Clijsters im Eiltempo zur Titelverteidigung
NEW YORK - Das Frauen-Finale der US Open wurde zum Langweiler – und war nach nicht einmal einer Stunde vorbei. Kim Clijsters aus Belgien gewann gegen eine überforderte Russin Vera Swonarewa ihren dritten Titel in Flushing Meadows.
„Happy Hour“ für Kim Clijsters: Die belgische Titelverteidigerin spielte am Samstagabend (Ortszeit) im einseitigsten Finale der US Open-Geschichte mit einem Rekordsieg in Rekordzeit eine Rekordsumme ein. Durch das 6:2, 6:1 in nur 59 Minuten gegen die völlig überforderte Russin Vera Swonarewa gewann Clijsters ein Preisgeld von 1,7 Millionen Dollar. Als Zweitplatzierte der nordamerikanischen Turnierserie verdiente sie eine weitere halbe Million obendrauf. Nie zuvor in der Tennisgeschichte war eine Frau auf einen derartigen Stundenlohn gekommen.
„Ich Freude mich sehr, dass ich meinen Titel verteidigen konnte“, sagte die 27-Jährige nach der Siegerehrung, während aus den Lautsprecher-Boxen der Klassiker „Oh what a night“ dröhnte. Clijsters strahlte ebenso glücklich wie bei ihrem Sensationssieg vor einem Jahr in die Kameras. In der linken Hand hielt sie den Silberpokal und auf dem rechten Arm ihre zweieinhalbjährige Tochter Jada. „Sie ist noch zu jung, um alles zu verstehen. Sie sieht nur die Trophäe und weiß, dass das zum Siegen dazugehört“, so Clijsters.
Die Szenen mit ihrer Tochter auf dem Center Court waren fast spannender als das Finale zuvor. „Es ist schockierend, wie einseitig die Sache hier ist“, stöhnte selbst Tennis-Legende John McEnroe als TV-Experte. Clijsters dominierte ihr viertes US Open-Endspiel in Serie. Als viele der 23 000 Fans noch auf dem Weg zu ihren Plätzen waren, nutzte die Weltranglisten-Dritte nach nur 27 Minuten bereits ihren ersten Satzball.
„Ich habe alles versucht, 100 Prozent gegeben, aber ich konnte körperlich einfach nicht mithalten“, meinte Swonarewa enttäuscht. Im Halbfinale hatte sie noch die Topgesetzte Dänin Caroline Wozniacki besiegt. Im zweiten Grand-Slam-Endspiel ihrer Karriere flatterten ihr jedoch erneut die Nerven. Bereits in Wimbledon bekam sie vor knapp zwei Monaten mit 3:6, 2:6 in nur 66 Minuten von Serena Williams eine Lehrstunde.
Ihre klare Klatsche gegen Clijsters steht nun im Rekordbuch der US Open. Mit 59 Minuten Spieldauer unterbot das Finale die bisherige Bestmarke des kürzesten Endspiels von 1997. Damals hatte Martina Hingis beim 6:0, 6:4-Erfolg gegen Venus Williams 62 Minuten benötigt. Zudem stellte Clijsters den Rekord von Chris Evert ein. Die Amerikanerin erlaubte ihrer australischen Kontrahentin Evonne Goolagong beim 6:3, 6:0 im Jahr 1976 ebenfalls nur drei Spiele.
Clijsters feierte nicht nur ihren dritten Triumph nach 2005 und 2009, sondern baute auch ihre beeindruckende Sieges-Serie in Flushing Meadows auf 21 Spiele aus. Und sie fand tröstende Worte für ihre konsternierte Kontrahentin. „Ich musste sechs, sieben Finals verlieren, bis ich endlich mal eins gewinnen konnte. Daher weiß ich, Vera, wie sehr Niederlagen schmerzen können. Aber deine Zeit wird kommen“, betonte sie.
Die schwerste Aufgabe des Abends stand ihr nach dem verwandelten Matchball bevor. Clijsters kämpfte sich auf der Tribüne durch die Menschenmassen hindurch zu ihrem amerikanischen Ehemann Brian Lynch, um ihm freudestrahlend zu küssen. „Er ist nicht nur mein Ehemann, sondern auch mein bester Freund. Er steht zu mir, wenn's auch mal nicht so gut läuft – Thank you sweety“, sagte sie über die Stadion-Mikrofone. dpa
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