Claudia Pechstein wegen Blutdopings gesperrt

Schock für Fans des Eisschnelllaufs: Die mehrfache Olympiasiegerin Claudia Pechstein steht unter Blutdoping-Verdacht. Ihr Anwalt will gegen die Sperre des Weltverbandes vorgehen, der keine positive Probe vorweisen kann.
von  Abendzeitung
Claudia Pechstein
Claudia Pechstein © dpa

Schock für Fans des Eisschnelllaufs: Die mehrfache Olympiasiegerin Claudia Pechstein steht unter Blutdoping-Verdacht. Ihr Anwalt will gegen die Sperre des Weltverbandes vorgehen, der keine positive Probe vorweisen kann.

Die fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein ist wegen Blutdopings gesperrt worden. Wie die Internationale Eislauf-Union (ISU) am Freitag mitteilte, darf die 37-jährige Berlinerin aufgrund «der verbotenen Methode des Blutdopings» für zwei Jahre nicht starten.

Der Verband beruft sich demnach auf «auffällige Werte und auffällige Veränderungen der Werte» von Pechsteins Blut insbesondere bei den Mehrkampf-Weltmeisterschaften am 7. und 8. Februar im norwegischen Hamar nach den Rennen über 500 und 3000 Meter. Eine erste Meldung, wonach die Benutzung verbotener Blutdoping-Substanzen nachgewiesen worden sei, wurde korrigiert. Demzufolge liegt kein positiver Doping-Test vor, Pechstein wurde also aufgrund verschiedener Auffälligkeiten gesperrt.

Anwalt legt Berufung ein

Mit der Zwei-Jahres-Sperre würde der Traum von den sechsten Olympischen Spielen der Berlinerin in Vancouver im kommenden Jahr platzen. Ihr Rechtsanwalt Simon Bergmann hat bereits gemeinsam mit der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne Berufung gegen die Sperre eingelegt. «Es gibt keinen einzigen positiven Befund, sie ist ohne positive Doping-Probe verurteilt worden», erklärte Bergmann.

Pechstein sei allein aufgrund von Indizien bestraft worden. «Insofern unterscheidet sich dieser Fall maßgeblich von allen aktuellen Dopingfällen, insbesondere im Radsport», erklärte Bergmann. «Alle Proben von Claudia Pechstein waren negativ», unterstrich der Anwalt in einer Presseerklärung. In Pechsteins Blutbild waren anormale Retikulozyten-Werte festgestellt worden, die als Vorläufer der roten Blutkörperchen gelten. Die erfolgreichste deutsche Wintersportlerin hatte die Mehrkampf-WM im Februar wegen einer angeblichen grippalen Erkrankung nach dem ersten Wettkampftag abgebrochen und auf die Distanzen über 1500 und 5000 Meter verzichtet. In der Disziplinarkommission der ISU, die die Sperre aussprach, hatten sich drei Funktionäre zu einem Urteil durchgerungen, obwohl auch einige Gutachter eingeräumt hatten, dass die anomalen Blutwerte Pechsteins auch durch andere Ursachen hervorgerufen worden sein könnten.

«CAS muss die Sperre aufheben»

Bergmann sprach von «einem nicht rechtskräftigen Urteil eines Schiedsgerichts» und zeigte sich sicher, bei der Berufung vor dem CAS erfolgreich zu sein. «Ein neutrales Gericht wie der CAS wird auf dieser Tatsachenbasis anders entscheiden und muss die Sperre aufheben», sagte Pechsteins Anwalt. «Wenn die ISU es mitteilt, wird es wohl stimmen», reagierte Gerd Heinze, Präsident der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG), betroffen. «Es ist eine große Tragik, aber das ist noch nicht das Ende. Deshalb will ich im Moment nicht mehr sagen», erklärte Heinze.

Erste Doping-Verdächtigungen gegen die deutsche Läuferin waren im vergangenen Winter aufgetaucht, als sie einen im Vergleich zu den Vorjahren großen Leistungssprung machte. Beim Weltcup in Moskau siegte sie erstmals seit Jahren wieder mit Top-Zeiten und gewann im Januar bei den Mehrkampf-Europameisterschaften im niederländischen Heerenveen nach 1998 und 2006 zum dritten Mal den Titel. Nach der WM im Februar war Pechstein von der Bildfläche verschwunden mit dem Hinweis, dass sie nach Hamar nicht wieder zu alter Form gefunden hätte. Vor den Einzelstrecken-Weltmeisterschaften Anfang März auf der Olympia-Bahn in Richmond hatte schließlich die niederländische Moderatorin Ria Visser im NOS-Fernsehen darauf hingewiesen, dass es Doping-Gerüchte rund um das deutsche Team gebe. Empört hatten sich alle Verantwortlichen dagegen verwahrt und der Journalisten sogar mit rechtlichen Schritten gedroht. (dpa/nz)

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