Comeback im Schwergewicht: "Huck muss sich beweisen"
Nein, 2017 war definitiv nicht das Jahr des Marco Huck. Am 1. April musste er, der von 2009 bis 2015 das Cruisergewicht mitdominiert hatte, der für seinen Kampfgeist, seine kompromisslose Härte, die seine technischen Mängel überdeckte, berühmt war, sich dem Letten Mairis Briedis klar geschlagen geben.
Am 9. September wollte er sich und der Box-Welt beweisen, dass Huck immer noch der Schrecken des Cruisergewichts sein kann.
Doch der Ukrainer Alexander Usyk erteilte Huck eine Box-Lehrstunde, der Ringrichter brach den ungleichen Kampf in der zehnten Runde ab. Erstmals in seiner Karriere (46 Kämpfe, 40 Siege, 27 K.o.s) musste sich der 33-Jährige zweimal hintereinander als Boxer der traurigen Gestalt aus dem Ring trollen.
Marco Huck stand vor Karriereende
Selbst ein Karriereende stand im Raum. Jetzt ist Huck wieder da. Im Schwergewicht! Dort, wo er 2012 gegen WBA-Weltmeister Alexander Powetkin einen seiner besten Kämpfe abgeliefert und den Russen in den letzten Runden regelrecht durch den Ring geprügelt hat. Nur der Gong und die Ringseile retteten Powetkin, der den Punktsieg zugesprochen bekam, davor, die Bretter, die die Boxwelt bedeuten, heimzusuchen und den Titel zu verlieren.
Am Samstag (20 Uhr, Sport1) gibt Huck bei Petkos Fight Night in Unterschleißheim sein Comeback. Sein Gegner: der 41-jährige Yakup Saglam. "Viele haben Marco abgeschrieben, reden nach den Niederlagen schlecht über ihn, aber keiner sagt, dass er mit Briedis und Usyk gegen zwei der besten Boxer verloren hat", sagt Alexander Petkovic, Promoter des Kampfabends, bei dem auch Jeannie, die amtierende schöne Münchnerin der Abendzeitung als Nummern-Girl auftritt.
"Marco gehört ins Schwergewicht, er musste immer um die zehn Kilo abkochen für das Limit im Cruisergewicht, das hat ihm Kraft geraubt. Usyk und Briedis sind jetzt zu schnell für ihn."
Jetzt will Huck nochmal durchstarten. "Nach dem Rücktritt von Wladimir Klitschko wird die Gewichtsklasse neu geordnet, ich rechne mir gute Chancen aus, wieder Weltmeister zu werden", sagte Huck, als er seinen Wechsel zu den nicht nur harten, sondern auch schweren Jungs verkündete.
Marco Huck: "Er muss sich beweisen"
Doch hat es Huck, der sich 2014 von seinem langjährigen Trainer Ulli Wegner getrennt hat, noch drauf? Brennt das Feuer noch in ihm? In den vergangenen Jahren hat er die Trainer reihenweise verschlissen, die technisch-taktischen Fähigkeiten haben sich beim ehemaligen Kickboxer eher zurückentwickelt. "Huck muss sich beweisen, keine Frage", sagte Petkovic, der mit Huck seit über 20 Jahren befreundet ist, "Boxen ist ein hartes Geschäft. Keiner gibt etwas auf deine Erfolge der Vergangenheit. Du bist immer nur so gut, wie dein letzter Kampf. Saglam ist kein absoluter Weltklassemann, aber auch ihn musst du erst einmal besiegen. Und: Er kann hauen."
Der Kampfabend firmiert unter dem Motto "Die Schwergewichtsnacht". Neben Huck werden Francesco Pianeta (33), der in seiner Karriere bereits zwei Mal gegen Wladimir Klitschko und Ruslan Chagaev um die WM geboxt hat, aber jeweils chancenlos war, und der aufstrebende Peter Milas in den Ring treten. Für Pianeta, der in seinem letzten Kampf bei Petkos Fight Night im Oktober 2017 gegen Kevin Johnson eine indiskutable Leistung abgeliefert hat, ist es "die letzte Chance", wie Petkovic erzählt.
"Ich habe mir gedacht, soll ich ihm nochmal eine Gelegenheit schenken? Ich habe mir gesagt, er soll gegen Milas zeigen, was er noch kann. Wenn er verliert, war es das bei uns", sagte Petkovic.
Von dem 22-jährigen Milas ist Petkovic überzeugt. "Er ist im Kopf ein Psycho, will nur gewinnen. Er kann fürchterlich hauen. Mit links und rechts. Er muss viel lernen, aber sein Potenzial ist groß. Vielleicht verliert er, aber bei mir gibt es keine Kämpfe, die verschoben sind. Lieber verliert man ehrlich, als durch Betrug zu gewinnen. Das gibt es bei mir nicht. Und darauf bin ich sehr stolz."