Dahoam bei der Evi

Zum vierten Mal ist Evi Sachenbacher-Stehle bei Olympia dabei. Die AZ hat Vater und Bruder in Reit im Winkl getroffen. „Seit sie Biathlon macht, ist sie so glücklich“ – auch wenn die Familie daheim bleibt.  
Thomas Becker |
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Zum vierten Mal ist Evi Sachenbacher-Stehle bei Olympia dabei. Die AZ hat Vater und Bruder in Reit im Winkl getroffen. „Seit sie Biathlon macht, ist sie so glücklich.“

Reit im Winkl - Ein paar Meter entfernt vom Rathaus, in der Birnbacherstraße, steht das Geburtshaus von Evi Sachenbacher-Stehle. Gleich daneben: ein größeres, neueres Haus, mit einer Firma für Klempnerarbeiten, Installation von Heizungen und Klimaanlagen sowie dem Gästehaus Angerer. Beide Betriebe werden von Josef Sachenbacher geführt: das Handwerk vom Senior (57), der Gasthof vom Junior (31).

Wir treffen beide in der dazugehörigen Pizzeria auf ein Bier und einen Zwiebelrostbraten. Der Vater verfolgt Evis Rennen mittlerweile öfter hier – und nicht vor Ort. Nicht mal, als der Weltcup in Ruhpolding Station machte. „Er hat Stadionverbot“, sagt Seppi, der Junior, und grinst. Der Vater erklärt: „Trainer Ricco Groß hat ihr das eingeredet: ,Wenn dein Papa da ist, bist du nicht gut.’ Und sie glaubt’s auch noch! Seit 15 Jahren bin ich jedes Wochenende mit meiner Tochter unterwegs – und jetzt kommt der Ricco mit so einem Schmarrn daher!“ Lachen muss er trotzdem.

Die beiden geben sich erst gar keine Mühe, ihren Stolz auf die Evi zu verbergen. „Da hinten auf dem Feld hat sie als Dreijährige die ersten Langlaufspuren gezogen“, erzählt der Papa und zeigt auf die Hochebene, hinter der sich das Massiv des Wilden Kaisers abhebt. Immer hinterher: der zwei Jahre jüngere Bruder Seppi, der später Skispringer wurde. Bestweite: 88 Meter, immerhin. „Bis 15 bin ich gesprungen, dann gab es Wichtigeres: Mädels zum Beispiel“, erzählt er.

Irgendwann kam dann der Nachbar und hat die Evi mit in den Skiclub genommen. Mit zehn kamen die ersten Wettkämpfe, mit 14 ging’s ans Ski-Gymnasium nach Berchtesgaden: „Da hat sie einen zweiten Papa bekommen, den Seifert Jürgen, ihren Trainer“, erzählt Vater Nummer eins, „mit 18 fuhr sie zur ersten WM in der Ramsau, gewann gleich Bronze mit der Staffel, im Jahr drauf wurde sie Junioren-Weltmeisterin, und so ging’s dahin. Bis jetzt zur vierten Olympia-Teilnahme: drei als Langläuferin und nun eine als Biathletin – eine Seltenheit.“

In der Tat. Bruder Seppi sagt: „Ein sehr ambitioniertes Vorhaben, als 31-jährige Langläuferin zum Biathlon zu wechseln. Da musst du schon sehr ehrgeizig sein.“ Dabei trägt er eine gewisse Mitschuld am Wechsel: „Ich hab’ schon immer gesagt: ,Warum gehst du nicht zum Biathlon?’ Sie hat ja bei der Bundeswehr schon geschossen. Und als es bei den Langläufern schwieriger wurde, ist sie mal bei den Biathleten nach Finnland zum Trainieren mitgefahren und hat zum ersten Mal am Biathlonstand geschossen.“

Seit dem Wechsel hat der Bruder einen Wandel bei der Schwester erkannt: „Die Erfolge im Langlauf waren nicht mehr so da, und das hat man ihr angemerkt. Seit sie Biathlon macht, ist sie so glücklich. Die Biathleten gestalten halt das Training ein bissl anders, mit mehr Spaß.“

Und diese schwierige Schießerei? Sachenbacher junior sagt: „Viele sagten: ,Das wird doch sowieso nichts.’ Auch die Gäste. Ich sage dann: ,Wartet mal ab! Das kommt schon noch!’ Vom Mentaltrainer hat sie sich Tipps geben lassen und im Haus Zettelchen aufgehängt mit Erinnerungen daran, dass sie im Biathlon erfolgreich sein wird, dass sie es schafft.“ Auch der Vater war zuversichtlich, weiß er doch um den Trainingseifer seiner Tochter: „Das weiß ja kaum einer, was sich im Keller abgespielt hat. Da hat sie tausend Mal die neuen Abläufe geübt: hinlegen, Gewehr in Anschlag, aufstehen, Gewehr über, immer wieder.“ Sein Handy klingelt: Evi ist dran. „Hey Mäuslein“, flötet der Vater, „grüß mir den Ricco, den Sau-Baazi. Der soll nicht immer so einen Unsinn erzählen!“

Er legt auf, schüttelt den Kopf. Nach Sotschi wird er nicht mitfahren, aber vielleicht nächstes Jahr in die Ukraine, zur WM. „Da will sie auch noch hin“, sagt er über die Karrierepläne der 33-Jährigen, „andererseits will sie auch, dass ich mal Opa werde. Hab’ ich auch nichts dagegen.“

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