Copados süße Rache an den Löwen

Ausgerechnet dort feierte er seine Genugtuung, wo die eingefleischten Löwen-Fans stehen und den Ex-Hachinger zuvor beschimpft hatten. Für Francisco Copado gab's nach seinem Tor über die Löwen Liebesurlaub zur Belohnung.
MÜNCHEN Francisco Copado wartet, dann springt er ab. Er liegt quer in der Luft, als er den Ball gerade noch mit dem Kopf erwischt und über die Linie drückt. Minute 20, und die Sekunden danach sind Genugtuung pur. Copado reißt die Arme hoch, dreht ab zur Eckfahne, stolziert wie ein Pfau vor der Nordkurve, wo die Löwen-Fans ihm fassungslos zusehen, wie er im Jubel seiner Mitspieler versinkt.
Die Streitfigur der Woche zelebriert ihren Triumph. Copado, der Hoffenheim mit seinem Treffer Nummer 9 zum Aufstiegsaspiranten schießt – und die Löwen abfertigt. Der 33-Jährige feierte ausgerechnet dort seine Genugtuung, wo die eingefleischten Löwen- Fans stehen und den Ex- Hachinger zuvor beschimpft hatten. Nur Hass, Hohn und Häme hatten sie für ihn übrig. Hass, der ihn zur Höchstform auflaufen ließ.
Mit Wut in die Heimat zurückgekehrt
Copado war mit Wut im Bauch in seine Heimat zurückgekehrt. Wut auf Trainer Ralf Rangnick, der ihn am Mittwoch als Kapitän abgesetzt hatte („Er soll sich nicht benehmen wie ein pubertierender 14-Jähriger.“). Vorausgegangen war die Kritik Copados an Rangnick: „Er hat wohl vergessen, wer die Tore schießt.“
Eine turbulente Woche mit einem krönenden Abschluss: Die Löwen kamen ihm gerade recht. Der Klub, gegen den er noch nie verloren hatte. Der Klub, über den er gestern – nach seinem Triumph – nur noch Verachtung übrig hatte: „Ich habe es ja schon mal gesagt: Ich würde nie für 1860 spielen. Der Verein ist mir unsympathisch.“
"Meistens antworte ich mit einem Tor"
Die Antipathie reicht zurück ins Zweitliga-Jahr 2004/2005. Rudi Bommer war Trainer, Roland Kneißl Manager der Löwen. „Damals gab es Äußerungen vom Trainer und der Vereinsführung der Sechzger“, erinnert sich der Mann für außergewöhnliche Tore, „sie meinten, ich sei nicht gut genug für 1860.“ Seitdem wird er regelmäßig mit Hass-Gesängen empfangen. „Diese Gesänge höre ich hier immer wieder“, sagte er der AZ, „das ist immer so, wenn ich gegen 1860 spiele. Meistens antworte ich mit einem Tor oder hole halt die Punkte mit.“
Beim Hoffenheimer 1:0 am Sonntag war er der Held. Trotz aller Turbulenzen unter der Woche genehmigte ihm Rangnick doch Privilegien: Der Spanier musste nicht mit dem Bus zurück nach Hoffenheim, er durfte in München bleiben.
Schließlich lebt hier seine Familie, hier soll auch der Lebensmittelpunkt nach Karriereende sein. „Ich bin 33, habe noch zweieinhalb Jahre Vertrag in Hoffenheim. Danach kommt nicht mehr viel.“ Zumindest sportlich. Und privat? Am 31. Mai heiratet er Eva, die Tochter des Hachinger Mäzens Anton Schrobenhauser, mit der er seit sieben Jahren zusammen ist und Sohn Lukas- Fernando hat. Seine Zukünftige holte ihn nach der Partie zum Kurzurlaub ab. Sie hatten was zu feiern beim Liebesurlaub: Copados süße Rache.
Thorsten Klein