Crash-Gefahr in der Sauna

Viele Formel-1-Fahrer haben abgenommen. In der Schwüle von Sepang kann sich das rächen.
SEPANG Da hilft nur noch trinken und beten. Und hoffen, dass nichts passiert. Das schweißtreibendste Rennen war das Formel-1-Gastspiel in Sepang für die Fahrer schon immer. Dieses Jahr könnte die tropische Hitzeschlacht in der malayischen Sauna aber sogar richtig gefährlich werden für die Fahrer.
Temperaturen weit über 30 Grad, dazu bis zu 90 Prozent Luftfeuchtigkeit, ein anspruchsvoller Kurs mit vielen schwierigen Kurven – und Fahrer, die reglementbedingt im Winter ordentlich abgespeckt haben: „Es besteht die Gefahr, dass die Fahrer im Bereich der Konzentration, Koordination und Reaktion durch die tropische Hitze in Malaysia stark beeinträchtig sind“, befürchtet Johannes Peil, der Leiter der Sportklinik Bad Nauheim.
Unkonzentrierte Fahrer bedeuten in der Formel 1 fast zwangsläufig: höchste Crash-Gefahr. Peil, auf dessen Dienste einst Rekordweltmeister Michael Schumacher setzte und der heute Timo Glock und Nico Rosberg betreut, rät den Piloten darum, den ganzen Tag über viel zu trinken. Wobei dies leichter gesagt als getan ist. Bis zu sieben Liter Wasser schwitzen die Piloten in Malaysia während eines Rennens aus – in die Boliden passen aber höchstens Drei-Liter-Tanks.
Welche Folgen ein extremer Wasserverlust besonders bei einem sehr geringen Körperfettanteil haben kann, musste letztes Jahr Robert Kubica erleiden. Der BMW-Pilot hatte vor der letzten Saison sieben Kilo abgenommen, wog bei 1,84 Meter Körpergröße nur noch etwa 68 Kilo – und war nach dem Rennen zu erschöpft, um sich über seinen zweiten Platz zu freuen. Der Pole benötigte Hilfe, er wurde aus dem Auto getragen.
Vor dieser Saison legte Kubica – entgegen dem Trend – wieder drei Kilo zu. „Ich kann nicht mehr abnehmen“, sagt er, „sonst gefährde ich meine Gesundheit.“
Auch Nico Rosberg warnt immer wieder vor dem Magerwahn in der Formel 1. „Es wird gefährlich, wenn man zu wenig Fett im Körper hat“, sagt der Williams-Pilot. Der Weltmeistersohn kritisiert schon seit Monaten, dass Ingenieure die Fahrer anweisen, abzunehmen, um den Gewichtsnachteil des Kers-Systems wieder wett zu machen. „Das Klima hier macht das Fahren für Mensch und Maschine zu einer Herausforderung“, sagt Rosberg. Große Sorgen für sich selbst macht er sich aber nicht. Zwar hat auch er ein paar Pfunde abgespeckt im Winter – aber nur unter Beobachtung von Peil und seinem Ärzteteam. Sogar während des Rennens können die Ärzte sich Rosbergs und Glocks körperliche Daten ansehen und ihnen zur Not bestimmte Elektrolyte verabreichen.
fil