Cooler Cowboy als WM-Star
Schladming - Nur das mit dem Kunststück klappte nicht. Wie einst Didier Cuche wollte Ted Ligety nach seinem zweiten Weltmeister-Titel in Schladming den rechten Ski mit einem Salto besonders spektakulär vom Fuß in die rechte Hand schleudern. Dass sein Arbeitsgerät dabei zu Boden fiel, quittierte der Amerikaner mit einem Lächeln.
Denn auch wenn der Ski-Salto vor 18 000 Zuschauern misslang: Der Cowboy aus Utah ist bereits vor seiner Spezialität, dem Riesenslalom, mit zwei Goldmedaillen der Star der Ski-WM. "Ich hoffe, dass ich da auch noch was Nettes hinlegen kann", sagte Ligety mit Blick auf seine Paradedisziplin am Freitag.
Vor lauter Freude über den zweiten Coup hatte er zuvor einen kleinen Schneetanz hingezaubert und war, bevor er sich von jeder Tribünenseite feiern lies, um den Kameramann im Zielbereich gesaust. Das Publikum tobte.
Ligety hatte es ja schon nach seinem Überraschungssieg im Super-G gewusst. "Das ist ein guter Berg für mich", sagte der US-Amerikaner vergangene Woche über den Schladminger Hang, nachdem ihm das erste Mal WM-Gold umgehängt wurde.
Richtig gefreut hat das vor allem Felix Neureuther. Wenn der Deutsche über Ligety spricht, leuchten seine Augen. Er nennt ihn "einen sehr großen Freund". Die beiden kennen sich seit Jahren, sie haben Nächte zum Tag gemacht, der Amerikaner kriegt bei seinem jährlichen Besuch bei Neureuther zuhause von Mutter Rosi Mittermaier die Unterhosen gebügelt.
"Wir sind gleich alt, haben uns im Weltcup ähnlich entwickelt", berichtete Ligety, "ich hänge eigentlich jedes Jahr ein paar Tage mit ihm in Garmisch ab." Zusammen auf dem Podium standen sie auch schon: Januar in Adelboden, Ligety gewann im Riesenslalom, Neureuther wurde Dritter.
Sein Kumpel ist für den Deutschen ganz klar "der beste Riesenslalomfahrer der Gegenwart und der vergangenen Jahre". Einzigartig stimmt vielleicht nicht ganz, aber wenn Ligety nach Gold im Super-G und Gold in der Super-Kombination am Freitag seinen WM-Titel im Riesenslalom erfolgreich verteidigt, ist er der Erste seit dem legendären Toni Sailer (1958), der bei einer WM drei Titel gewinnt.
Dreimal WM-Gold in drei verschiedenen Disziplinen hat er jetzt schon, auch das ist selten. "Ich finde das surreal", sagte Ligety nach dem Sieg in der Kombination. Neureuther war Augenzeuge beim zweiten Triumph des Freundes in Schladming: "Ich freue mich echt für ihn, ich gönne es ihm von ganzem Herzen." Wie man für einen Freund eben empfindet.
Und das Ganze beruht auf Gegenseitigkeit. Ligety findet es prima, dass sein deutscher Kumpel für jede noch so wahnsinnige Aktion zu haben ist, der Felix, sagt er, sei immer mit dabei. Ligety war 2006 schon Olympiasieger in der Kombination.
Ein Spezialist? Mitnichten. Seit dem Sieg von Turin hatte Ligety kein Kombinationsrennen mehr gewonnen. "Hat ja schon ganz lange gedauert", sagte er nun. "Cool, dass es bei einer WM ist."
Für den Riesenslalom ist Ligety nun Favorit, WM-Gold (2011) und -Bronze hat er schon (2009), dazu drei kleine Kristallkugel für den besten Riesenslalomfahrer im Weltcup (2008, 2010, 2011). Vor dem Rennen bremst er aber: "Ich habe nicht so viel Riesenslalom trainiert in letzter Zeit." Sagt einer, der vier der fünf Riesenslaloms in diesem Jahr gewonnen hat.
- Themen:
- Felix Neureuther
- Skisport