Covergirl für Ecclestone
MÜNCHEN - Indy-Star Patrick hofft auf ein Cockpit in der Formel1. Heidfeld freut sich schon drauf
Heidi Klum war eine ihrer Vorgängerinnen. Als Model. Wie vor ihr Klum posierte auch Danica Patrick schon im Bikini auf dem Titelblatt der amerikanischen Zeitschrift „Sports Illustrated“.
Als Rennfahrerin hat Covergirl Patrick allerdings keine Vorgängerinnen. Die 26 Jahre alte Amerikanerin gewann als erste Frau überhaupt ein Rennen in der amerikanischen Indy Car Series, dem US-Pendant der Formel 1. Das war am 20. April. Spätestens seit ihrem Triumph in Montegi haben jetzt auch die Formel-1-Teams ihre Fühler ausgestreckt nach der nur 46 Kilo schweren Rennfahrerin mit der Model-Figur. Honda-Teamchef Nick Fry hat Patrick, die in der US-Serie mit einem Dallara-Honda um Punkte kämpft, in nächster Zukunft einen Formel-1-Test in Aussicht gestellt. Und Patrick ist interessiert. „Solange es sich um einen richtigen Test handelt, würde ich die Chance gerne nutzen“, sagt sie, „die Formel 1 ist die höchste Rennklasse überhaupt, mit den besten Piloten der Welt und selbstverständlich wäre eine solche Möglichkeit das Größte.“
Die sechste Frau in der Königsklasse?
Voraussichtlich nach dem übernächsten Grand Prix in Monte Carlo (25. Mai) könnte der Test stattfinden. Wenn sich die Brünette gut anstellt, könnte sie ab nächster Saison möglicherweise schon gegen Kimi Räikkönen, Lewis Hamilton, Nick Heidfeld und Co. um Punkte in der Königsklasse des Rennsports kämpfen.
Patrick könnte die sechste Frau in der Formel 1 werden – ihre Vorgängerin Giovanna Amati durfte 1992 ein paar Rennen mitfahren, davor wurde Lella Lombardi 1974 sogar einmal Sechste. Die letzte Frau, die ein Formel-1-Auto testen durfte, war Katherine Ledge. Die Britin drehte im November 2005 ein paar Runden für Minardi, fuhr dann ebenfalls in den USA. Heute startet Ledge mit bislang mäßigem Erfolg für Audi in der DTM. Doch auch in Übersee wurde Ledge freilich als schwächer eingeschätzt als Patrick.
In der Formel 1 würde die 26-Jährige jedenfalls mit offenen Armen empfangen werden. Formel-1-Boss Bernie Ecclestone wünscht sich zur besseren Vermarktung der Serie ohnehin schon länger einen Amerikaner und eine Frau am Steuer. Mit Patrick könnte er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Männliche Kolegen: "Warum nicht?"
Und die Fahrer scheinen mittlerweile auch so emanzipiert zu sein, dass sie mit weiblichen Gegnern keine Probleme hätten. „Warum sollte eine Frau nicht in der Formel 1 fahren sollen?“, fragt etwa BMW-Pilot Nick Heidfeld, „Männer können im Auto nichts, was Frauen nicht auch könnten.“ Auch Rekordweltmeister Michael Schumacher glaubt das. „Natürlich haben Frauen das Zeug, in der Formel 1 mitzufahren“, sagt er. Aber wieso gibt es zur Zeit keine? „Weil zu wenige Frauen Kart fahren“, antwortet Williams-Pilot Nico Rosberg, „wenn mehr Frauen Motorsport betreiben würden, würden sie es auch in die Formel 1 schaffen.“
Schaffen könnte es jetzt erst mal Patrick. Und dass sie mit ihren 46 Kilo wahrlich kein Kraftpaket ist, wäre auch kein Problem. Glaubt zumindest Toro-Rosso-Pilot Sebastian Vettel. „Ich bin ja auch kein Bär und schaffe es irgendwie“, sagt der tatsächlich sehr schmächtige Heppenheimer.
Lediglich Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve will nicht wahr haben, dass Patrick eine Chance haben könnte in der Formel 1. „Der Körper einer Frau ist anders gebaut als der eines Mannes und das ist für mich die größte Hürde", meint er. Aber Macho Villeneuve war zuletzt freilich nicht mal mehr schnell genug zum Tourenwagenfahren.
Filippo Cataldo