
Verteidigung vom Renndirektor
Renndirektor Klaus Waldner verteidigte die Entscheidung: "Die Jury ist der Ansicht, dass Fanny Smith hätte gerade fahren können", sagte der Österreicher. Doch Smith mache einen großen Schritt nach links. "Dadurch hat Dani das Gleichgewicht und den ganzen Schwung verloren. Durch diese Aktion wurde das Resultat beeinflusst, da Dani ohne den Kontakt vorbeigefahren wäre."
Die gebürtige Furtwangerin Maier, die nach Platz drei beim Weltcup in Nakiska als Außenseiterin nach China gereist war, bescherte so dem Deutschen Skiverband die erste Olympia-Medaille in dieser Disziplin. "Weltklasse", schwärmte sie, "so, so geil. Einfach mega." Kein Widerspruch, nirgends.