"Da hat Ribéry gefehlt"
Bayern-Frust! Nur ein 1:1-Unentschieden im Spitzenspiel gegen den Verfolger Werder Bremen. Damit ist die Chance verpasst, die Bremer im Titelrennen vorläufig abzuhängen. Hitzfeld: "Ribéry ist nicht zu ersetzen."
Chance verpasst. Die Chance, ein echtes Spitzenspiel abzuliefern. Die Chance, danach allein auf dem Gipfel zu thronen. Die Chance, die Bremer vorläufig abzuhängen. Doch das Duell der Bundesliga-Giganten endete für Tabellenführer FC Bayern mit einem frustrierenden 1:1.
Dabei hatte Uli Hoeneß gehofft, dass es ein echtes Topspiel wird. „Das ist ein Selbstgänger“, hatte der Manager gesagt. Er bezog sich auf die Motivation. Kollege Klaus Allofs jedoch meinte optimistisch: „Wir rechnen uns schon was aus.“ Und das völlig zu Recht. Denn Bremens B-Elf – ohne Sanogo, Frings, Womé und Fritz – überrumpelte die Bayern. „Ein sehr gutes Spiel: unterhaltsam, hohes Tempo, beide verstecken sich nicht. Vor allem die Bremer gefallen mir sehr gut. Sie haben angegriffen“, meinte Bayern-Präsident Franz Beckenbauer in der Halbzeit bei „Premiere“, „sie haben die Bayern damit überrascht.“ Wohl wahr, denn schon nach sechs Minuten hieß es 0:1 – durch Diego. Der Brasilianer machte in den ersten 45 Minuten den Unterschied. Lucio hatte Rosenberg ziehen lassen, nach dessen Vorlage düpierte Diego den trägen Sagnol (Beckenbauer: „Er muss aufpassen, dass er sich nicht erkältet“) und versetzte Demichelis. Beckenbauer war begeistert: „Wunderbar heraus gespielt! Sehr schön gemacht!“ Seine Analyse: „Die Bayern haben Diego einfach nicht in den Griff bekommen.“ Das Fehlen seines verletzten Bayern-Pendants, Franck Ribéry, war offensichtlich.
Überraschend dröge zweite Hälfte
Geniestreiche? Unberechenbarkeit? Gab’s weder rechts bei Hamit Altintop, noch links bei Bastian Schweinsteiger. Der Nationalspieler mühte sich, den Franzosen zu ersetzen, war fleißig und rackerte – war mit der Aufgabe aber dennoch überfordert. In Minute 67 kam für ihn Toni Kroos. Der junge Kreative hatte dann mit einem Fernschuss (73.) auch die beste Bayern-Chance der – überraschend drögen – zweiten Halbzeit.
Tonis Larifari-Schüsschen
Viel schlimmer als den Ausfall des Franzosen fand der Kaiser jedoch, dass Luca Toni – zuvor von Werder-Keeper Wiese gelegt – den fälligen Strafstoß selbst verwandeln wollte, mit einem Larifari-Schüsschen scheiterte (29./siehe nächste Seite). Immerhin: Tonis Patzer war das Signal zum Aufbruch. Bayern endlich aggressiv. Der Lohn: Der Ausgleich durch Zé Roberto (32.) – schön vorbereitet von Altintop und Toni. Dessen Sturmpartner Miroslav Klose fiel übrigens nicht auf – ein Schüsschen, eine Vorlage. An seiner Stelle durfte sich in den letzten 20 Minuten Lukas Podolski versuchen. Mehr nicht.
Es bleibt bei drei Punkten Vorsprung
Die Bayern überlegen, aber ohne Ribéry ausrechenbar. „Natürlich hat uns da Franck Ribery gefehlt, der immer wieder überraschende Dinge macht“, gab Manager Hoeneß zu, „würde er nicht fehlen, hätten wir ja nicht so viel Geld für ihn ausgeben müssen.“ Auch Trainer Ottmar Hitzfeld stimmte zu: „Ribéry ist nicht zu ersetzen.“ Es bleibt also bei drei Punkten Vorsprung. Auch wenn sich Hoeneß gelassen gab („Ich bin zufrieden, Werder ist ja keine Landkundschaft“) eine Enttäuschung für die Bayern. ps/jos